#GRStartupScene am Scheideweg

Ich bin zurück. Nach ein paar Wochen mit viel Arbeit und wenig Zeit und dann drei Wochen Urlaub, lege ich wieder mit neuem Elan los. Es gibt viel zu erzählen über neue Innovationen und Startups aus Griechenland. Am Wochenende kommt mein neuer Beitrag zu einem weiteren interessanten Tech-Startup raus.

Bis dahin, hier einmal eine andere Perspektive auf das, was in Griechenland so los ist. Diesmal durch die Brille von Demetrios Pogkas, einem in Athen sehr bekannten Startup-Journalisten (Kurze Bio am Ende des Beitrags*). Er ist vielleicht etwas pessimistischer als ich, aber eine andere Sicht ist ja auch mal gut. Passt also prima zu diesem Blog und ich freue mich, dass ich hier einen seiner aktuellen Beiträge veröffentlichen darf.

Der Beitrag wurde ursprünglich auf Englisch geschrieben und dann ins Deutsche für das Magazin „Berlin Valley“ (http://berlinvalley.com/) übersetzt und in der Oktoberausgabe veröffentlicht. Anlass war die nächste Startup Safary in Athen, die im November 2015 startet.

Nun also ein bisschen Werbung für die nächste Startup Safary Athens:

und mein Bericht darüber vom letzten Jahr: Startup Safary Athens 2014

Ich habe den Beitrag unverändert gelassen und nur ab und zu einen weiterführenden Link eingebaut. Das Original als PDF findet ihr, zusammen mit vielen anderen interessanten Beiträgen, unter http://berlinvalley.com/.

Beitrag von Demetrios Pogkas (*) erschienen im Berlin Valley Magazin, Oktober 2015

#GRStartupScene am Scheideweg

Griechenland hat ebenfalls eine gefeierte Startup-Szene. Doch die ist in Gefahr

Griechenland ist seit Jahrzehnten für viele, verschiedene Dinge bekannt. Seine historische Vergangenheit, seine Kultur und Traditionen, seine Touristenziele, sein Essen und seine Produkte. Wofür Griechenland bisher nicht wirklich bekannt war, ist seine Technologie und die Fähigkeit globale Unternehmen in diesem Sektor aufzubauen. In den letzten Jahrzehnten hat Griechenland Dutzende von Multimillionären hervorgebracht, die meisten davon tätig im Schiffsverkehr oder Baugewerbe. Der IT-Sektor jedoch, war bisher nicht wirklich unser Ding.

In den letzten Jahren aber, als Griechenland durch die Wirtschaftskrise im internationalen Medienfokus stand, gewann auch die Tech- und Startup-Szene, welche vornehmend in der Hauptstadt Athen angesiedelt ist, zunehmend an Aufmerksamkeit.

Die ersten High–Tech-Gründungen gab es in Athen bereits 1990, zusammen mit dem Rest der Welt. Griechenland erlebte zwar nicht die dot.com-Blase, wie es in den USA der Fall war, jedoch mussten auch hier die ersten griechischen News-Portale, Online-Shops, Auktionshäuser etc. wieder geschlossen werden. Anfang 2000 sprossen dann die ersten griechischen, global tätigen Digital-Unternehmen aus dem Boden.

Firmen wie InternetQ, Upstream, Velti und GLOBO wurden in den Startup-Metropolen London und New York heiß diskutiert. Später in diesem Jahrzehnt trugen große Online-Reiseagenturen wie AirFastTickets, TravelPlanet24/Tripsta, AirTickets und PameDiakopes die Fackel der großen, griechischen Online-Unternehmen weiter.

Die Wurzeln für das, was die heutige Startup-Szene Athens geformt hat, liegen in 2008/2009 und der Community der Open Coffee Meetups, die bereits 2006 gegründet wurde.

Dieser Community gelang der Durchbruch in 2009/2010, als die neugewählte Regierung PASOK unter George Papandreou nicht nur ein schmerzvolles Sanierungsprogramm für die griechische Wirtschaft auf den Weg brachte, sondern auch die öffentliche Diskussion für Unternehmertum und Startups als neues Zukunftsmodell für Griechenland anregte.

Schon in 2009 etablierten sich die ersten Fonds für Start- und Risikokapital durch die Unterstützung der Open Office Community, der Piraeus Bank (aktuell Griechenlands größte Bank) und privaten Investoren.

Ein Schlüsselmoment an Inspiration für die griechische Startup-Community war definitiv die Gründung von Taxibeat – Athens größter Taxi-App, die 2011 gegründet wurde. Inmitten von Taxifahrer-Streiks und Demonstrationen gegen Maßnahmen, die ihren überregulierten und überbeschützten Markt etwas auflockern sollten. Der Erfolg Taxibeats’, der in den kommenden Monaten und Jahren folgte, wurde eine Inspiration für viele andere Gründer.

Der Katalysator für das griechische Startup-Ökosystem, welches ihm zu seiner heutigen Größe verhalf, war die Errichtung des JEREMIE Fonds in 2012 (ein Programm, das zu 70% von der Europäischen Union gefördert wird und zu 30% von privaten Investoren).

In 2013 habe ich persönlich aufgezeichnet, dass 55 Millionen US-Dollar in griechische Startups geschüttet wurden, während die letzten, offiziell verfügbaren Daten für 2015 eine Summe von 30,6 Millionen US-Dollar bzw. 8,15 Millionen Euro aufzeigen. Der JEREMIE Fonds ist für die Startups eine Hauptbezugsquelle für Startkapital und dem Zugang zu weiteren Deals mit privaten Investoren und Business Angels, sowie einigen britischen und amerikanischen Fonds in späteren Finanzierungsrunden.

Innovative Unternehmer in Griechenland werden mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert, von begrenzt verfügbarem Venture Capital, bis hin zu hoher Bürokratie und nur eingeschränkter, internationaler Erfahrung. Oft wird ein griechisches Startup außerhalb von Griechenland registriert und etabliert (meist in Großbritannien oder den USA) und dann eine Tochtergesellschaft gegründet, die in Griechenland sitzt und operiert. Das Kernteam arbeitet dann hier, während ein oder zwei Gründer die Geschäftsentwicklung von außerhalb des Landes vorantreiben.

Mit der Wirtschaftskrise in Griechenland, die alles noch erschwert hat, ist die griechische Startup-Szene an einem Scheideweg, bei welcher ihr auch der Untergang droht. Die neuesten Kapitalverkehrskontrollen machen es vielen Tech-Unternehmern (vor allen denen ohne Venture Capital) schwer, Geld zu überweisen oder auch nur für ihre Domain, ihr Hosting oder die Suchmaschinenkampagnen zu zahlen. Aber das wirkliche Problem wird erst entstehen, wenn Griechenland nicht bald ein neues JEREMIE-Programm entwickelt, um seine Startups auch in Zukunft zu finanzieren.

Freilich hat der JEREMIE Fonds und sein Netzwerk-Effekt (mit Erfolgs- und Misserfolgsbeispielen, Serienunternehmern und erfahrenen Managern) nicht nur die Entwicklung seiner geförderten Unternehmen nach vorn katapultiert, sondern auch die des gesamten Unternehmertums in Athen und ganz Griechenland. Ihre Investitionsperiode endet in 2015 und bisher wurde noch keine offizielle Weiterführung bekanntgegeben. Es kommt hinzu, dass es noch keinen wirklichen Markt für innovative Investitionen aus dem privaten Sektor gibt.

Ganz sicher werden die besten Startups und Gründer einen Weg finden, sich auch außerhalb von Griechenland eine Förderung zu sichern und dies geschieht auch bereits, aber ohne eine massive Steigerung der Förderungsoptionen, könnte das gefeierte #GRstartupscene früher oder später wieder aufgelöst werden müssen.

Startup Profile:

Obwohl noch jung und aufkeimend, konnte das griechische Startup-Ökosystem in den letzten Jahren bereits einige erfolgreiche Startups hervorbringen und hält daneben auch noch vielversprechende Kandidaten bereit.

Untenstehend einige Unternehmen beider Beispiele:

BugSense: 2011 von zwei Ingenieuren gegründet, konnte es bereits 110.000$ im Silicon Valley einstreichen. Ihr Produkt, eine Fehlertracking-Plattform für App-Entwickler, wurde von seinen Kunden sofort geschätzt und geliebt und der Umsatz kurbelte die Expansion von sich aus an. 2013 wurden sie vom NASDAQ-gelisteten Unternehmen Splunk akquiriert, um deren mobile Präsenz im Bereich Business Intelligence auf dem amerikanischen Markt nach vorne zu bringen.

AbZorba Games: Ein Anbieter von sozialen Online-Casinospielen, der in Heraklion auf Kreta startete und dann nach Athen übersiedelte. 2011 mit einem Business Angel aus Griechenlands StartTech Projekt gestartet, holten sie sich 2012 Co-Founder und CEO Andrew Hughes aus Großbritannien ins Boot, um die internationale Geschäftsentwicklung voranzutreiben.

Die zunehmende Etablierung, eine Partnerschaft mit der riesigen, mobilen Plattform Tango.me und das Überschreiten der 3 Millionen-Nutzer-Marke waren wesentliche Meilensteine, bevor sie durch GreenTube, einer Tochtergesellschaft von Novomatic, einem österreichischen Glückspielgiganten akquiriert wurden.

e-food: Online-Lieferservice-Apps sind auf der ganzen Welt im Kommen und Griechenland ist da keine Ausnahme. Der dominierende, lokale Player ist e-food.gr, welches 2012 von Serienunternehmern und privaten Investoren gegründet wurde. Von 20.000 monatlichen Bestellungen Ende 2012, schossen sie Ende 2014 auf 150.000 Bestellungen pro Monat. Als Rocket Internet’s Lieferheld Yemeksepeti (in der Türkei und im mittlerem Osten dominierend) akquirierte, bekamen sie auch Click Delivery, Griechenlands zweitgrößter Player auf diesem Gebiet. Daher schnappten sie sich auch e-food und besitzen dadurch heute 50% des griechischen Marktanteils.

Workable: Gehandelt als der nächste Multimillionen-Exit der griechischen Startup-Szene, startete Workable 2012 mit Ex-Topmanagern von Upstream (welche die Erstfinanzierung zur Verfügung stellten. Bis zum heutigen Tag hat ihre Software für Einstellungsprozesse in Unternehmen 7 Millionen US-Dollar von griechischen und israelischen Wagniskapitalgebern eingenommen (letztere waren North83, ehemalige Partner von Greylock, einem der ursprünglichen LinkedIn Investoren). Seit 2014, werden Geschäftsentwicklung und Verkauf von Boston aus geregelt, da die USA der größte Absatzmarkt für das Unternehmen ist.

Resin.io: Mit einer A-Runden-Finanzierung von 3 Millionen US-Dollern durch den Top Silicon Valley-Fonds Draper Fisher Jurvetson (DFJ) und privaten Investoren setzten sie die Segel, um die Schlüssellösung für die Verwaltung mehrerer, mobiler Geräte in unserer vorherrschenden Internet-Ära zu werden. Entwickler müssen nur ihren Code eingeben und die Plattform händelt alles andere. Während Management-Teams in Großbritannien und den USA sitzen, arbeitet ein großes Forschungs- und Entwicklerteam von Athen aus. Ein typisches Schema für griechische Startups mit globalen Ambitionen.

Pollfish: Sie entwickelten ein neues Monetarisierungsmodell für App-Entwickler, welches Unternehmen erlaubt, wertvollen Zugang zu Nutzerinformationen und Kundenmeinungen zu gewinnen. Partnerunternehmen stellen Umfragen auf Pollfish ein, Entwickler bauen Pollfishs’ Software Development Kit in ihre App ein und die Nutzer beantworten die Umfragen um Guthabenpunkte zu bekommen oder Preise zu gewinnen. Nach Erstfinanzierungsrunden bei griechischen Wagniskapitalgebern und privaten Investoren, heimste Pollfish zuletzt 2,5 Millionen US-Dollar aus griechischen und internationalen Fonds, sowie von Business Angels ein, da auf dem amerikanischen Markt ein stark wachsender Markt für dieses Geschäftsmodell besteht.

Demetrios Pogkas*Demetrios Pogkas ist Athener Journalist, der vor allem über Wirtschaft und Technologien schreibt. Sein journalistischer Schwerpunkt liegt auf der Berichterstattung zu griechischen Startups und Investoren. Seine Berichte sind unter anderem in EMEA.gr, Startupper.gr, The Huffington Post Greece, The Global Post, Fortune Greece und vielen Zeitschriften erschienen. Dimitris freut sich über Kontakte oder Rückfragen z. B. auf Twitter unter @pogkas, Facebook unter /demetrios.pogkas und natürlich über Kommentare auf seinem Blog http://www.demetriospogkas.com/Blog.

 

Campus Bus

Aktiv werden, unternehmerisches Handeln fördern

Ich bin sprachlos. Dachte ich. Ich bin machtlos. Dachte ich. Doch es sind genau diese Momente, in denen ich Personen begegne, die sich nicht von den aktuellen Ereignissen unterkriegen lassen.

Einer von ihnen ist Stavros Messinis, der unermüdlich in seiner Mission ist, unternehmerisches Handeln in Griechenland und Europa zu unterstützen. Zusammen mit seiner Frau Maria Calafatis betreibt er The Cube, den größten Coworking-Space in Griechenland, und ist in Deutschland vermutlich der bekannteste Startup-Grieche: als Moderator bei den Startup Weekends in Saarbrücken oder Hamburg und natürlich als Oberpirat auf dem Pirate Summit in Köln.

Campus-Bus-TeamEine seiner vielen Initiativen ist auch der Campus Bus. Letzten Sommer ist er mit einem kleinen Bus und seinem Team in 5 Monaten in 12 Städten Griechenlands gewesen, um über 2000 Personen, wie er selbst sagt „einen kleinen Schubs“ zu unternehmerischem Handeln und Gründen zu geben. Es sind solche Grassroot-Bewegungen, die sich aktuell überall in Griechenland bilden, und die es gilt zu unterstützen.

Dieses Jahr will er die Aktion wiederholen und – vielleicht mit eurer Unterstützung – noch größer aufziehen. Da ein solches Unterfangen auch Sponsoren benötigt, hat er eine Indigogo-Kampagne gestartet, an der sich jeder mit ein paar Euro beteiligen kann.

Ich würde mich natürlich freuen, wenn ein paar meiner Leser, die gerade sprachlos die Nachrichten hören, einfach mal selbst aktiv werden und genau denen helfen, die versuchen, ein anderes Griechenland jenseits der politischen Verkrustungen zu aktivieren.

Hier geht’s zur Kampagne: https://www.indiegogo.com/projects/campusbus-greece#/story

Wie kann ich in Startups investieren?

Crowdinvesting in griechische Startups mit Open Circle

Das habe ich schon oft gehört: “Ist ja alles toll, was du hier schreibst, aber kann ich auch in die Startups und Unternehmen investieren?“. Die Antwort lautet natürlich „ja“, allerdings ist es nicht ganz einfach. Mal abgesehen von einer gewissen Bürokratiehürde, die bald als olympische Disziplin eingeführt wird, ist auch der Kreis derer, die mal nebenbei ein paar hunderttausend Euro in ein Innovationsunternehmen stecken können, doch relativ überschaubar. Und selbst, wenn man das kann, möchte man sich vielleicht erst einmal etwas herantasten und nicht gleich alles auf eine Karte setzen – immerhin sind frühe Investitionen in Innovationen nicht nur mit hohen Renditechancen, sondern auch mit sehr hohen Risiken verbunden.

OpenCircle_StartseiteAus dieser Überlegung heraus entstehen (vor allem in Europa) immer mehr sogenannte Crowdinvesting-Plattformen. Die Idee ist einfach: Ein zentraler Träger (die Plattform) trifft eine Vorauswahl, hilft den Startups bei der Präsentation, macht die Unternehmensprüfung („due diligence“) und koordiniert die gesamte Abwicklung der Investitionen. So weit, so gut.

Das magische Wort ist „Crowd“. Statt 2-3 großer Investoren organisiert die Plattform viele Kleininvestoren, die zusammen investieren. Das hat mehrere Vorteile: Auch Personen mit einem kleineren Portemonnaie können sich an Startups beteiligen, man kann das Risiko selbst etwas streuen, indem man sich an mehreren Unternehmen beteiligt und – ebenfalls nicht unwesentlich: Die Beteiligung durch viele kann einen viralen Effekt bewirken, da viele Kleinanleger über ihre Investitionen sprechen, diese fördern und somit das Unternehmen und deren Produkte bekannter machen.

Open Circle

Seit diesem Jahr gibt es nun auch in Griechenland die erste Crowdinvesting-Plattform mit dem Namen Open Circle. Das Unternehmen hinter Open Circle heißt Parnasse und wurde von Socratis Ploussas, Xenofon Krokkidis und Youri Dabrowski gegründet. Bisher haben sie das gesamte Unternehmen selbst finanziert und entwickelt. Sie sind also, wenn man so will, selbst ein Startup. „Unser Hauptanliegen aktuell ist es, Vertrauen aufzubauen und die Plattform auf solide Füße zu stellen“, so Socratis im Interview.

Um das zu erreichen, haben sie sehr viel Arbeit und Detailliebe in die Rechtskonformität gesteckt, was in Griechenland (und vermutlich auch in Deutschland) bei so einem Projekt nicht ganz trivial ist. Aber der Lohn der Anstrengungen ist, dass sie jetzt offiziell gestartet sind und gleich mit zwei Startups, die es in sich haben: Sowohl von ArkAnlytics als auch von Pinnatta wird man demnächst sicher noch einiges hören (u. a. natürlich auf diesem Blog).

OpenCircle_Startseite_InvestmentOpportunitiesWie kann man investieren?

  • Wenn man Investor werden will, muss man sich über die Plattform registrieren (Ausweis und Wohnortnachweis), sodass man freigeschaltet werden kann.
  • Das Startup bestimmt die benötigte Gesamtmenge und die minimale Beteiligungshöhe.
  • Interessiert man sich für eins der Startups, meldet man das und überweist den Beteiligungsbetrag.

Der Deal kommt nur zustande, wenn sich genügend Investoren gefunden haben.

OpenCircle_Startseite_How-it-WorksIn der Anfangsphase liegen die Investitionen bei Open Circle noch in der Höhe von 5.000 €-25.000 € pro Investor. Ziel ist es aber, mittelfristig immer kleinere Beträge und mehr Investoren pro Startup zu bekommen.

Besonders interessiert ist Open Circle natürlich auch an Investoren außerhalb Griechenlands, sei es die griechische Diaspora oder einfach Leute, die davon überzeugt sind, dass man trotz oder gerade wegen der Krise in Griechenland bzw. griechische Startups investieren sollte, die auch international nicht nur mithalten, sondern brillieren können.

Athen: Free Thinking Zone

Das ist zwar keine technologische Innovation, aber mir gefällt, wie die Free Thinking Zone als Prototyp für zukünftige Buchhandlungen dienen könnte: „Die Free Thinking Zone ist nicht einfach nur eine Buchhandlung, sondern ein Knotenpunkt für progressive Gedanken, Konzepte und Themen, um die zeitgenössischen Probleme aktiv anzugehen“. Übrigens arbeiten die auch eng mit der griechischen Startup-Szene zusammen.

Vouliwatch

Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung

Die alten Griechen haben viel über Staatsformen nachgedacht. Das ist vermutlich bekannt. Nach Analyse ihrer jeweils aktuellen Situation haben sie sich ihre Gedanken gemacht und neue Modelle zur Beschreibung der Staatsformen entwickelt und teilweise angewandt –im Streben, korrigierend einzugreifen und eine kontinuierliche Verbesserung herbeizuführen. Am prägnantesten ist vermutlich der Ansatz von Aristoteles, alle möglichen Varianten der Regierungsform in sechs Archetypen aufzuteilen: nach Anzahl der Herrscher und der Zielgruppe.

Staatsformen nach Aristoteles (Quelle: Wikipedia)

Staatsformen nach Aristoteles (Quelle: Wikipedia)

Ich habe mich schon immer gefragt, wieso sich am Ende der Begriff „Demokratie“ für die heutzutage anerkannte ideale Staatsform durchgesetzt hat und nicht „Politie“ (Πολιτεία), aber das führt hier vermutlich zu weit. Wichtiger ist viel mehr, dass Aristoteles eine Staatsform vorschwebte, in der „das Volk über die Wahl der Beamten und die Kontrolle ihrer Amtsführung seinen rechtmäßigen Anteil an der Regierung hat, die insgesamt zum allgemeinen Wohl und nicht zu Lasten eines Teils des Staates ausgeübt werden sollte“. (Quelle: Wikipedia)

Vouliwatch_Startseite

Zentrale Internetplattform für Information und Kommunikation

Um diese Kontrolle als Volk überhaupt ausüben zu können, benötigt man zunächst mal Transparenz des Handelns der Akteure und öffentliche Informationen. Genau hier setzt Vouliwatch an („Vouli“ bzw. Βουλή ist das griechische Wort für Parlament).

Vouliwatch ist als Nichtregierungsorganisation im März 2014 in Griechenland gestartet und betreibt die gleichnamige Internetplattform. „Wir haben auf der Plattform Profile für alle griechischen Abgeordneten im Parlament und im Europaparlament eingerichtet und sie ermutigt, sich an der Plattform aktiv zu beteiligen“, so Antonios Schwarz, einer der Gründer von Vouliwatch. „Am Anfang sind wir auf einiges Misstrauen gestoßen, aber inzwischen beteiligen sich immer mehr Abgeordnete und gehen auf die Fragen und Anregungen der Bürger ein“, so Antonios weiter. Um mehr Transparenz herzustellen, geht es Vouliwatch vor allem um vier Aspekte:

  • Jeder Bürger sollte die Abgeordneten direkt fragen können und auch Antworten bekommen.
  • Durch Crowd-Sourcing der Gesetzgebung können sich Bürger mit eigenen Vorschlägen einbringen oder auch einfach nur Bewertungen und Kommentare zu aktuellen Gesetzesvorschlägen abgeben.
  • Jeden Monat gibt es ein Schwerpunktthema, über das Vouliwatch Gespräche online durchführt oder Events mit Teilnahme der Abgeordneten organisiert.
  • Und schließlich ist da noch „VoteWatch“, in dem jeder nachlesen kann, wie welcher Abgeordnete zu einem bestimmten Gesetz abgestimmt hat.

Crowd-Funding-Kampagne

Normalerweise spreche ich an dieser Stelle von einem Geschäftsmodell. Das ist bei einer Nichtregierungsorganisation natürlich schwierig. Vouliwatch wurde bisher rein mit eigenen Geldern und Engagement aufgebaut und die Organisatoren sind auch bereit, die Plattform weiter auszubauen und zu betreiben. Sie führen Gespräche mit internationalen und nationalen Stiftungen, die die Idee der Transparenz und der Verbesserung der Bürgerbeteiligung teilen.

Als ein zusätzliches Mittel der Finanzierung haben sie vor drei Tagen eine Crowdfunding-Kampagne auf Indigogo gestartet. Das passt auch zum Ansatz der direkten Beteiligung. Obwohl sich die Kampagne vor allem an Griechen wendet, ist natürlich jeder willkommen mitzumachen. Ich habe selbstverständlich auch meinen Beitrag geleistet – wenn ihr wollt, könnt ihr ab 5 Euro ebenfalls dabei sein:

Vouliwatch auf Indigogo unterstützen.

Einbettung in europäische Initiativen

Aktuell besteht das Team aus sieben direkten Mitarbeitern und vielen Unterstützern. Die ursprüngliche Idee wurde übrigens in Deutschland geboren und die erste Plattform dieser Art war http://www.abgeordnetenwatch.de/. Neben Vouliwatch in Griechenland gibt es inzwischen ähnliche Initiativen in Irland, Luxemburg, Tunesien, Frankreich, Österreich und Marokko.

Vouliwatch_Team_SW

Dabei scheinen sich die Initiativen gegenseitig zu befruchten. Man kennt sich, diskutiert miteinander, was funktioniert und was nicht, und entwickelt ständig neue Ideen. So experimentiert Vouliwatch beispielsweise damit, nicht nur vorhanden Gesetzestexte zu kommentieren, sondern gleich neue Gesetzesvorschläge über die Community zu entwickeln und als Vorschläge einzubringen.

Auch wenn noch nicht alle Mitgliedstaaten der EU dabei sind, merkt man doch, dass sich der Ansatz der direkten Beteiligung und die Erhöhung der Transparenz der Parlamente langsam als soziale Bewegung und mit modernen Mitteln der Kommunikation etabliert. Das wäre sicherlich auch ein interessanter Ansatz für die EU selbst.

Ich freue mich, dass Griechenland eines der ersten Länder ist, in der neue Formen der Bürgerbeteiligung und Transparenz ausprobiert werden.

Aristoteles würde sich bestimmt auch freuen.

Vouliwatch_Team_Farbe

Guinness-Weltrekord für magische Tastatur von Fleksy

In meinem Beitrag vom März 2013 habe ich ja schon das dritte Clarksche Gesetz bemüht, um auf die Magie der Smartphone-Tastatur von Fleksy hinzuweisen. Jetzt ist es auch offiziell: Wie das griechische Portal EMEA berichtet, wurde der Weltrekord im Schnelltippen auf einem Smartphone mit der Tastatur des griechischen Startups Fleksy gebrochen.

Fleksy world record

Es gibt auch schon ein Kurzfilm zum Weltrekord:

Die Nachricht geht gerade um die Welt. Erste Pressstimmen und Infos auf die Schnelle:

Übrigens: Der frühere Weltrekordhalter war kein Geringerer als Microsoft. Das kann ja noch was werden.

Herzlichen Glückwunsch an Ioannis Verdelis und Kostas Eleftheriou. Ich freue mich, dass der Traum, den sie vor über einem Jahr formuliert haben, langsam Realität wird. Und vielleicht hilft der Weltrekord ja auch, auf ein paar andere griechische Startups aufmerksam zu machen.

 

 

Warum Griechenland besser in Form ist als Deutschland

Wenn das mal keine provokante These ist!

Eben hat mich @greekstartups auf Twitter auf einen Beitrag des Blogs Buzzable aufmerksam gemacht:

In dem dazugehörigen Beitrag berichtet Willem Sodderland über seinen Besuch in Athen und versucht, seine These zu belegen. Damit thematisiert Willem etwas, was ich auch schon seit einiger Zeit so empfinde.

Buzzable_Greek

Besser hätte ich das auch nicht formulieren können und ich freue mich, dass das Thema Innovationen aus Griechenland auch international langsam an Fahrt gewinnt.