eventora

Was für ein Ereignis!

Ich halte mein iPhone über den Eingangsscanner vom Veranstalter und auf der großen Tafel im Foyer erscheint die Aufschrift „Wassili Kazakos ist gerade eingetroffen“, sodass jeder sehen kann, dass ich da bin. Beim Fliegen oder bei großen Veranstaltungen kennen wir das Prinzip der E-Tickets schon. Das griechische Unternehmen awapai ist seit zwei Jahren mit dem Dienst eventora dabei, das Prinzip auf alle Arten von Veranstaltungen zu übertragen.

Die Anwendung

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Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie Gedanken um das Thema E-Ticketing bei der Organisation von Veranstaltungen gemacht und dachte auch eher, dass das ein alter Hut ist. Wenn man genauer darüber nachdenkt, eröffnen sich jedoch in diesem Bereich unzählige Möglichkeiten, neue Technologien zu nutzen, um die Abwicklung von Veranstaltungen zu unterstützen und ihnen gleichzeitig ein modernes Flair zu verleihen.

Im Zentrum des Dienstes von eventora steht die Registrierung, Bezahlung und Vergabe von E-Tickets für Veranstaltungen über einen Amazon Cloud Service. Da der gesamte Dienst online ist, kann ihn jeder Veranstalter weltweit nutzen. Um diese zentrale Anwendung herum hat eventora eine ganze Reihe von Erweiterungen umgesetzt, die für ein modernes Event-Management hilfreich sind. So kann der Veranstalter über eventora nicht nur die Bezahlung und Anmeldung abwickeln, sondern beispielsweise Umfragen bei den Besuchern starten oder ein Veranstaltungs-Tab in Facebook integrieren. Sogar ein Modul für die Bewertung und Freigabe von eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen ist enthalten.

Keine Hardware vor Ort

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass eventora gleich die ganze Infrastruktur für die Abwicklung des Events vor Ort mitbringt. Neben den E-Tickets, die man übrigens auch in das iPhone-Passbook übernehmen kann, liefert eventora auch eine App, die als QR-Scanner für die Veranstalter dient. Der Besucher hält einfach sein Smartphone über das des Veranstalters und schon ist er registriert.

„Über diesen Mechanismus haben wir schon sehr kleine Veranstaltungen bedient, die dennoch ein modernes Ticketing haben möchten, bis hin zu Veranstaltungen mit mehreren tausend Besuchern und über 100 gleichzeitigen Check-in-Schaltern“, so der Gründer von awapai und eventora, Nikos Tsamis. Hierüber kann man dann auch die Displays anbinden, die auf einer Veranstaltung ankündigen, wer gerade angekommen ist – sehr hilfreich, wenn man auf einer Veranstaltung bestimmte Personen oder Organisationen sucht.

Weltweite Verbreitung

Obwohl eventora erst seit zwei Jahren verfügbar ist und kaum Geld für Marketing ausgegeben wurde, wird der Dienst bereits von Veranstaltungen in über 20 Ländern genutzt: von Griechenland und Europa über Hongkong und Australien bis in die USA. Angefangen hat der Dienst mit wissenschaftlichen Konferenzen. „Das hat uns auch sehr bei der Verbreitung geholfen, da die Teilnehmer von wissenschaftlichen Konferenzen aus aller Welt kommen und oft selbst Veranstalter von anderen wissenschaftlichen Konferenzen sind“ so Nikos Tsamis. Die vielleicht bekanntesten Veranstaltungen, die eventora nutzen, sind viele der TEDx-Konferenzen mit über tausend Teilnehmern oder die European Ruby Conference 2013.

TEDxAthens. Die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

TEDxAthens. Mit 1500 Teilnehmer die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

Das Unternehmen und das Geschäftsmodell

Die Firma hinter eventora heißt awapai und ist schon seit über 10 Jahren am Markt. Ursprünglich hatte Nikos Tsamis sie gegründet, um Dienstleistungen im Bereich der Software as a Service anzubieten und war beispielsweise eines der ersten Unternehmen weltweit, das die Amazon Cloud Services ausprobiert hat. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen fast ausschließlich auf eventora. Bisher ist das Unternehmen ohne Fremdfinanzierung ausgekommen und baut auf organisches Wachstum. Die Finanzierung läuft über Anteile an jedem Ticket (2,95%) mit einer Untergrenze von 0,75 € und einer Obergrenze von 7,5 € pro Ticket.

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Amerikaner lesen Homer über eventora

Die vielleicht netteste Anekdote um eventora ist eine Initiative aus den USA. The Readers of Homer organisieren eine Marathon-Homer-Lesung über eventora. Vermutlich wissen die Teilnehmer gar nicht, dass sich gerade der Kreis schließt, vom antiken Griechenland hin zu moderner Event-Organisation aus Griechenland.

Venture Capital, Incubators und Co-Working-Spaces in Griechenland

Neue Infrastruktur für Startups, Innovation und Unternehmertum

Eine der interessantesten Beobachtungen, die ich in den letzten Monaten bei meinen Recherchen und Interviews gemacht habe, ist, dass sich in Athen und anderen Städten Griechenlands langsam eine ganz neue Infrastruktur an Netzwerken, Geldgebern, gemeinschaftlichen Arbeitsräumen, Veranstaltungen, Blogs und Webseiten rund um die Themen Startups, Innovation und Unternehmertum entwickelt. Die ist auch notwendig, um die neue Dynamik der Geschäftsgründungen und Innovationen zu befeuern.

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, eine vollständige Liste zu erstellen, aber ich wollte zumindest mal anfangen, die wichtigsten Initiativen, Funds, Co-Workings-Spaces etc., die mir im Laufe meiner Aktivitäten begegnet sind, aufzulisten. Ich aktualisiere die Liste, wenn mir wieder etwas Neues begegnet. Eure Kommentare zu weiteren Initiativen, die ich aufnehmen sollte, sind mir sehr willkommen!

Venture Capital, Funds

Incubators und Accelarators

Co-Working-Spaces

Weitere Initiativen:

  • opencoffee: Manche sagen, dass mit opencoffee alles begann. Am Anfang waren es 20-30 Enthusiasten in Athen, die sich regelmäßig getroffen haben. Inzwischen organisiert opencoffee regelmäßig Veranstaltungen von und für Startups mit mehreren hundert Teilnehmern in vielen Städten Griechenlands.
  • Athens Startup Weekend: Der Athener Ableger der Startup Weekend Reihe der Kauffmann Foundation. Für Studenten auch die Athens Startup Weekend University

Übersichtsseiten und Beiträge Dritter (nur englischsprachige)

Doctoranytime

Gute Verbesserung!

Ich gehe sehr selten zum Arzt. Wenn es mich dann doch mal erwischt, bin ich meist aufgeschmissen, weil ich keine Ärzte kenne, und muss erst mal bei Freunde fragen, ob sie mir einen Arzt empfehlen können. Und ob ich dann schnell einen Termin bekomme? Wenn ich im Ausland bin, wird das Ganze noch komplizierter: Wo finde ich einen Arzt, der mir helfen kann und dem ich vertrauen kann?

Arzttermin auf Knopfdruck

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Das griechische Unternehmen Doctoranytime ist seit September 2012 dabei, genau dieses Dilemma zu lösen. Der Dienst ist als Social Marketplace konzipiert, auf dem sich die Ärzte vorstellen, die Patienten sich online einen Arzt aussuchen, über die Plattform einen Termin buchen und den Arzt natürlich auch bewerten können. Die Filterung der Ärzte läuft nach Stadtteil, Spezialisierung und Krankenkasse. Eine echte Verbesserung bei der Suche nach Ärzten im In- und Ausland.

doctoranytime_Beispiel

Hier noch ein kleines Video, in dem die Idee von Doctoranytime vorgestellt wird (auf Griechisch):

Die Gründer

Die Hauptschwierigkeit beim Aufbau solcher Markplätze, vor allem wenn sie wie in diesem Fall sehr regional sind (wer will schon 2 Stunden zum Arzttermin fahren), ist es, schnell eine große Angebotsbasis in bestimmten Regionen zusammen zu bekommen. Beim Aufbau von Doctoranytime war das nicht anders und da hat es sicher geholfen, dass die drei Gründer viel Erfahrung aus komplementären Branchen mitbringen, die optimal zu Doctoranytime passen.

doctoranytime_Gründer

Für Apostolos Apostolakis, mit dem ich auch am Telefon gesprochen habe, ist es bereits das vierte Unternehmen, das er aufbaut. Er hat sich schon beim Aufbau von Taxibeat eingebracht, e-shop.gr mit aufgebaut, einen sehr erfolgreichen Online-Shop in Griechenland, und e-food.gr mitgegründet, eine Plattform für Essenslieferungen von Restaurants (vergleichbar mit Lieferservice.de in Deutschland). Er weiß also sehr gut, wie man eine solche Plattform aufbauen kann. Eleftheria Zourou bringt 10 Jahre Marketing-Erfahrung bei Procter & Gamble, Lambrakis und L’Oreal mit ein. Last, but not least gehört Maher Cherfan zum Team. Er ist auch Geschäftsführer der CCMgroup in Südosteuropa, die medizinische Ausstellungen und Konferenzen in Griechenland, der Türkei, im Nahen Osten und in Nordafrika organisiert und über 20 verschiedene medizinische Fachzeitschriften herausbringt. Bei diesem Team bin ich mir sicher, dass bald jeder Arzt und jeder Patient in Griechenland Doctoranytime kennt.

Das Geschäftsmodell

Dieses geballte Know-how hat dazu geführt, dass Doctoranytime in nicht einmal 6 Monaten bereits mit über 1.600 Ärzten zusammenarbeitet, 80.000 Besucher im Monat hat und ca. 50 Arzttermine am Tag über Doctoranytime in Griechenland vereinbart werden. Interessant finde ich auch, dass Doctoranytime nicht jede Buchung einzeln abrechnet, sondern über einen Pauschalbetrag geht, den die Ärzte monatlich zahlen. Damit bleibt der Dienst für die Patienten kostenlos und Ärzte haben kalkulierbare Nutzungskosten.

Ausbau und Internationalisierung

Aktuell ist der Dienst von Doctoranytime nur in Griechenland verfügbar und die Mehrsprachigkeit, z. B. für Deutsch und Albanisch, wird nur über eine Google-Übersetzung bereitgestellt. Noch während wir telefonierten, hat Apostolos die deutsche Oberfläche freigeschaltet. „Neben dem systematischen Ausbau des Dienstes in Griechenland und der Erweiterung um beispielsweise mobile Dienste, verfolgen wir aktuell zwei zentrale Strategien: Zum einen wollen wir Doctoranytime internationalisieren und in anderen Mittelmeerländern, wie Spanien, Italien, der Türkei und in den arabischen Ländern anbieten. Zum anderen denken wir gerade verstärkt über das Thema medizinischen Tourismus nach“, so Apostolos Apostolakis. „Von Taxibeat haben wir gelernt, wie ein solcher Dienst mit Bewertungen auch eine neue Ebene an Vertrauen und Sicherheitsgefühl geben kann, etwas, dass wir erst recht im medizinischen Umfeld benötigen“.

Ich bin gespannt wo die Reise noch hingeht. Für den nächsten Griechenlandurlaub heißt es auf jeden Fall mal: Internetadresse doctoranytime.gr merken – für den Fall der Fälle.

zerofund

Guter Rat ist wichtiger als Geld

In der Startup-Szene wird viel über Geld geredet. Wer finanziert mir das? Wie komme ich an Investoren? Oder auch einfach nur: Wie werde ich reich? Dabei weiß vermutlich jeder, der mal ein Unternehmen gegründet hat, oder es versucht hat, dass Geld bei weitem nicht alles ist. Es gibt auch genug Beispiele von Unternehmen, die quasi ohne Anfangsfinanzierung erfolgreich waren.

Wichtiger als Geld ist die Erfahrung oder der Zugang Netzwerken und Personen mit Erfahrung. Um genau diese Lücke zu schließen und auch sehr jungen technisch begeisterten Griechen zu helfen, denen das Netzwerk und die Erfahrung fehlt, wurde die Initiative zerofund ins Leben gerufen.

Die Idee

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Die Idee geht auf John Vlachoyannis von bugsense und Yiannis Varelas von weendy zurück. Beide haben das Unternehmertum auf die harte Tour gelernt, als sie vor einigen Jahren alles stehen und liegen ließen und ihre Unternehmen gegründet haben. Inzwischen sind beide Unternehmen auch ausreichend finanziert und entwickeln sich erfolgreich zwischen Griechenland und den USA. Dennoch trieb die beiden seit einiger Zeit die Idee um, auch anderen griechischen Startups zu helfen, und sie fingen an, mit Investoren und anderen Mentoren über die Idee von zerofund zu diskutieren – eine Art Netzwerk- und Mentorenprogramm für junge Unternehmer.

Die Grundidee ist quasi eine Hilfe zur Selbsthilfe: Innerhalb von 3 Monaten sollen die vielversprechendsten Geschäftsideen bei ihren ersten Schritten durch Mentoren begleitet werden. Jeder, der in Griechenland eine Geschäftsidee hatte, konnte sich bis Ende Januar bei zerofund bewerben. In mehreren Phasen werden die ausgewählten Kandidaten von der ersten Präsentation bis zu einer Beta-Version begleitet. Einer der Kandidaten hat darüber hinaus am Ende der Beratungsphase eine garantierte Finanzierung von Mind the Bridge, einem Investor, der auch schon in Weendy investiert hat, und wird 3 Monate in den USA verbringen.

Die Mentoren

Inzwischen haben sich noch weitere erfolgreiche griechische Gründer von der Idee begeistern lassen und so sind neben bugsense und weendy auch Hellas Direct, Taxibeat, e-shop, e-food, Doctoranytime, Visionmobile und weitere mit dabei. Besonders wertvoll ist vermutlich auch der Rat von erfahrenen Geschäftsleuten wie Alex Gounares, dem ehemaligen VP von Microsoft und CTO von AOL, oder Tassos Roumeliotis von Location Labs, die die Initiative als Mentoren unterstützen.

Die Phasen

zerofund hat offensichtlich einen Nerv getroffen und das Interesse war von Anfang an groß. In der ersten Phase, die bis Ende Februar 2013 ging, haben sich 154 potentielle Gründer beworben, die aufgefordert wurden, eine erste Landing-Page (Webseite) zu erstellen, in der sie ihre Idee professionell, mit Vorstellung des Teams, Video etc. präsentieren.

In der zweiten Phase mussten sie zwei Wochen lang eine möglichst professionelle Vermarktung der Idee starten und beispielsweise „likes“ auf Facebook sammeln, aber auch Spielgeld von Freunden, Bekannten, Interessenten und Familie sammeln, die die Ideen unterstützen.

Am Ende der zweiten Phasen wurden dann 12 Unternehmen ausgewählt, die auf einem gemeinsamen Event ihre Idee vorstellen haben. Neben der Präsentation der Idee war das Hauptziel, eine erste Mini-Finanzierung zu bekommen und zwar nicht für das Unternehmen selbst, sondern für den Arbeitsplatz in einem der beteiligten Coworking-Spaces (Colab, 123P), die den Teilnehmern kostenlos eine Infrastruktur zur Verfügung stellen. „Am spannendsten war es zu sehen, wie Freunde und Bekannte, die eigentlich mit Startup-Finanzierungen noch nie etwas zu tun hatten, ihre Favoriten unterstützt haben, in dem sie 10 oder 20€ in das Startup investiert haben“, so Panos Papadopoulos von bugsense, der die Initiative auch aktiv unterstützt.

In der aktuellen dritten Phase haben die Startups jetzt einen Monat Zeit, einen ersten Piloten zu entwickeln, um ihn dann noch einmal in großer Runde und vor echten Investoren vorzustellen. Die ganze Zeit werden sie mit Rat und Tat von den Mentoren begleitet.

Über diese systematische Begleitung und das Mentorenprogramm sollen die Jungunternehmer lernen, ihre Botschaft möglichst einfach zu vermitteln, oder, wie es John Vlachoiannis in einem Interview bei der Zeitrschift EMEA sagte: „Wenn du deine Mutter nicht von der Idee überzeugen kannst, wie willst du dann einen Investor überzeugen?“ (Interview auf Griechisch in EMEA). Darüber hinaus lernen sie, erste Schritte im Marketing zu gehen. Wie mache ich auf mich aufmerksam? Wie komme ich an potentielle Nutzer? Und am Ende steht natürlich, dass das Produkt möglichst schnell auf den Markt muss, um dort auch getestet zu werden.

Das Finale

Von den 12 Startups wird eins sofort von Mind the Bridge finanziert. 3 weitere kommen auf die Short-List und haben auch die Chance, finanziert zu werden.

Ich habe mir die Startups angeschaut. Viele sind sicher noch sehr rudimentär, aber einige haben ein echtes Potential. In jedem Fall bin ich mir sicher, dass alle viel bei diesem Programm lernen. Den Sieger werde ich auch hier auf dem Blog vorstellen.

locish

Der beste Ratgeber ist immer noch der Mensch

Ich war schon sehr oft geschäftlich in unterschiedlichen Städten in ganz Europa unterwegs. Zwischen Hotel, Meetings, Flughafen oder Bahnhof hat man oft etwas Leerlauf und fragt sich, ob es nicht eine gute Gelegenheit wäre, eine aktuelle Ausstellung zu besuchen, etwas Typisches für die Stadt zu essen, in eine nette Buchhandlung zu gehen oder einfach nur ein schönes Café zu finden. So ging es mir beispielsweise in Wien, als ich die Zeit bei Kaffee und Kuchen in einem typisch Wiener Kaffeehaus mit WLAN verbringen wollte. Die 3 Personen, die ich auf der Straße gefragt habe, haben mich nur irritiert angeschaut oder mir den nächsten Starbucks empfohlen … Zwar ist der Mensch wirklich der beste Ratgeber, aber wen spricht man am besten an, wenn man mitten in einer fremden Stadt steht?

Sozialer Marktplatz für persönliche Reise-Tipps

„Wirklich gute und vor allem aktuelle Tipps bekommt man nur von Menschen“ dachten sich Alex Christodoulou und Gregory Zontanos und gründeten 2012 kurzerhand locish. Das griechische Unternehmen will Reisenden eine schnelle und einfache Möglichkeit bieten, Fragen an Einheimische zu stellen. „Je dringender und wertvoller die Information ist, desto mehr ist jemand auch bereit, dafür zu zahlen“, erklärten mir die beiden Gründer.

Natürlich gibt es im Internet tausende Foren, Empfehlungsseiten wie tripadvisor oder Anwendungen wie foursquare, aber ersetzen die wirklich eine persönliche Empfehlung? Wenn man es eilig oder einfach keine Lust hat, sich stundenlang durch das Informationsrauschen des Internets zu bewegen, dann ist es Zeit, locish zu probieren.

locish bringt den Informationsbedarf von Reisenden über eine gemeinsame Plattform mit Einheimischen (Locals) zusammen. Als Reisender kann ich meinen Frage stellen und sagen, wie viel mir die Antwort wert ist. Die Frage wird an passende Personen geschickt, die dann möglichst schnell eine Antwort senden.

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Um die Sichtbarkeit und Qualität der Antworten zu verbessern, können gute Locals Auszeichnungen (Badges) bekommen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei foursquare, indem Nutzer für die Anzahl und Qualität ihrer Information ausgezeichnet werden und diese Auszeichnungen öffentlich sichtbar sind.

Das Unternehmen und die Gründer

Die beiden Gründer von locish haben viele Jahre Berufserfahrung im Marketing und in der Softwareentwicklung und eigentlich keine Not, ein neues Unternehmen zu gründen. Dennoch hat sie die Idee so sehr fasziniert, dass sie ihre Jobs gekündigt und sich auf das Wagnis eines Startups eingelassen haben. „Das Geschäftsmodell ist neu und natürlich auch die Technologien“, so die beiden Gründer am Telefon. Ob ihre Idee und das Geschäftsmodell aufgehen, wird sich zeigen, aber die ersten Zeichen sind sehr positiv: Innerhalb weniger Wochen hatten sie bereits weit über 1000 Nutzer in Athen und planen in den nächsten Monaten eine weitere Großstadt außerhalb Griechenlands anzugehen. Ihre ersten Schritte machten sie komplett ohne Budget. Wie sie selbst in ihrem Blog  schreiben, haben sie die ersten 1000 Nutzer nach 2 Monaten mit einer 0€-Kampagne erreicht – gefeiert habe sie das mit einem 5€ Champagner. Seit gestern habe sie nun auch die Mittel, ihre Marketing-Aktivitäten auszubauen: Die Plattform steht, die Software ist in den App-Stores erhältlich und seit gestern ist es offiziell: Open Fund hat die ersten 60.000€ pre-seed-Kapital dazugegeben.

Die beiden Gründer bei meinem Besuch im Januar im Colab Athens. Müde aber glücklich

Die beiden Gründer bei meinem Besuch im Januar im Colab Workspace Athen. Müde aber glücklich

Ich drücke ihnen die Daumen! Hoffentlich kann ich schon bald bei meinen Geschäftsreisen die Reisetipps per locish abrufen.

Fleksy

Magische Tastatur für Blinde, Blindschreiber und alle, die sich auf den verdammt kleinen Smartphone-Tastaturen andauernd vertippen

Neue Technologien wirken manchmal wie Magie, oder wie es Arthur C. Clark im dritten Clarkschen Gesetzt formuliert: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Seit Steve Jobs das tastaturlose Telefon erfunden hat, verzweifeln ganze Generationen T9-gewohnter Viel-SMSler oder Blackberry-Manager, die sich plötzlich bei dem tapsigen Getippe auf ihrer Mini-Tastatur völlig uncool fühlen. Ernster ist das Ganze für Blinde, die an den glatten Edeltelefonen überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr haben, wo sich die einzelnen Buchstaben befinden.

Die beiden griechischen Unternehmer und Gründer von Syntellia, Ioannis Verdelis und Kostas Eleftheriou, haben sich dieser Herausforderung angenommen und wollen mit Fleksy eine Tastatur für Smartphones schaffen, die sogar noch Worte erkennt und vorschlägt, wenn man alles falsch getippt hat.

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Wie wild auf dem Display tippen und trotzdem richtig schreiben

Autokorrektur bei kleineren Tippfehlern kennt man schon von klassischen Office-Programmen. Die Forschung hat sich jahrelang auf klassische Keyboards gestützt und wurde vermutlich kalt erwischt, als man ihr die Keyboards sprichwörtlich unter den Fingern weggezogen hat. Es gibt zwar bereits erste Ansätze, das Problem zu lösen, wie Swiftkey oder Swype, bei denen man auf der Tastatur wischt, statt zu tippen, aber Fleksy setzt noch einen drauf.

Wenn man sich die beiden Videos anschaut, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus:

Und noch verrückter ist dieses Interview mit TechCrunch, bei dem die beiden Gründer das Keyboard in der neuesten Beta-Version gleich ganz verschwinden lassen:

Die Technologie hinter der Magie

Auch wenn die Versuchung groß ist, an Magie zu glauben, wenn jemand ohne Tastatur auf dem Bildschirm tippt und dabei noch sinnvolle und korrekte Sätze schreibt – es gibt natürlich einen technologischen Ansatz dahinter. „Wir haben uns eigentlich mit neuen Ansätzen im Bereich der Bilderkennung beschäftigt und da ist Kosta aufgefallen, dass der Ansatz viel besser für Tastaturen passt“, so Ioannis Verdelis. „In Ergänzung zu zahlreichen anderen Algorithmen versucht Fleksy zu verstehen, wo der Benutzer gerade den Buchstaben auf der Tastatur vermutet, statt sich an der tatsächlichen Position zu orientieren“, erklärt Ioannis. Hintergrund ist, dass jedes Wort ein einmaliges Muster auf der Tastatur bildet, also beispielsweise das Wort „banana“. Fleksy versucht daher diese Muster, die der Benutzer auf die Tastatur tippt, zu erkennen und Wörtern zuzuordnen. Das führt dazu, dass selbst, wenn man alle Buchstaben falsch tippt, Fleksy immer noch erkennt, was man eigentlich eingeben wollte.

Im folgenden Bild habe ich mal versucht, das zu verdeutlichen:

Banana

Zusätzlich bietet Fleksy noch einige Hilfsmittel an. So schlägt Fleksy weitere Worte vor, die man durch schieben nutzen kann, und, was besonders hilfreich für Blinde ist, Fleksy liest die Eingaben und Interaktionen vor (ein Feature, dass man als Sehender natürlich ausschalten kann). Im Netz habe ich noch ein nettes Video von einem Blinden gefunden, der gerade Fleksy ausprobiert:

Das Unternehmen und die Gründer

Das Unternehmen hinter Fleksy heißt Syntellia und wurde von Kostas Eleftheriou und Ioannis Verdelis erst 2012 gegründet. Beide sind in Athen zur Schule gegangen und kennen sich seit über 10 Jahren aus ihrer gemeinsamen Studienzeit.

Gründer bei der Arbeit

Während Ioannis sehr erfolgreich als Unternehmensberater in England gearbeitet hat, hat Kostas erste Startups in den USA gegründet. Unter anderem auch BlindType, das sich ebenfalls mit der Verbesserung des Tippens auf Tastaturen beschäftigt hat, und das Google 2010 samt einiger Konzepte in dem Bereich gekauft hat.

Übrigens: Obwohl Fleksy als App zur Verfügung steht, ist das eigentliche Unternehmensziel, die Technologie an Hersteller und Telekommunikationsanbieter zu lizenzieren, sodass sie irgendwann auf jedem Smartphone integriert wird. Aktuell gibt es neben der englischen noch eine spanische Version. Eine deutsche Variante ist in Planung.

GoodLuck

dealingers

Neueste Gadgets billiger kaufen

Die Gründung und Erfolgsgeschichte von ebay in den 1990er Jahren ist inzwischen legendär. Die Idee, Auktionen ins Internet zu bringen, war bahnbrechend und wurde oft und ohne große Erfolge kopiert. Einige frühe Klone, wie das deutsche Startup Alando, haben es immerhin geschafft, aufgekauft zu werden, andere sind einfach untergegangen. ebay ist und bleibt bis heute die Adresse, wenn es um Auktionen im Internet geht. Aber wie das so ist, alle 15 bis 20 Jahre kommen neue Ansätze auf dem Markt, die versuchen, mehr dem Zeitgeist entsprechen.

Das griechische Unternehmen dealingers hat sich auf die Fahne geschrieben, die Grundidee einer Auktion (konkurrierende Preisangebote um ein Produkt) neu zu definieren. Hierfür haben sich die Gründer Ilias Pantelakis und Jacko Carasso ein neues Geschäftsmodell überlegt und in die Tat umgesetzt. Der erste Erfolg zeigt, dass es funktioniert.

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Das Prinzip: Setzen, sehen, günstiger kaufen

Wenn ich von Zeitgeist spreche, meine ich so etwas wie die riesigen Schlangen, die sich vor den Geschäften (Stores) von Apple bilden, wenn mal wieder das neueste iProdukt auf den Markt kommt. Jeder will heutzutage das neueste, beste, schnellste Gerät haben, am besten, direkt nach Erscheinen. Aber nicht jeder ist bereit, dafür auch den Listenpreis zu zahlen. „Wir konzentrieren uns mit dealingers auf das Segment von hochpreisigen, neuen Produkten und bieten eine einmalige Möglichkeit, diese Produkte weit unter dem Listenpreis zu erwerben“, so Ilias Pantelakis. Die Plattform hat immer eine Auswahl an neuesten Produkten im Angebot. Viel Elektronik, wie Smartphones, Fernseher oder Computer, aber auch mal Damenhandtaschen von Louis Vuitton (Listenpreis 320€). Als Benutzer sieht man das Produkt und den Listenpreis sowie den Button „Schieben um zu sehen“. Will man den aktuellen Preis sehen, zahlt man einen Euro und hat dann sofort und für 10 Sekunden die Möglichkeit, das Produkt zu dem angegebenen Rabatt zu kaufen. Ist einem der Preis immer noch zu hoch und man kauft nicht, senkt sich der Preis automatisch für alle anderen Benutzer um 50 Cent. Mit jedem Klick und jedem Benutzer, dem der Preis immer noch zu hoch ist, wird das Angebot für alle anderen günstiger, bis schließlich einer zuschlägt.

Produkte

„Der Clou ist, dass selbst beim ersten Schieben der Preis mindestens einen Euro billiger ist als der Listenpreis. Man kann also quasi gar nicht verlieren. Benutzer, die ein hohes Risiko eingehen wollen, können auf eine weitere Reduktion warten, Benutzer, die einfach nur ein paar Prozent Rabatt haben wollen, können direkt kaufen“ so Ilias Pantelakis.

Hier noch ein Video zu dealingers (auf Deutsch):

Rabatte und erste Kunden

Während man die Preise beobachtet und sich überlegt, ob man kaufen soll oder nicht, kann man links auch sehen, für welchen Preis ähnliche Geräte in früheren Auktionen verkauft wurden. Die Preise schwanken natürlich je nach Risikobereitschaft der Teilnehmer. „Manchmal sind es nur ein paar Prozent, manchmal auch 50% oder 70% auf den Listenpreis, wie ein iPod, der von 199€ auf 54€ gefallen ist“, so Ilias. Zu den ersten Nutzern und Testern gehörten übrigens zwei weitere griechische Gründer, nämlich die von NOOWIT und incrediblue.

Das Unternehmen und das Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell von dealingers liegt auf der Hand. Sie investieren einen Euro in jeden, der es ausprobieren will. Mit jedem Klick geben sie 50 Cent an die Benutzer zurück und behalten 50 Cent ein. Je günstiger es für den Käufer wird, desto mehr verdient auch dealingers. Sie selbst bezeichnen es als eine Art „reverse auction“, wobei ich sagen würde, dass es etwas weiter geht, da nicht die Menge der gekauften Produkte den Preis reduziert, sondern die Menge der Teilnehmer – also eher eine „crowd auction“.

dealingers_founder

Angefangen hat dealingers Anfang 2012. Die Gründer haben selbst 100.000€ investiert und haben bereits ein erstes Seed-Funding von 150.000€ erhalten. Im November 2012 haben sie noch beim Startup-Wettberwerb „Get in the Ring“ in Griechenland den ersten Preis gewonnen. Obwohl die Plattform erst im Oktober 2012 freigeschaltet wurde, hat sie in Griechenland alleine schon fast 10.000 Nutzer. dealingers expandiert aktuell in die USA. Aber auch in Deutschland kann man den Dienst bereits nutzen – ist ja alles online und es gibt auch eine deutschsprachige Oberfläche.

Aktuell verhandeln die Gründer von dealingers mit weiteren Investoren aus den USA, um die internationale Vermarktung voranzubringen.

Hier noch die Präsentation (Pitch) auf der der Veranstaltung zu „Get in the Ring“ im November 2012:

Ich gehe davon aus, dass das Team den Sprung über den Atlantik schafft. Ich wünsche ihnen noch viel Erfolg.