GRexit #8: Nautal übernimmt Incrediblue

Die Idee, eine Art Airbnb für Yachten zu entwickeln, lag vor einigen Jahren in der Luft und es gab gleich in mehreren Ländern Plattformen, die versucht haben, diesen Markt zu besetzen. Gerade die Mittelmeerländer waren natürlich prädestiniert für so ein Angebot.

In Griechenland war es das Startup Incrediblue, das eine solche Vermittlungsplattform für Yachten aufgebaut hat. Übrigens eins der ersten Startups, über das ich hier  auf dem Blog 2012 berichtet habe. Schritt für Schritt hat Incrediblue seinen Markt ausgebaut und sich im östlichen Mittelmeerraum ausgebreitet. Aber offensichtlich ist der Markt für mehrere Marktteilnehmer nicht groß genug. Es war also Zeit für Marktbereinigung und Zusammenschlüsse. Anfang 2018 war es dann soweit: Das Griechische Startup Incrediblue wurde vom spanischen Pendant Nautal übernommen.

Reload Greece

Ungefähr zu der Zeit, als ich mit diesem Blog a
ngefangen habe, wurde im fernen Londinium Reload Greece gegründet. Wesentlich professioneller als ich mit meinem Blog, aber mit derselben Grundidee: Dem negativen Bild Griechenlands etwas entgegenzusetzen und neue Ideen und die kreative Seite des Landes vorzustellen.

Reload Greece ist ein Verein, der viele Events und unterschiedliche Programme für junge Unternehmer und Startups aus Griechenland organisiert. Seit seinen Anfängen in London ist der Verein inzwischen in mehreren Städten in ganz Großbritannien aktiv.

Mit 5 festen Mitarbeitern, 150 freiwilligen Helfern, 3.000 Personen und 50 Startups, die schon durch ihre Programme gegangen sind, und einer Community von ca. 20.000 Griechen ist Reload Greece vermutlich die größte Initiative dieser Art außerhalb Griechenland.

 

Und nun macht Reload Greece auch erste Schritte in Deutschland: „Wir versuchen über den Verein die griechische Diaspora zu aktivieren, denn außer nach England sind auch sehr viele Griechen in Zeiten der Krise nach Deutschland gegangen“, so Effie Kyrtata, CEO von Reload Greece. Daher organisiert Reload Greece jetzt eine erste Veranstaltung in München, am 18.01.2018, 17.30 Uhr an der Technischen Universität München.

Ich werde leider nicht da sein, aber vielleicht lesen ja einige der ca. 25.000 Münchener Griechen mit.

GRexit #7: Friends4Media übernimmt Quizdom

Ok, das ging jetzt unerwartet schnell. Die Tinte von meinem Blogbeitrag war noch nicht ganz trocken und da hat Quizdom schon seinen Exit angekündigt. Und offensichtlich wieder eine Deutsch-Griechische Freundschaft: Friends4Media ist eine deutsche Spieleschmiede, die jetzt Quizdom in ihr Portfolio aufgenommen hat. Wie aus der Pressemeldung zu entnehmen ist, planen sie starkes Wachstum mit der Marke Quizdom, die sie in mehreren Märkten in Europa, Asien und Südamerika starten wollen. Die Entwicklung bleibt wohl in Griechenland und wenn man sich die Seite von Friends4Media anschaut, meinen sie es sehr ernst und haben gleich eine ganze Reihe an Stellen ausgeschrieben.

Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg noch als Teil von Friends4Media.

Fresh Strips

Mit Werkstoffkunde gegen Lebensmittelvergiftungen

Griechisches Startup_Fresh Strips_LogoIch habe bisher noch nie darüber nachgedacht, aber wenn man sich offizielle Zahlen zu Lebensmittelvergiftungen anschaut, dann wird einem gleich ganz schummerig. Laut CDC erkrankt einer von sechs US-Amerikanern pro Jahr an einer Lebensmittelvergiftung. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit gar 420.000 Menschen jährlich daran. Wer gleich denkt, das betrifft nur die Dritte Welt, liegt falsch: In Europa sind es auch erstaunliche 23 Millionen Krankheitsfälle und 5.000 Tote pro Jahr.

Das sind unvorstellbar hohe Zahlen und einen sehr großen Anteil daran hat ein vermeintlich kleines Thema: die Unterbrechung der Kühlkette bei der Zulieferung oder im Haus. Lebensmittel werden kilometerweit transportiert und dann zu Hause gelagert und wenn irgendwo in der Lieferkette oder zu Hause die Kühlung unterbrochen wird, steigt das Risiko einer Lebensmittelvergiftung.

Dauerbeobachtung der Kühlkette

Da man nie ausschließen kann, dass die Kühlkette irgendwo unterbrochen wurde, hat sich das griechische Startup Fresh Strips etwas überlegt: Was wäre, wenn man an der Ware sofort sieht, ob es irgendwo ein Problem in der Kühlung gab. Selbst wenn das Eis oder Fleisch gut aussieht, sollte ein kleiner Streifen auf der Verpackung anzeigen, ob immer die korrekte Temperatur eingehalten wurde. Um dies zu erreichen, entwickeln die Gründer von Fresh Strips einen Sticker, der im normalen Kühlzustand eine neutrale Farbe hat oder grün ist und sich bei einer gefährdenden Veränderung der Temperatur verfärbt (und beispielsweise rot wird).

Fresh Strips nutzt für dieses Verfahren Flüssigkristalle. „Flüssigkristalle sind extrem günstig, so dass bei Massenproduktion Kosten von nur wenigen Cent anfallen. Darüber hinaus sind sie robuster als digitale Ansätze, wie Data-logger, und haben tolle Farbeigenschaften, die es ermöglichen, Signalfarben für die Warnungen zu nutzen“, so Marios Chryssolouris im Gespräch. Das Interessante ist auch, dass die Streifen in der Produktion für unterschiedliche Temperaturschwankungen kalibriert werden können, da manche Produkte immer gefroren, andere vielleicht nur immer unter einer bestimmten Temperatur gekühlt bleiben müssen. Und das Beste: Wenn sie sich einmal verfärbt haben, wechselt die Farbe der Strips nicht mehr zurück, sobald die Temperatur wieder stimmt. Damit ist sichergestellt, dass auch eine Unterbrechung der Kühlung irgendwann zwischendrin sichtbar bleibt.

Von der Gründung zu den ersten Preisen

Die Idee haben Marios Chryssolouris (CEO)und Koen Nickmanns (CTO) entwickelt. Marios kommt eher aus dem Bereich Consulting und hat u. a. bei Ernst & Young gearbeitet und dort auch andere Startups beraten. Koen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Flüssigkristallen in der Forschung. Im September 2016 haben sie ihre Idee in einem internationalen Wettbewerb bei Merck in Darmstadt vorgestellt und gleich 50.000 € gewonnen. Weitere Wettbewerbe folgten, wie Get in the Ring in Holland mit 300 Teilnehmern, und erst kürzlich haben sie als eins von fünf Startups unter 1250 Teilnehmern den Hellenic Entrepreneurship Award gewonnen. Das Team ist inzwischen um Fanny Tsironi, Marianna Giannoglou und Alexandros Matthiessen erweitert und wächst von Monat zu Monat.

Die Gründer des Griechischen Startups Fresh Strips

Nächste Schritte

Die Patente wurden eingereicht und die Tests laufen sehr gut. Aktuell reden die Gründer von Fresh Strips auch mit ersten potentiellen Kunden, beispielsweise einer großen Supermarktkette in Griechenland. Im ersten Schritt konzentrieren sie sich auf die Lieferkette von Produktion zum Geschäft (also B2B) und noch nicht bis zum Konsumenten, aber das ist sicherlich ein natürlicher nächster Schritt, so dass vielleicht schon bald alle Frischeprodukte, die wir so im Supermarkt sehen, mit Fresh Strips aus Griechenland versehen werden.

Und bei Lebensmitteln hört das nicht auf. Die Perspektive ist enorm. Die Notwendigkeit der Dauerkühlung besteht auch in anderen Bereichen: Man denke nur an Impfstoffe, die quer durch Afrika transportiert werden. Wie wird da sichergestellt, dass die Impfungen überhaupt noch wirksam sind, wenn sie ankommen? Vielleicht mit Fresh Strips aus Griechenland.

Quizdom & Quizdom Education

Die 7-Milliarden-Fragen-App

iconDie meisten App-Entwickler können davon nur träumen: Man stelle sich vor, man schreibt eine App für Smartphones, die von ca. 20 % aller Bewohner eines Landes genutzt wird. Ich bin mir sicher, davon gibt es nicht viele: Vielleicht Facebook oder Google? Oder eben Quizdom, ein Startup aus Griechenland.

Einfach ausgedrückt ist Quizdom eine Quiz-App, also eine Anwendung für Smartphones, mit der man Fragen zu allen möglichen Themen gestellt bekommt, die man in einer vorgegebenen Zeit beantworten muss. Während ich diesen Artikel schrieb, habe ich mir die App kurz runtergeladen, um die Magie etwas besser zu verstehen …

Und ich bin hängengeblieben …

30 Minuten später musste ich mich quasi zwingen, mit dem Spiel aufzuhören und weiter zu schreiben. Quizdom macht echt süchtig.

Die Fragen sind in 15 Kategorien unterteilt, von Geschichte über Sport und Essen bis hin zu Business. Der Clou ist, dass man nicht alleine spielt, sondern in jeder Partie gegen eine andere Person seiner Stärke. Man fängt selbst bei Stärke 1 von 99 an und kann sich so langsam hocharbeiten. Die Fragen sind von trivial bis sehr intelligent und man lernt dabei teilweise Überraschendes dazu (oder weiß hier jemand, welcher große Physiker gerne mal beim Aufbau des Oktoberfestes mitgeholfen hat?). Neben Fremden als Gegner kann man natürlich auch seine Freunde über Facebook einladen und so gegen seine Bekannten spielen.

Eine eigene Fernsehshow brachte den Durchbruch

Der Höhepunkt des Quizdom-Fiebers in Griechenland war sicher, als ein Fernsehsender die Rechte am Spiel und Namen lizensiert hat. Mit Quizdom the Show hat der Sender Alpha das Spiel ins griechische Fernsehen gebracht und inzwischen haben ca. 2 Millionen Griechen die App installiert. „Besonders stolz bin ich aber auf eine andere Zahl: Die App hat Stand heute bereits über 7 Milliarden Fragen gestellt“, so Trian Xylouris, der Gründer von Quizdom im Gespräch. Man könnte, statistisch gesehen, sagen, dass an jeden Erdbewohner schon mal eine Frage von Quizdom gestellt wurde.

Nächste Station: Deutschland

Nun ist der Markt mit 10 Millionen Einwohnern in Griechenland natürlich endlich. Da Trian selbst in Deutschland aufgewachsen ist, lag es nahe, sich des deutschen Marktes anzunehmen. Neben der griechischen und englischen Version gibt es also seit ca. 6 Monaten Quizdom auch in Deutschland. Das ist übrigens auch die Version, die ich gespielt habe. Und offensichtlich kommt die Anwendung auch hier gut an, was die sechs-stellige Zahl an Installationen in Deutschland belegen.

Der nächste große Schritt: Quizdom Education

Wenn man das Frage-Antwort-Spiel etwas weiter denkt, so sieht man sofort das Potential für alle möglichen Szenarien, in denen man etwas lernen will oder muss. Hierfür hat Trian Xylouris letztes Jahr angefangen, Quizdom Education in Griechenland einzuführen. Während das Spiel eher Allgemeinwissen abfragt und der spielerische Aspekt im Vordergrund steht, richtet sich Quizdom Education an die gezielte Unterstützung beim Lernen und bei der Prüfungsvorbereitung. Hierfür gibt es unterschiedliche Gruppen, wie Abiturprüfung (für das griechische Abitur), Englisch-Sprachzertifizierung (English Lower) oder für Makroökonomie, in Zusammenarbeit mit einem Lehrstuhl einer griechischen Universität.

„Das Prinzip des Quiz ist sehr gut anwendbar auf Prüfungen, für die man viel auswendig lernen und wiederholen muss, bis man den Lehrstoff verinnerlicht hat“, so Trian weiter im Gespräch. Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für das Unternehmen, die es jetzt systematisch angeht und die Lehr- und Prüfinhalte systematisch ausbaut. Mit der Idee für Quizdom Education ist Trian Xylouris auch beim Hellenic Entrepreneurship Award angetreten und hat vor ein paar Wochen den Preis gewonnen.

TeamNeben dem Gründer Triantafyllos „Trian“ Xylouris besteht das Team noch aus Chris Tsounis, Pavlos Rizos, Konstantinos Ploumidakis sowie Valentina Marousopoulou und Aris Moiras (die nicht im Bild sind).

Ich bin immer wieder überrascht, wie man mit einer guten Idee, ohne Fremdfinanzierung und mit viel Einsatz ein so erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann und ich bin mir sicher, dass Quizdom noch einiges bewegen wird.

Wer selbst mitquizzen will kann sich die App ja mal runterladen und mich einladen (Mein Spielername ist „WK21“)

 

GRexit #6: NOOWIT

Es gibt ein Startup aus Griechenland, das mich von Anfang an fasziniert und begleitet hat. Leser der ersten Stunde kennen es vielleicht noch: Es hieß NOOWIT und wollte mit Methoden der künstlichen Intelligenz das Lesen von News persönlicher machen. Ich hatte immer mal wieder Kontakt zu den Gründern und vor allem zu Nikos Nanas und habe die Entwicklung mitsamt Höhen und Tiefen miterlebt. Zwischenzeitlich hatte ich sogar die Idee, dieses Blog auf NOOWIT umzustellen.

Trotz seiner überragenden Technologien in dem Bereich und der wunderschönen Aufmachung der Magazine, die über die Zeit entstanden sind, hat es NOOWIT leider ohne Finanzierung nicht geschafft, sich eigenständig am Markt zu etablieren. Was sie aber geschafft haben, ist Aufmerksamkeit bei anderen Unternehmen im Bereich Publishing zu wecken, denn sie hatten etwas, was viele noch gar nicht oder noch nicht so richtig können: Algorithmen, mit denen Web-Inhalte persönlicher und kontextsensitiver werden.

Dieses Jahr hat dann Atypon, ein sehr renommiertes Unternehmen im Bereich Publishing-Software für große Verlage zugeschlagen und NOOWIT mitsamt Team und Technologie übernommen. Damit entsteht ein neues Büro von Atypon in Thessaloniki.

Ich freue mich, dass mein erstes griechisches Startup seinen erfolgreichen GRexit feiert und gleichzeitig in Griechenland ein Entwicklungshub für ein internationales Unternehmen entsteht.

GRexit #5: Daimler übernimmt Taxibeat für 43 Mio. Dollar

taxibeat-logoEs ist mal wieder Zeit für einen GRexit: Die neueste Meldung, die aktuell den griechischen Teil meiner Timelines bei den Social-Media-Kanälen beherrscht, ist, dass kein geringerer als Daimler das griechische Startup Taxibeat übernommen hat.

Taxibeat war eins der ersten Startups, die ich hier auf dem Blog präsentiert habe (siehe Beitrag). Seitdem verfolge ich nicht nur die Geschicke von Nikos Drandakis und seinem Unternehmen mit großem Interesse, sondern habe vor allem auch die Taxi-App viel und gerne genutzt, wenn ich in Athen war.

Ich vermute, dass die Übernahme für Daimler nur ein Puzzleteil im großen Spiel um die Vorherrschaft im Bereich der TaxiApps (mit myTaxi und gegen Uber) ist, aber für die griechische Startupszene ist es dennoch eine tolle Meldung.

Immerhin hat es Taxibeat geschafft, in wenigen Jahren 100 Mitarbeiter zu beschäftigen und in Athen und Lima (!) die Hauptrolle im hart umkämpften Taximarkt zu spielen (übrigens noch weit vor Uber). Zu den noch spekulativen Zahlen von 43 Mio. Dollar und weiteren Zahlen zu Taxibeat siehe auch den Beitrag von Techcrunch.

Ich persönlich habe sowohl myTaxi als auch Taxibeat schon genutzt und muss sagen, dass mir Taxibeat wesentlich besser gefällt. Vor allem der Fokus auf Qualität und Auswahl der Fahrer ist sehr überzeugend. Meine Hoffnung ist daher, dass sich Daimler nicht nur zwei Märkte, sondern auch ein Stück sehr guter Technologie und erfahrender Mitarbeiter gekauft hat und weiterentwickelt.

Liebe Kollegen von Daimler: Wie wäre es, das Entwicklungszentrum für europäischen Taxi-Apps nach Griechenland zu bringen?