Es ist mal wieder Zeit für einen GRexit: Die neueste Meldung, die aktuell den griechischen Teil meiner Timelines bei den Social-Media-Kanälen beherrscht, ist, dass kein geringerer als Daimler das griechische Startup Taxibeat übernommen hat.
Taxibeat war eins der ersten Startups, die ich hier auf dem Blog präsentiert habe (siehe Beitrag). Seitdem verfolge ich nicht nur die Geschicke von Nikos Drandakis und seinem Unternehmen mit großem Interesse, sondern habe vor allem auch die Taxi-App viel und gerne genutzt, wenn ich in Athen war.
Ich vermute, dass die Übernahme für Daimler nur ein Puzzleteil im großen Spiel um die Vorherrschaft im Bereich der TaxiApps (mit myTaxi und gegen Uber) ist, aber für die griechische Startupszene ist es dennoch eine tolle Meldung.
Immerhin hat es Taxibeat geschafft, in wenigen Jahren 100 Mitarbeiter zu beschäftigen und in Athen und Lima (!) die Hauptrolle im hart umkämpften Taximarkt zu spielen (übrigens noch weit vor Uber). Zu den noch spekulativen Zahlen von 43 Mio. Dollar und weiteren Zahlen zu Taxibeat siehe auch den Beitrag von Techcrunch.
Ich persönlich habe sowohl myTaxi als auch Taxibeat schon genutzt und muss sagen, dass mir Taxibeat wesentlich besser gefällt. Vor allem der Fokus auf Qualität und Auswahl der Fahrer ist sehr überzeugend. Meine Hoffnung ist daher, dass sich Daimler nicht nur zwei Märkte, sondern auch ein Stück sehr guter Technologie und erfahrender Mitarbeiter gekauft hat und weiterentwickelt.
Liebe Kollegen von Daimler: Wie wäre es, das Entwicklungszentrum für europäischen Taxi-Apps nach Griechenland zu bringen?
Wie tauschen sich Ärzte untereinander aus, wenn sie Fragen zu einem Patienten haben? Wie informieren sie sich und wie diskutieren sie über aktuelle Entwicklung zu Behandlungsmethoden, Medikamenten, Erfahrungen? Ich vermute, traditionell mal über ihr persönliches Kontaktnetzwerk, über Konferenzen und zusätzlich informieren sie sich über entsprechende Journale und Zeitschriften. In Zeiten des Internets 2.0 liegt es nahe, die neuen Möglichkeiten der internationalen Vernetzung zu nutzen. Dies ist die Grundidee von AmongDoctors, einem griechischen Startup, das es sich zur Aufgabe gemacht, ein weltweites soziales Netzwerk, wie LinkedIn oder XING, speziell für Ärzte zu entwickeln.
Exklusiv für Ärzte
„Das Problem von allgemeinen sozialen Netzwerken für spezielle Berufsgruppen ist es, dass die Breite der Teilnehmer eher hinderlich ist“, so Elena Barla, CEO und Gründerin von AmongDoctors im Gespräch. „Speziell Ärzte wollen sich austauschen können, ohne von anderen, beispielsweise Pharmavertretern und Patienten, beobachtet zu werden. Außerdem ist medizinisches Wissen global und die Experten für bestimmte Bereiche sind nicht unbedingt Teil des persönlichen Bekanntenkreises“. So entstand die Idee für AmongDoctors. Ein Arzt der mitmachen will, muss explizit durch AmongDoctors freigegeben werden. „Wir nehmen aktuell nur ca. 75 % der Anträge an, da wir sicherstellen möchten, dass wirklich nur Ärzte im Netzwerk vertreten sind“, so Eleni weiter.
Globale Vernetzung und Kooperation
Neben dem reinen Vernetzungsgedanken unterstützt AmongDoctors auch speziell die Kooperation über offene und geschlossene Gruppen und Foren, in denen sich die Ärzte zu bestimmten Themen austauschen können. Aktuell sind Ärzte aus 43 Spezialisierungen bereits beigetreten. Neben Allgemeinmedizinern sind es Gynäkologen, Kardiologen, Orthopäden, Pathologen, Chirurgen und in letzter Zeit auch viele Psychiater, die das Angebot besonders stark annehmen und sich regelmäßig austauschen. Dabei ist die Vernetzung global. Neben griechischen Ärzten wächst das Netzwerk vor allem durch Ärzte aus Spanien, Portugal, England, Brasilien, Italien, Israel und Deutschland. Und die Wachstumsrate von 45 % pro Monat (!) zeigt, dass sich die Idee wie ein Lauffeuer ausbreiten kann, wenn die Ärzte erst einmal im Netzwerk aktiv werden.
Das Unternehmen und der Ausbau.
Die AmongDoctors wurde 2015 in Athen gegründet und hat drei Gründer. Elena Barla, die vorher bei Elsevier, Procter & Gamble und Ericsson als Beraterin gearbeitet hat, baut die Plattform mit Harris Lygidakis, einem Arzt als Chief Medical Officer, und Konstantinos Michanetzis als CTO aus. Insgesamt besteht das Team aus 9 Mitarbeitern. Investoren sind die beiden Business Angels Apostolos Apostolakis, den ich hier ja auch schon vorgestellt habe, und Vassiliki Makropoulou.
Mit 45 % Wachstum pro Monat haben sie sicherlich eine gute Basis für einen weltweiten Ausbau der Plattform geschaffen. Und warum sollte ein soziales Netzwerk nicht einmal von Europa aus einen weltweiten Durchbruch schaffen? Ich traue es den Dreien auf jeden Fall zu. Zukünftig wollen sie die Plattform noch für Gesundheitsorganisationen ausbauen und somit auch die Vermittlung von medizinischem Personal, beispielsweise an Krankenhäuser, unterstützen.
Und da ich weiß, dass hier mindestens ein Arzt mitliest und der eine oder andere Leser einen Arzt kennt: Weitersagen oder einfach mal ausprobieren. AmongDoctors kostet nichts und mich würde eure Meinung interessieren.
Neptungras (Posidonia Oceanica) ist eine Wasserpflanze, die im Salzwasser gedeiht, vor allem im Mittelmeer. Tauchern ist sie vermutlich schon mal aufgefallen und auch Strandurlaubern, da abgestorbenes Neptungras häufig an den Strand gespült wird. Das ist zwar nicht schädlich, stört aber die Ästhetik, was viele Gemeinden in Griechenland dazu bewegt, das Neptungras regelmäßig einzusammeln und zu entsorgen. Das Neptungras wird deponiert oder verbrannt und die Entsorgung kostet viel Geld.
Bessere Verwertung eines tollen Rohstoffes
Ich habe kürzlich mal herumgefragt, wer sich in Griechenland mit alternativen Materialien und Rohstoffen beschäftigt und da bin ich auf Haris Ninios von Hast Labs gestoßen. Er hat das Entsorgungsproblem der Gemeinden als Chance für sich gesehen und entwickelt ein Verfahren zur alternativen Nachnutzung des angeschwemmten Neptungrases. Es gibt auch andere, die das bereits machen (beispielsweise, um es als Dämm- und Baumaterial zu verarbeiten). Was mir aber bei Hast Labs besonders gefallen hat, ist das Einsatzszenario 3D-Drucker.
Beim 3D-Druck wird aus einem Rohstoff computergesteuert in mehreren Schichten ein Werkstück erzeugt, dass eben nicht mehr 2-dimensional sondern 3-dimensional ist. Die Einsatzmöglichkeiten sind mehr oder weniger beliebig. 3D-Drucker werden inzwischen für alle möglichen Einsatzzwecke genutzt, dabei werden dreidimensionale Werkstücke schichtweise aufgebaut. Egal ob Kunstwerke, Bauteile für Häuser, medizinische Geräte etc.: Es gibt inzwischen Millionen von Nutzern, die mit 3D-Druck experimentieren oder dies auch schon professionell nutzen.
Das Hauptproblem beim 3D-Druck ist der Rohstoff, aus dem der Druck gemacht wird. Meistens werden hierfür Kunststoffe genutzt. Mal abgesehen davon, dass wir schon genug Plastik produzieren, kann es auch gesundheitsschädlich sein, da beim Druck der Rohstoff (also der Kunststoff) erhitzt wird und dadurch auch ultrafeine Partikel in die Luft geraten, die wir dann einatmen.
Patentes Verfahren
Hast Labs hat in den letzten zwei Jahren ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Rohstoff für 3D-Drucker zu 70 % aus besagtem Neptungras generieren lässt. „Eine mittelgroße Gemeinde wie Rafina produziert ca. 40-60 Tonnen Neptungras im Jahr. Auch wenn in der Vorverarbeitung ca. 45 % wegfallen, reicht das Neptungrasaufkommen einer einzigen Gemeinde für eine sehr große Produktion“ so Hari Ninios im Gespräch. Hast-Labs besteht übrigens aktuell aus drei Personen und sie sind nun dabei, das Verfahren zu verfeinern und patentieren zu lassen.
Ich bin mal gespannt, wohin das führt und ob der Mittelmeerraum irgendwann zum größten Produzenten für 3D-Druck-Material wird.
Caspar Schlenk vom Online-Portal „Gründerszene“ hat mich kürzlich zum Thema griechische Startups interviewt und wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Die „Gründerszene“ hat eins der größten Online-Angebote zum Thema Startups in Deutschland. Ich freue mich natürlich, dass ich hier mal wieder eine kleine Brücke zwischen der deutschen und der griechischen Gründerszene bauen konnte.
Am liebsten hätte ich alle Startups genannt, aber so musste ich eine kleine Auswahl treffen. Im Interview sind leider keine Links zu den Startups enthalten. Da ich aber gerne für alle Werbung mache, hier die entsprechenden Links zu den Beiträgen auf meinem Blog bzw. zum Startup selbst (in order of appearance, wie man so schön sagt):
Der intelligente Magazin-Generator Noowit: Artikel, Webseite
Die Abobox mit mediterranen Delikatessen MonthlyFlavors: Artikel, Webseite
Es gibt globale Trends, die sich auf den ersten Blick widersprechen. So etwa der konstante Drang der Menschen in die großen Städte (Urbanisierung) bei gleichzeitigem Wunsch, sich natürlicher und gesünder zu ernähren und auch zu leben. Aber gerade in so einem Widerspruch globaler Megatrends können neue Ideen entstehen, die es in sich haben. CitiyCrop ist so eine. Citycrop spricht Menschen an, die gerne in der Stadt leben und dennoch ihre eigenen gesunden und biologischen Nahrungsmittel anbauen möchten.
In der Wohnung anpflanzen und ernten
Die hängenden Gärten der Semiramis, eins der sieben Weltwunder der Antike, gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur als das erste Beispiel für den Versuch, Pflanzen in Gebäuden anzulegen. Von Bablylon über Aristoteles bis zu heutigen Hydrokulturen hat sich die Technik natürlich extrem verfeinert.
CityCrop ist ein griechisches Startup, das modernste Techniken nutzt, um den Anbau von Pflanzen und Nahrungsmitteln mitten im Wohnzimmer zu ermöglichen. Hierfür haben die beiden Gründer von CityCrop eine schön designte Anlage für Hydrokulturen entwickelt, die völlig unabhängig von externen Randbedingungen funktioniert und über eine App steuerbar ist. Abhängig davon, was man gerade anpflanzt, regelt das System das Klima in der Anlage und die Dosierung von Nährstoffen. Wie bei einer Waschmaschine kann man auf vorgefertigte Programme für bestimmte Pflanzenarten zugreifen oder seinem Gespür vertrauen und eigene Einstellungen vornehmen.
Plug & Plant: Was kann man anbauen?
Da das System von äußeren Einflüssen abgeschottet ist, benötigt man auch keine Pestizide und kaum Düngemittel und Wasser, sodass man zu Hause einen echten Öko-Garten anlegen kann. Außerdem ist man von der Jahreszeit unabhängig und kann mehrmals im Jahr ernten. Erste Experimente zeigen, dass man ca. 200 gr pro Tag produzieren kann. Das hängt natürlich etwas von der Sorte ab. In Experimenten mit Marouli, einem griechischen Gartensalat, haben die beiden Gründer 6-7 Kg in einem Monat produziert.
Die zweistöckige Kiste ist 70 cm tief, 60 cm breit und 90 cm hoch und passt damit als Möbelstück ins Wohnzimmer oder einen anderen Raum, den man für geeignet hält. Sie ist mit Licht in jedem der beiden Stockwerke ausgestattet und man kann auch unterschiedliche Pflanzen gleichzeitig anpflanzen. Die Größe ist natürlich etwas einschränkend, aber neben Marouli kann man beispielsweise kleine Beeren (wie Erdbeeren, Brombeeren etc.), oder die gerade in Mode gekommenen und gesunden Keimpflanzen (Microgreens) anbauen – oder auch Blumen.
Das Unternehmen und die Gründer
Am Beispiel CityCrop kann man schön sehen, wie nützlich ein Incubator sein kann. Die beiden Gründer Euriviadis Makridis und Christos Raftogiannis hatten die Idee schon eine Weile, wussten aber nicht, wie sie anfangen sollten. Dann haben sie sich letztes Jahr beim Incubator egg beworben und sind angenommen worden. Dort erhalten sie Räumlichkeiten und Zugang zu Mentoren und andere Gründern, um Ideen auszutauschen und zu entwickeln. Außerdem haben sie mit der Idee und ersten Umsetzung schon diverse Preise gewonnen, mit denen sie die Entwicklung aktuell finanzieren.
Gleich kaufen?
Das geht leider noch nicht. Der Prototyp ist demnächst fertig und dann versucht CityCrop über eine Crowdfunding-Kampagne die Produktion zu starten. Wer sich aber dafür interessiert und einer der Ersten sein will, die sich einen kleinen Garten ins Wohnzimmer stellen, kann sich jetzt schon auf der Webseite registrieren:
Die Welt verändert sich eigentlich schnell, doch manche Sachen noch erstaunlich langsam. Hierzu zählt sicherlich die Art, wie Bewerbungsprozesse in Unternehmen ablaufen. Als Bewerber schickt man seinen Lebenslauf, unterhält sich evtl. mehrmals und wird eingestellt – oder auch nicht. Gleichzeitig rückt die harte Qualifikation eines Bewerbers über Zeugnisse immer mehr in den Hintergrund. Weiterlesen →
Es scheint wie aus einer anderen Zeit, in Filmen sieht man es noch ab und zu: ein Arzt, der zum Patienten nach Hause kommt. Vielleicht gibt es das noch irgendwo auf dem Land, ich habe es noch nie erlebt. Wenn man heutzutage in der Stadt krank wird, muss man sich üblicherweise zum Arzt schleppen, ein längere Zeit im Wartezimmer zusammen mit anderen Kranken herumsitzen, um dann für ein paar Minuten behandelt zu werden bzw. sein Rezept oder seine Krankmeldung abzuholen . Eine Prozedur, die für einen gesunden Menschen schon nervig ist, für einen Kranken aber wirklich sehr anstrengend –und vermutlich auch nicht gesundheitsfördernd. Als Patient fühlt man sich ein wenig wie eine Ressource in einem auf Hocheffizienz getrimmten Gesundheitsapparat. Dennoch haben wir das inzwischen als selbstverständlich hingenommen und können es uns kaum noch anders vorstellen. Weiterlesen →