In eigener Sache: „Gründerszene“ hat mich interviewt

Caspar Schlenk vom Online-Portal „Gründerszene“ hat mich kürzlich zum Thema griechische Startups interviewt und wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Die „Gründerszene“ hat eins der größten Online-Angebote zum Thema Startups in Deutschland. Ich freue mich natürlich, dass ich hier mal wieder eine kleine Brücke zwischen der deutschen und der griechischen Gründerszene bauen konnte.

Hier geht’s zum Interview: http://www.gruenderszene.de/allgemein/der-startup-botschafter-griechenland

Am liebsten hätte ich alle Startups genannt, aber so musste ich eine kleine Auswahl treffen. Im Interview sind leider keine Links zu den Startups enthalten. Da ich aber gerne für alle Werbung mache, hier die entsprechenden Links zu den Beiträgen auf meinem Blog bzw. zum Startup selbst (in order of appearance, wie man so schön sagt):

Und natürlich die Liste mit den Exits: GRexits

Vielversprechend #11: Griechische Raumfahrtindustrie

Der Weltraum, unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 2012. Dies sind die Abenteuer des Curiosity Rovers, der ohne Besatzung 9 Monate lang unterwegs ist, um den Mars zu erforschen und tolle Fotos zu machen … Und ratet mal, wem wir die tollen Bilder vom Mars verdanken: dem griechischen Unternehmen Alma Technologies aus dem kleinen Ort Pikermi in Attika.

Ich bin gestern auf einen Artikel gestoßen, der mich umgehauen hat. Nachdem ich ja schon über selbstfahrende Busse, neuartige Fahrzeuge und Flugzeugbau aus Griechenland berichten konnte, war ich doch selbst ganz schön baff: Neben Software für den Curiosity Rover lese ich über Theon-Sensoren für Satelliten vom Unternehmen European Sensor Systems aus dem Athener Stadtteil Psychiko, über die Hellenic Association of Space Industry (Hasi) und über 200 Millionen Euro Export im Bereich der Raumfahrtindustrie Griechenlands. Wenn das mal nicht vielversprechend ist.

Aber lest selbst:
http://www.thenational.ae/business/economy/a-lone-star-shines-for-greece#full

Vielversprechend #10: Sunnyclist

Das grünste Fahrzeug der Welt

Sunnyclist_LogoIch liebe es, über die Mobilitätsindustrie Griechenlands zu sprechen, wie ihr vielleicht schon an den beiden Beiträgen, über das Flugzeug Archon gemerkt habt. Heute habe ich das grünste Fahrzeug der Welt für euch – natürlich aus Griechenland. Danke für den Tipp, Griechenland Aktuell. Weiterlesen

Agrostis

Traditionelle Landwirtschaft trifft die Moderne

Wenn ich an Landwirtschaft denke, dann denke ich vor allem an eine idyllische Landschaft. Beim Spaziergang sieht man weite Felder, gesunde und glückliche Tiere, ab und zu einen Bauern, der entspannt auf seinem Traktor über das Feld fährt und einen vielleicht noch nett grüßt. Nicht nur, weil ich mich beruflich immer mehr mit dem Thema IT und Agrarwirtschaft beschäftige, ist mir natürlich bewusst, dass die moderne Landwirtschaft wenig mit dieser Idylle zu tun hat. Die Landwirtschaft heute ist ein hochoptimierter Produktionsbetrieb und bewegt sich wie kaum eine andere Branche in einem Spannungsfeld zwischen Natur- und Landschaftsschutz und Profit bzw. Überlebenskampf sowie Tradition und Moderne. Aber schon die alten Griechen haben sich Gedanken zur Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion gemacht, beispielsweise Archimedes mit seiner „archimedischen Schraube“ (Schneckenpumpe) zur Beförderung von Wasser.

Essen müssen wir alle und auch wenn man es in Zeiten des Internets und der Suche nach dem „next big thing“ gerne mal übersieht: Lebensmittel sind immer noch das wichtigste Produktionsgut überhaupt. Deshalb ist es verständlich, dass die Landwirtschaft wie kaum ein anderer Bereich Regeln und Regulierungen unterliegt, gefördert und überwacht wird. Für kleine und mittlere Betriebe bedeutet dieser Optimierungs- und Regulierungsdruck jedoch auch, dass sie ihre Prozesse anpassen müssen, genau prüfen müssen, wann sie was machen, Saat, Düngung und Ernte planen und natürlich Kosten und Liquidität überwachen müssen – und vor allem müssen sie alles dokumentieren. Für Familienbetriebe oder Betriebe mit traditionellen Anbaumethoden ist das eine immer größere Herausforderung. Und von denen gibt es alleine in Griechenland ca. 250.000!

iFarma_Startseite

Professionelles Farmmanagement

Die Firma Agrostis aus Thessaloniki hat 2012 begonnen, iFarma zu entwickeln, ein Farmmanagementsystem für kleine und mittelgroße Betriebe. Von Anfang an als Cloud-basierte Lösung für den Browser und Smartphones konzipiert, deckt iFarma alles ab, was ein Landwirt benötigt, um seinen Betrieb zu verwalten. Seine Felder, was, wo angepflanzt wurde, welche Aktionen als nächstes anstehen, welche Mengen noch auf Lager sind, wie die Tages-, Monats- oder Jahresplanung aus sieht, wie es mit den Finanzen steht etc.

„Oft sind es auch Gruppen von 10, 20 oder 100 Landwirten, die zusammenarbeiten und gemeinsam über iFarma verwaltet werden. Diese Zusammenschlüsse haben dann eine zentrale Verwaltung, die alle Aktivitäten auf den Feldern beaufsichtigt und die einzelnen Bauern berät, was sie als nächstes machen sollten“, so Vagelis Vassiliadis, einer der Gründer von Agrostis im Interview.

Das Unternehmen und die Gründer

Das griechische Unternehmen Agrostis wurde von Vagelis Vassiliadis und Athanassios Sapounas 2012 gegründet. Vagelis hat langjährige Erfahrungen im IT-Consulting gehabt und Athanassios ist promovierter Agrarwissenschaftler – eine sehr gute Kombination für ein gemeinsames Unternehmen im Bereich der Agrar-IT. Die beiden haben das Unternehmen selbst finanziert, hochgezogen und beschäftigen inzwischen immer mehr Mitarbeiter, die die Anwendung für die inzwischen 3.000 Nutzer von iFarma kontinuierlich weiterentwickeln.

Agrostis_Startseite

Agrostis weitet sein Portfolio immer weiter aus. So beispielsweise mit Mint, einer Anwendung, mit der man Befall durch Insekten frühzeitig erkennen und ihm entgegensteuern kann, oder QIfresh zur Qualitätsprüfung durch Inspektoren des Handels vor Versand der Waren.

iFarma und die anderen Anwendungen gibt es inzwischen auf Griechisch und Englisch und über ein stark wachsendes Partnernetzwerk ist Agrostis gerade dabei, in weiteren europäischen Märkten Fuß zu fassen.

Parachute Fonts

Die Macht des Unscheinbaren

Vor vielen Jahren ist mir zum ersten Mal die Macht von Typographie bewusst geworden. Es war eine Werbung von Mercedes-Benz, in der man zunächst nur einen Text las, aber sofort wusste, dass jetzt gleich ein elegantes und teures Auto um die Ecke fährt. Seitdem achte ich wesentlich mehr darauf, schaue mir bei neuen Marken die Schriftsätze an und manchmal versuche ich herauszufinden, was sich die Firmen bei der Auswahl gedacht haben mögen. Waren es rein ästhetische Gesichtspunkte, sollte der Schriftsatz Seriosität oder Eleganz ausdrücken, ist er eine Anspielung an eine andere zeitliche Epoche oder will er das Gefühl von einer langen Tradition vermitteln?

Im Zeitalter der Digitalisierung und vor allem Globalisierung ist das nicht anders. Allerdings haben sich die Medien gewandelt und nun gilt es, das Schriftbild einheitlich über alle Kontinente zu vermitteln – egal ob der Empfänger der Botschaften in Westeuropa, Russland, Griechenland, im arabischen Raum oder gar in Indien oder China sitzt.

Parachute_Startseite

Wie aus einem regionalen Mangel eine Chance in der globalisierten Welt wurde

Parachute Fonts ist ein kleine Unternehmen mit Sitz in Griechenland und wurde 2001 gegründet. Der Gründer Panos Vassiliou ist Ingenieur, hat sich aber schon während seines Studiums für das Thema Typographie interessiert. „Mir ist damals aufgefallen, dass in Griechenland immer die gleichen Schriftsätze zum Einsatz kommen und so habe ich angefangen, selbst neue zu entwerfen“ so Panos im Gespräch. Offensichtlich war der Markt reif, denn innerhalb kürzester Zeit hat er es geschafft, in Griechenland zum Standardlieferanten für Schriftsätze zu werden und es gibt heute kaum einen Verlag oder eine Werbeagentur in Griechenland, die nicht auf seine Fonts zurückgreifen. 2007 hat Parachute Fonts dann den Schritt über die Grenzen gewagt und eine internationale Nische besetzt: Schriftsätze, die alle europäischen Zeichen enthalten: lateinische (inkl. der diversen Sonderzeichen), kyrillische und natürlich auch griechische.

Greek

kyrillisch

Wenn man die Kundenliste sieht, fragt man sich, wieso kaum jemand Parachute Fonts kennt. Allein aus Deutschland sind in der Liste so schillernde Namen wie Adidas, Deutsche Welle, Financial Times Deutschland, Frankfurter Allgemeine Zeitung oder Hella und die Liste geht international endlos weiter: http://www.parachutefonts.com/AboutUs/Clients/MajorClients

Besonders beeindruckt war ich dann aber, als ich erfahren habe, dass Parachute Fonds auch individuelle Hausschriftsätze entwickelt, die quasi jeder kennt: Emirates (wunderschön!), Bank of America (Respekt!), UEFA (ja, die UEFA!), KFW (ja! ja! die KFW Bank), SAMSUNG (OMG! Samsung!) und die Europäische Kommission höchstselbst. Wenn man so will, kommt also sogar das typographische Bild, das man vom modernen Europa hat, aus Griechenland.

Parachute_CustomFonts

Das Unternehmen heute und nächste Schritte

Heute besteht das Unternehmen aus 15 freien und festangestellten Mitarbeitern und schaut weiter nach vorne. Neben arabischen Schriftsätzen, die sie inzwischen eingeführt haben, konzipieren sie aktuell auch Schriftsätze für mehrere indische Dialekte und arbeiten mit anderen Unternehmen zusammen, um auch das chinesische Schriftbild abzudecken.

arabisch

„Typographie ist meine Leidenschaft und ich bin froh, dass ich mein Interesse zum Beruf gemacht habe. Der nächste wichtige Schritt für das Unternehmen ist, Fonts für Indien in China zu entwickeln und neue internationale Kooperationen einzugehen“, sagt Panos Vassiliou. 

Leider kann ich bei meinem WordPress-Theme keine Fonts von Parachute einbinden. Wenn mir jemand sagt, ob und wie ich das machen kann, wäre das sofort ein Grund, beispielsweise auf ein entsprechendes Theme zu wechseln (nicht selbst gehostet, sondern bei wordpress.com).

Übrigens: Wer sich für das Thema interessiert, dem empfehle ich auch typorn, den sehr schön gemachten Blog von Parachute Fonts:

Typorn

Fundstück #7: Der Trikala-Bus

Der erste fahrerlose Bus fährt durch Griechenland

Eine große Revolution bahnt sich weltweit an. Überall werden neue Technologien für autonomes Fahren ausprobiert und Unternehmen wie Google oder Apple wollen den großen europäischen und japanischen Autobauern Konkurrenz machen. Doch die europäische Autonomous Driving Revolution beginnt in Griechenland.

Trikala-Bus

Im Projekt Pilotprojekt CityMobil2 wird der erste europäische fahrerlose Bus entwickelt. Im Ort Trikala (oder vielleicht in Zukunft e-trikala genannt, im Zentrum von Griechenland, nimmt er jetzt Fahrt auf.

Ich weiß nicht, wie der Bus heißt, noch ob er in dieser Form Erfolg haben wird. Aber ich finde „Trikala-Bus“ ist ein schöner Name für die neue Kategorie an öffentlichen Verkehrsmitteln.

Fieldscale

Simulieren geht über Probieren.

Wir leben in einer hochkomplexen und hochtechnisierten Welt. Die Tatsache, dass Flugzeuge fliegen, Handys telefonieren, Strom aus der Steckdose fließt und unsere Laptops und PCs (meistens) keine Probleme bereiten, kommt uns wie selbstverständlich vor. Die Welt ändert sich schnell und die Technologien kommen und gehen. Doch wir gehen davon aus, dass alles einfach so funktioniert.

Wir denken nicht groß darüber nach, dass in einem immer komplexer werdenden Gesamtsystem auch immer komplexere Zusammenhänge und potentielle Störungen berücksichtigt, frühzeitig erkannt und idealerweise rechtzeitig behoben werden müssen. Fehler können nicht nur für einzelne Unternehmen teuer werden, sondern auch zu persönlichen und gesundheitlichen Schäden oder gar zu gesellschaftlichen Zerwürfnissen und echten Katastrophen führen.

Joseph Michel Montgolfière ist im 18. Jahrhundert vielleicht noch todesmutig im Selbstversuch vom Dach gesprungen, um herauszufinden, ob das mit dem Fallschirm funktioniert (hat funktioniert). Oder Alessandro Volta, der sich unterschiedliche Metalle auf die Zuge gelegt hat, um die Leitfähigkeit zu testen (hat auch funktioniert). Um Kosten und Schäden vorzubeugen, gibt es heutzutage jedoch andere Mittel: Simulationen! Ziel ist es, möglichst realitätsnah Probleme in dynamischen Systemen frühzeitig zu identifizieren und vor Produktion oder Einsatz zu beheben.

Allerdings basieren Simulationen nicht auf der Wirklichkeit, sondern auf Modellen der Wirklichkeit. Je mehr Annahmen und Randbedingungen man in einem Modell festlegen kann, desto näher ist das Ergebnis der Simulation an der Realität. Im technischen Bereich ist das übrigens einfacher als beispielsweise im sozialen oder volkswirtschaftlichen.

Bleiben wir bei der Simulation im technischen Bereich. Das nächste Problem ist, dass selbst wenn man alle Parameter und Zusammenhänge kennt und in einem perfekten Simulationsmodell definieren kann, muss man häufig dennoch Abstriche machen: Die Berechnung von komplexen Simulationsmodellen kann so aufwändig sein, dass man das Simulationsmodell aus Gründen der Zeit oder der Rechenkapazitäten und Kosten wieder vereinfachen muss.

Und hier setzt Fieldscale an.

Neue Algorithmen und Parallelisierung der Berechnung in der Cloud

Fieldscale-LogoSeit über zwei Jahren entwickeln die Elektroingenieure und Gründer von Fieldscale, Yiorgos Bontzios und George Bouzianas mit einem inzwischen zehnköpfigen Team eine hochinnovative Simulationssoftware als Service in der Cloud. Ich habe mich mit Vasso Kalaitzidou unterhalten, selbst Elektrotechnikerin und Mitarbeiterin der ersten Stunde, die sich um die Operations und das Marketing bei Fieldscale kümmert.

„Schwerpunkt von Fieldscale sind Simulationen rund um das Thema Strom, also elektrostatische, elektromagnetische und thermische Simulationen. Und das von großmaßstäbigen Simulationen, wie Positionierung von Hochspannungsleitungen bis hin zu extrem kleinmaßstäbigen Simulationen, wie beispielsweise der Interaktion von Millionen Transistoren auf einem Chip von der Dicke eines Haars“ so Vasso im Gespräch.

Fieldscale hat den Anspruch, den gesamten Entwicklungsprozess vollständig zu unterstützen, also vom Design, über die Analyse der Materialien, die Vermaschung (meshing), die Simulation selbst bis hin zur Nachbearbeitung und Visualisierung der Ergebnisse.

Durch die Implementierung eines neuartigen Algorithmus, der sogenannten Randelementmethode (REM, bzw. auf Englisch Boundary Element Method – BEM), statt der noch weit verbreiteten Finite-Elemente-Methode (FEM), können die Berechnungen nicht nur um Faktor 10 und höher beschleunigt werden, sondern auch sogenannte „impossible simulations“ durchgeführt werden, in denen Teile des Modells großmaßstäbig sind und andere Teile extrem kleinmaßstäbig.

Unterschiedliche Maßstäbe

„Damit können wir Simulationen machen, in denen Dimensionsunterschiede von einem Faktor von 1:10.000 vorliegen, also ein kleines Detail mit in einer großmaßstäbigen Simulation berücksichtigen“, so Vasso im Gespräch. Wer es jetzt noch genauer wissen will, dem empfehle ich Google oder einfach mal, mit Fieldscale Kontakt aufzunehmen.

Das Unternehmen und das Geschäftsmodell

Das Unternehmen hat seinen Sitz in Thessaloniki und stellt seine gesamte Software als Service im Netz bereit. Ursprünglich aus der Forschung in Thessaloniki ausgegründet, haben sie inzwischen ein fertiges Produkt, erste Kunden und eine erste Finanzierung über Open Fund erhalten. Aktuell sprechen sie mit Interessenten über eine zweite Finanzierungsrunde.

Da es keine für sie geeigneten Algorithmen gab, haben sie quasi alle selbst entwickelt, um auch die Möglichkeiten der parallelen Berechnung in der Cloud voll ausnutzen zu können. Damit ergibt sich auch das Geschäftsmodell: Sie haben eine Version für Großrechner und Rechencluster für große Unternehmen, die die Simulationen und Modelle selbst hosten möchten, sowie eine Lösung für Ingenieurbüros, die über die Cloud-Lösung auch die notwendige einfache Bedienung und vor allem Rechenkapazität bekommen. Wichtig war Vasso noch zu betonen, dass alle Daten nach der Simulation heruntergeladen und gelöscht werden können.

Ich habe mir schon oft gedacht, dass die Rechenkapazität der Cloud eigentlich ideal sein müsste, um hochkomplexe Simulationen und Berechnungen durchführen zu können. Ich freue mich daher umso mehr, dass Fieldscale mit dieser Idee von Griechenland aus auf dem Weg ist, die Welt der Simulationssoftware zu erobern. Und das, was ich gesehen habe, sieht extrem vielversprechend aus!