Fresh Strips

Mit Werkstoffkunde gegen Lebensmittelvergiftungen

Griechisches Startup_Fresh Strips_LogoIch habe bisher noch nie darüber nachgedacht, aber wenn man sich offizielle Zahlen zu Lebensmittelvergiftungen anschaut, dann wird einem gleich ganz schummerig. Laut CDC erkrankt einer von sechs US-Amerikanern pro Jahr an einer Lebensmittelvergiftung. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit gar 420.000 Menschen jährlich daran. Wer gleich denkt, das betrifft nur die Dritte Welt, liegt falsch: In Europa sind es auch erstaunliche 23 Millionen Krankheitsfälle und 5.000 Tote pro Jahr.

Das sind unvorstellbar hohe Zahlen und einen sehr großen Anteil daran hat ein vermeintlich kleines Thema: die Unterbrechung der Kühlkette bei der Zulieferung oder im Haus. Lebensmittel werden kilometerweit transportiert und dann zu Hause gelagert und wenn irgendwo in der Lieferkette oder zu Hause die Kühlung unterbrochen wird, steigt das Risiko einer Lebensmittelvergiftung.

Dauerbeobachtung der Kühlkette

Da man nie ausschließen kann, dass die Kühlkette irgendwo unterbrochen wurde, hat sich das griechische Startup Fresh Strips etwas überlegt: Was wäre, wenn man an der Ware sofort sieht, ob es irgendwo ein Problem in der Kühlung gab. Selbst wenn das Eis oder Fleisch gut aussieht, sollte ein kleiner Streifen auf der Verpackung anzeigen, ob immer die korrekte Temperatur eingehalten wurde. Um dies zu erreichen, entwickeln die Gründer von Fresh Strips einen Sticker, der im normalen Kühlzustand eine neutrale Farbe hat oder grün ist und sich bei einer gefährdenden Veränderung der Temperatur verfärbt (und beispielsweise rot wird).

Fresh Strips nutzt für dieses Verfahren Flüssigkristalle. „Flüssigkristalle sind extrem günstig, so dass bei Massenproduktion Kosten von nur wenigen Cent anfallen. Darüber hinaus sind sie robuster als digitale Ansätze, wie Data-logger, und haben tolle Farbeigenschaften, die es ermöglichen, Signalfarben für die Warnungen zu nutzen“, so Marios Chryssolouris im Gespräch. Das Interessante ist auch, dass die Streifen in der Produktion für unterschiedliche Temperaturschwankungen kalibriert werden können, da manche Produkte immer gefroren, andere vielleicht nur immer unter einer bestimmten Temperatur gekühlt bleiben müssen. Und das Beste: Wenn sie sich einmal verfärbt haben, wechselt die Farbe der Strips nicht mehr zurück, sobald die Temperatur wieder stimmt. Damit ist sichergestellt, dass auch eine Unterbrechung der Kühlung irgendwann zwischendrin sichtbar bleibt.

Von der Gründung zu den ersten Preisen

Die Idee haben Marios Chryssolouris (CEO)und Koen Nickmanns (CTO) entwickelt. Marios kommt eher aus dem Bereich Consulting und hat u. a. bei Ernst & Young gearbeitet und dort auch andere Startups beraten. Koen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Flüssigkristallen in der Forschung. Im September 2016 haben sie ihre Idee in einem internationalen Wettbewerb bei Merck in Darmstadt vorgestellt und gleich 50.000 € gewonnen. Weitere Wettbewerbe folgten, wie Get in the Ring in Holland mit 300 Teilnehmern, und erst kürzlich haben sie als eins von fünf Startups unter 1250 Teilnehmern den Hellenic Entrepreneurship Award gewonnen. Das Team ist inzwischen um Fanny Tsironi, Marianna Giannoglou und Alexandros Matthiessen erweitert und wächst von Monat zu Monat.

Die Gründer des Griechischen Startups Fresh Strips

Nächste Schritte

Die Patente wurden eingereicht und die Tests laufen sehr gut. Aktuell reden die Gründer von Fresh Strips auch mit ersten potentiellen Kunden, beispielsweise einer großen Supermarktkette in Griechenland. Im ersten Schritt konzentrieren sie sich auf die Lieferkette von Produktion zum Geschäft (also B2B) und noch nicht bis zum Konsumenten, aber das ist sicherlich ein natürlicher nächster Schritt, so dass vielleicht schon bald alle Frischeprodukte, die wir so im Supermarkt sehen, mit Fresh Strips aus Griechenland versehen werden.

Und bei Lebensmitteln hört das nicht auf. Die Perspektive ist enorm. Die Notwendigkeit der Dauerkühlung besteht auch in anderen Bereichen: Man denke nur an Impfstoffe, die quer durch Afrika transportiert werden. Wie wird da sichergestellt, dass die Impfungen überhaupt noch wirksam sind, wenn sie ankommen? Vielleicht mit Fresh Strips aus Griechenland.

Quizdom & Quizdom Education

Die 7-Milliarden-Fragen-App

iconDie meisten App-Entwickler können davon nur träumen: Man stelle sich vor, man schreibt eine App für Smartphones, die von ca. 20 % aller Bewohner eines Landes genutzt wird. Ich bin mir sicher, davon gibt es nicht viele: Vielleicht Facebook oder Google? Oder eben Quizdom, ein Startup aus Griechenland.

Einfach ausgedrückt ist Quizdom eine Quiz-App, also eine Anwendung für Smartphones, mit der man Fragen zu allen möglichen Themen gestellt bekommt, die man in einer vorgegebenen Zeit beantworten muss. Während ich diesen Artikel schrieb, habe ich mir die App kurz runtergeladen, um die Magie etwas besser zu verstehen …

Und ich bin hängengeblieben …

30 Minuten später musste ich mich quasi zwingen, mit dem Spiel aufzuhören und weiter zu schreiben. Quizdom macht echt süchtig.

Die Fragen sind in 15 Kategorien unterteilt, von Geschichte über Sport und Essen bis hin zu Business. Der Clou ist, dass man nicht alleine spielt, sondern in jeder Partie gegen eine andere Person seiner Stärke. Man fängt selbst bei Stärke 1 von 99 an und kann sich so langsam hocharbeiten. Die Fragen sind von trivial bis sehr intelligent und man lernt dabei teilweise Überraschendes dazu (oder weiß hier jemand, welcher große Physiker gerne mal beim Aufbau des Oktoberfestes mitgeholfen hat?). Neben Fremden als Gegner kann man natürlich auch seine Freunde über Facebook einladen und so gegen seine Bekannten spielen.

Eine eigene Fernsehshow brachte den Durchbruch

Der Höhepunkt des Quizdom-Fiebers in Griechenland war sicher, als ein Fernsehsender die Rechte am Spiel und Namen lizensiert hat. Mit Quizdom the Show hat der Sender Alpha das Spiel ins griechische Fernsehen gebracht und inzwischen haben ca. 2 Millionen Griechen die App installiert. „Besonders stolz bin ich aber auf eine andere Zahl: Die App hat Stand heute bereits über 7 Milliarden Fragen gestellt“, so Trian Xylouris, der Gründer von Quizdom im Gespräch. Man könnte, statistisch gesehen, sagen, dass an jeden Erdbewohner schon mal eine Frage von Quizdom gestellt wurde.

Nächste Station: Deutschland

Nun ist der Markt mit 10 Millionen Einwohnern in Griechenland natürlich endlich. Da Trian selbst in Deutschland aufgewachsen ist, lag es nahe, sich des deutschen Marktes anzunehmen. Neben der griechischen und englischen Version gibt es also seit ca. 6 Monaten Quizdom auch in Deutschland. Das ist übrigens auch die Version, die ich gespielt habe. Und offensichtlich kommt die Anwendung auch hier gut an, was die sechs-stellige Zahl an Installationen in Deutschland belegen.

Der nächste große Schritt: Quizdom Education

Wenn man das Frage-Antwort-Spiel etwas weiter denkt, so sieht man sofort das Potential für alle möglichen Szenarien, in denen man etwas lernen will oder muss. Hierfür hat Trian Xylouris letztes Jahr angefangen, Quizdom Education in Griechenland einzuführen. Während das Spiel eher Allgemeinwissen abfragt und der spielerische Aspekt im Vordergrund steht, richtet sich Quizdom Education an die gezielte Unterstützung beim Lernen und bei der Prüfungsvorbereitung. Hierfür gibt es unterschiedliche Gruppen, wie Abiturprüfung (für das griechische Abitur), Englisch-Sprachzertifizierung (English Lower) oder für Makroökonomie, in Zusammenarbeit mit einem Lehrstuhl einer griechischen Universität.

„Das Prinzip des Quiz ist sehr gut anwendbar auf Prüfungen, für die man viel auswendig lernen und wiederholen muss, bis man den Lehrstoff verinnerlicht hat“, so Trian weiter im Gespräch. Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für das Unternehmen, die es jetzt systematisch angeht und die Lehr- und Prüfinhalte systematisch ausbaut. Mit der Idee für Quizdom Education ist Trian Xylouris auch beim Hellenic Entrepreneurship Award angetreten und hat vor ein paar Wochen den Preis gewonnen.

TeamNeben dem Gründer Triantafyllos „Trian“ Xylouris besteht das Team noch aus Chris Tsounis, Pavlos Rizos, Konstantinos Ploumidakis sowie Valentina Marousopoulou und Aris Moiras (die nicht im Bild sind).

Ich bin immer wieder überrascht, wie man mit einer guten Idee, ohne Fremdfinanzierung und mit viel Einsatz ein so erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann und ich bin mir sicher, dass Quizdom noch einiges bewegen wird.

Wer selbst mitquizzen will kann sich die App ja mal runterladen und mich einladen (Mein Spielername ist „WK21“)

 

Liater

Der traditionelle Einzelhandel schlägt zurück

Seit Anbeginn des Internets sprechen alle vom E-Commerce und darüber, wie der Online-Handel den traditionellen Einzelhandel verdrängen wird. Folgt man den Meldungen zum Thema, hat man das Gefühl, dass man heutzutage nur noch online einkauft. Fakt ist jedoch, dass immer noch über 92 % des Handels offline stattfindet, also im klassischen Einzelhandelsgeschäft (Quelle). In vielen Ländern ist es vermutlich sogar noch mehr. Ich kann es nachvollziehen. Man will Sachen in der Hand halten, ausprobieren, miteinander vergleichen. Man will die Sachen gleich mitnehmen und zeigen und nicht erst auf den Postboten warten (der blöderweise auch selten zu Zeiten kommt, wenn die arbeitende Bevölkerung zu Hause ist) oder man sieht das Shopping vielleicht sogar als Erlebnis, bei dem man mit Freunden durch die Geschäfte schlendert und zwischendurch etwas isst oder einen Kaffee trinkt oder einfach nur mit den Verkäufern ein Schwätzchen hält und sich beraten lässt.

Forschung und Entwicklung im E-Commerce drehen sich häufig darum, den traditionellen Einzelhandel zu imitieren. Man denke nur an Online-Beratungsangebote (heute Chat-Bots), Produktvideos, 3D-Animationen, Empfehlungssysteme etc. Alles mit dem Ziel, mehr Leute auf die Seite zum bekommen, sie länger auf der Seite zu behalten und natürlich zum Kauf zu animieren (Neudeutsch: die Konversionsrate zu erhöhen).

liater_logo_small Das griechische Startup Liater dreht das Ganze jetzt um und wendet moderne Techniken und Interaktionsmöglichkeiten an, um die paar wenigen Vorzüge des E-Commerce in den traditionellen Einzelhandel zu bringen. Der Name Liater steht übrigens Retail reversed (einfach das englische Wort retail umgekehrt lesen).

Konversionsrate im Laden erhöhen

Schaufenster waren im Einzelhandel schon immer das Mittel schlechthin, um Leute dazu zu bewegen in den Landen zu kommen. Je attraktiver das Schaufenster, desto mehr Leute kommen ins Geschäft, so die These. Liater bietet jetzt quasi ein interaktives Schaufenster an. Im Schaufenster stehen eine Kamera, ein Bildschirm und ein Gerät, das die Bewegung der Passanten aufgreift. Durch wischen und andere Handbewegungen kann sich der Passant durch das Sortiment bewegen und bekommt das Kleidungsstück direkt auf seinen Körper projiziert. Er kann Farben auswählen, sich ähnliche Stücke anzeigen lassen, die Auswahl bewerten und sogar über sein Smartphone und eine URL bzw. einen QR-Code sein Bild mitsamt Kleidung an seine Freunde zur Bewertung schicken. Wenn er will, kann er direkt online bestellen oder, noch besser, einfach in den Laden gehen und das Kleidungsstück persönlich anprobieren und kaufen.

Was sich wie ein Gimmick anhört, hat erstaunliche Wirkung: Wie mir Antonis Argyros, der Gründer und Geschäftsführer von Liater erklärt, „bleiben die Leute länger stehen, schauen sich mehr Produkte an und gehen viel häufiger in den Laden. Um genau zu sein, wir haben gemessen, dass die Konversionsrate bei ca. 31 % liegt, was ungefähr das Achtfache eines Schaufensters ohne Liater ist“.  Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass sich Trauben um das Schaufenster bilden und viel mehr Leute stehen bleiben, um es selbst auszuprobieren oder auch gleich in den Laden gehen.

A/B Testing des Sortiments

Neben der direkten Interaktion mit dem Sortiment des Ladens bietet Liater auch ein ganz anderes Potential für kleine Geschäfte. Üblicherweise müssen die bereits Monate vorab ihre Auswahl an Produkten treffen und vorbestellen, ohne zu wissen, was bei ihrer Kundschaft gut ankommt. Daher gehen einige Läden inzwischen dazu über, Liater zu nutzen, um das nächste Sortiment direkt bei ihren Besuchern zu testen. Durch die Interaktion, Auswahl und Bewertung erfahren sie, welche Modelle gut ankommen und welche nicht, und können somit viel gezielter vorbestellen – denn die Geschmäcker können sich durchaus in jeder Stadt oder Nachbarschaft unterscheiden.

Das Unternehmen, die Gründer und das Geschäftsmodell

Antonis Argyros hat das griechische Unternehmen zusammen mit Stavros Vassos und Marianna Vakalopoulou gegründet. Antonis selbst hatte schon vor vielen Jahren mit seinen Brüdern eine kleine Kette mit Sportwaren gegründet, woher auch die Idee kam. Das Team besteht inzwischen aus 17 Personen und Liater bedient aktuell ca. 50 Einzelhandelsgeschäfte in Griechenland, Holland und den USA. Das Geschäftsmodell basiert auf einem Abonnement-Modell, bei dem man einen überschaubaren monatlichen Preis pro Endgerät zahlt, solange man das Angebot nutzt.

Bemerkenswert finde ich auch, dass einer der Unternehmenspartner das FORTH auf Kreta ist (Foundation for Research & Technology – Hellas), eine der größten Forschungseinrichtungen Griechenlands. FORTH ist nicht nur am Unternehmen beteiligt, sondern hilft auch mit Entwicklern, Forschern und Forschungsprojekten, das Produkte weiterzuentwickeln. Liater ist zu großen Teilen eigenfinanziert, hat allerdings auch kleinere Investments von Odyssey Fund, Metavallon Accelerator und dem Niederländischen Startup Bootcamp sowie Angel-Investoren.

Ich finde die Idee extrem vielversprechend. Die Erfahrung des Teams in künstlicher Intelligenz und im Retail ist ebenfalls beeindruckend und wie die ca. 50 Shops zeigen, funktioniert das Geschäftsmodell auch.

Ich bin gespannt, wann ich die erste Traube vor einem Karlsruher Geschäft sehe, das mit Retail Reversed von Liater ausgestattet ist.

AmongDoctors

Ein weltweites soziales Netzwerk für Ärzte

amongdoctors_logoWie tauschen sich Ärzte untereinander aus, wenn sie Fragen zu einem Patienten haben? Wie informieren sie sich und wie diskutieren sie über aktuelle Entwicklung zu Behandlungsmethoden, Medikamenten, Erfahrungen? Ich vermute, traditionell mal über ihr persönliches Kontaktnetzwerk, über Konferenzen und zusätzlich informieren sie sich über entsprechende Journale und Zeitschriften. In Zeiten des Internets 2.0 liegt es nahe, die neuen Möglichkeiten der internationalen Vernetzung zu nutzen. Dies ist die Grundidee von AmongDoctors, einem griechischen Startup, das es sich zur Aufgabe gemacht, ein weltweites soziales Netzwerk, wie LinkedIn oder XING, speziell für Ärzte zu entwickeln.

Exklusiv für Ärzte

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„Das Problem von allgemeinen sozialen Netzwerken für spezielle Berufsgruppen ist es, dass die Breite der Teilnehmer eher hinderlich ist“, so Elena Barla, CEO und Gründerin von AmongDoctors im Gespräch. „Speziell Ärzte wollen sich austauschen können, ohne von anderen, beispielsweise Pharmavertretern und Patienten, beobachtet zu werden. Außerdem ist medizinisches Wissen global und die Experten für bestimmte Bereiche sind nicht unbedingt Teil des persönlichen Bekanntenkreises“. So entstand die Idee für AmongDoctors. Ein Arzt der mitmachen will, muss explizit durch AmongDoctors freigegeben werden. „Wir nehmen aktuell nur ca. 75 % der Anträge an, da wir sicherstellen möchten, dass wirklich nur Ärzte im Netzwerk vertreten sind“, so Eleni weiter.

Globale Vernetzung und Kooperation

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Neben dem reinen Vernetzungsgedanken unterstützt AmongDoctors auch speziell die Kooperation über offene und geschlossene Gruppen und Foren, in denen sich die Ärzte zu bestimmten Themen austauschen können. Aktuell sind Ärzte aus 43 Spezialisierungen bereits beigetreten. Neben Allgemeinmedizinern sind es Gynäkologen, Kardiologen, Orthopäden, Pathologen, Chirurgen und in letzter Zeit auch viele Psychiater, die das Angebot besonders stark annehmen und sich regelmäßig austauschen. Dabei ist die Vernetzung global. Neben griechischen Ärzten wächst das Netzwerk vor allem durch Ärzte aus Spanien, Portugal, England, Brasilien, Italien, Israel und Deutschland. Und die Wachstumsrate von 45 % pro Monat (!) zeigt, dass sich die Idee wie ein Lauffeuer ausbreiten kann, wenn die Ärzte erst einmal im Netzwerk aktiv werden.

Das Unternehmen und der Ausbau.

Die AmongDoctors wurde 2015 in Athen gegründet und hat drei Gründer. Elena Barla, die vorher bei Elsevier, Procter & Gamble und Ericsson als Beraterin gearbeitet hat, baut die Plattform mit Harris Lygidakis, einem Arzt als Chief Medical Officer, und Konstantinos Michanetzis als CTO aus. Insgesamt besteht das Team aus 9 Mitarbeitern. Investoren sind die beiden Business Angels Apostolos Apostolakis, den ich hier ja auch schon vorgestellt habe, und Vassiliki Makropoulou.

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Mit 45 % Wachstum pro Monat haben sie sicherlich eine gute Basis für einen weltweiten Ausbau der Plattform geschaffen. Und warum sollte ein soziales Netzwerk nicht einmal von Europa aus einen weltweiten Durchbruch schaffen? Ich traue es den Dreien auf jeden Fall zu. Zukünftig wollen sie die Plattform noch für Gesundheitsorganisationen ausbauen und somit auch die Vermittlung von medizinischem Personal, beispielsweise an Krankenhäuser, unterstützen.

Und da ich weiß, dass hier mindestens ein Arzt mitliest und der eine oder andere Leser einen Arzt kennt: Weitersagen oder einfach mal ausprobieren. AmongDoctors kostet nichts und mich würde eure Meinung interessieren.

 

Hast Labs

Neptungras zu 3D-Drucker-Patronen

logoNeptungras (Posidonia Oceanica) ist eine Wasserpflanze, die im Salzwasser gedeiht, vor allem im Mittelmeer. Tauchern ist sie vermutlich schon mal aufgefallen und auch Strandurlaubern, da abgestorbenes Neptungras häufig an den Strand gespült wird. Das ist zwar nicht schädlich, stört aber die Ästhetik, was viele Gemeinden in Griechenland dazu bewegt, das Neptungras regelmäßig einzusammeln und zu entsorgen. Das Neptungras wird deponiert oder verbrannt und die Entsorgung kostet viel Geld.

Bessere Verwertung eines tollen Rohstoffes

Ich habe kürzlich mal herumgefragt, wer sich in Griechenland mit alternativen Materialien und Rohstoffen beschäftigt und da bin ich auf Haris Ninios von Hast Labs gestoßen. Er hat das Entsorgungsproblem der Gemeinden als Chance für sich gesehen und entwickelt ein Verfahren zur alternativen Nachnutzung des angeschwemmten Neptungrases. Es gibt auch andere, die das bereits machen (beispielsweise, um es als Dämm- und Baumaterial zu verarbeiten). Was mir aber bei Hast Labs besonders gefallen hat, ist das Einsatzszenario 3D-Drucker.

Beim 3D-Druck wird aus einem Rohstoff computergesteuert in mehreren Schichten ein Werkstück erzeugt, dass eben nicht mehr 2-dimensional sondern 3-dimensional ist. Die Einsatzmöglichkeiten sind mehr oder weniger beliebig. 3D-Drucker werden inzwischen für alle möglichen Einsatzzwecke genutzt, dabei werden dreidimensionale Werkstücke schichtweise aufgebaut. Egal ob Kunstwerke, Bauteile für Häuser, medizinische Geräte etc.: Es gibt inzwischen Millionen von Nutzern, die mit 3D-Druck experimentieren oder dies auch schon professionell nutzen.

Das Hauptproblem beim 3D-Druck ist der Rohstoff, aus dem der Druck gemacht wird. Meistens werden hierfür Kunststoffe genutzt. Mal abgesehen davon, dass wir schon genug Plastik produzieren, kann es auch gesundheitsschädlich sein, da beim Druck der Rohstoff (also der Kunststoff) erhitzt wird und dadurch auch ultrafeine Partikel in die Luft geraten, die wir dann einatmen.

Patentes Verfahren

Hast Labs hat in den letzten zwei Jahren ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Rohstoff für 3D-Drucker zu 70 % aus besagtem Neptungras generieren lässt. „Eine mittelgroße Gemeinde wie Rafina produziert ca. 40-60 Tonnen Neptungras im Jahr. Auch wenn in der Vorverarbeitung ca. 45 % wegfallen, reicht das Neptungrasaufkommen einer einzigen Gemeinde für eine sehr große Produktion“ so Hari Ninios im Gespräch. Hast-Labs besteht übrigens aktuell aus drei Personen und sie sind nun dabei, das Verfahren zu verfeinern und patentieren zu lassen.

Ich bin mal gespannt, wohin das führt und ob der Mittelmeerraum irgendwann zum größten Produzenten für 3D-Druck-Material wird.

WePolitics

Neue Wege der Aktivierung von Mitgliedern und Bürgern

WePolitics_LogoUnser politisches System lebt davon, dass möglichst viele daran teilhaben. Ihre Meinungen äußern, aktiv über Themen diskutieren und für Positionen eintreten. Dasselbe gilt für Vereine, Nicht-Regierungsorganisationen oder Gewerkschaften. Seit Jahren scheint es jedoch eine Erosion des Interesses an der konstruktiven Teilnahme am politischen Diskurs zu geben. Auf der einen Seite werden die Kommentare derjenigen, die sich beispielsweise in Sozialen Medien und Foren äußern, immer schriller, auf der anderen Seite schrumpft die Wahlbeteiligung kontinuierlich und Parteien sowie Vereine klagen seit Jahren über Mitgliederschwund. Die Ursachen mögen vielschichtig sein, aber ein Grund, den ich häufig höre und lese, ist das weit verbreitete Gefühl, nicht gehört zu werden und nichts beeinflussen zu können. Und das auf einem Kontinent, auf dem jeder fast alles sagen oder machen kann.

Nun denkt ihr vermutlich, es wäre vermessen von mir zu behaupten, dass ein kleines griechisches Startup das Kommunikations- und Diskussionsproblem von Politik, Vereinen und Gewerkschaften bis hin zu Online-Zeitschriften lösen und damit die aktive Beteiligung am Geschehen fördern kann. Aber so ist es nun mal.

Offener, aber moderierter Diskurs.  

WePolitics_Startseite

WePolitics ist eine Kommunikationsplattform, über die Bürger oder Mitglieder von Verbänden geordnet miteinander diskutieren oder Meinungen zu aktuellen Themen schnell und unkompliziert einholen können. „Unsere ursprüngliche Idee war es, ein Soziales Netzwerk für Politikinteressierte zu entwickeln“, so Vasilis Zoupas im Gespräch. Im Gegensatz zu Foren oder Sozialen Netzwerken, wie Facebook oder Twitter, in denen der Inhalt der Beiträge gar nicht strukturiert oder moderiert ist, ist das zentrale Element von WePolitics die Möglichkeit, Umfragen zu bestimmten Themen durchzuführen und damit schnell Meinungen und Kommentare rund um ein Thema einzuholen. Jeder kann sich anmelden, Fragen stellen oder Umfragen starten bzw. sich an den Themen anderer beteiligen.

„Allerdings haben wir sehr bald festgestellt, dass es nicht reicht, einfach nur ein weiteres Sozialen Netzwerk zu entwickeln. So orientieren wir uns inzwischen in Richtung Vereine, Verbände und Parteien, also Organisationen, mit sehr vielen Mitgliedern, die eine einfache Möglichkeit suchen, eine strukturierte Diskussion innerhalb der Organisation zu führen“, so Yannis Evmolpidis.

Wie kann man mitmachen?

Neben dem englischen und griechischen Zugang gibt es seit kurzem auch einen auf Deutsch unter www.wepolitics.de. Dort kann man sich ganz einfach über ein Social Login (Facebook, LinkedIn etc.) anmelden und schon ist man drin. Man kann anderen folgen, Umfragen starten oder auf Fragen anderer eingehen. Allerdings sieht man so nur den öffentlichen Teil der Diskussionsplattform. Noch spannender finde ich, dass große Organisationen oder auch Online-Zeitschriften die Plattform nutzen können, um mit ihrer eigenen „Community“ zu interagieren. Jedes Mitglied kann dann mitdiskutieren und eigene Anliegen voranbringen.

Ein großes Problem, das offene oder halboffene Plattformen haben, ist, dass es sogenannte Trolle anzieht, also Personen, die auf einer solchen Plattform fortwährend provozieren und auf eine destruktive Weise jegliche Diskussion behindern (siehe auch Trolle auf Wikipedia). WePolitics hat sich etwas einfallen lassen, um das zu unterbinden. Neben der Tatsache, dass alle Teilnehmer Klarnamen haben, sind sie gerade dabei, eine Art Bewertungssystem in die Plattform einzubauen. Neue Nutzer haben dann beispielsweise erst einmal weniger Rechte und können für Kommentare etc. Punkte sammeln. Mit der Zeit können Benutzer Reputation in der Community erlangen und mehr machen oder eigene Umfragen starten.

Ein griechisches Startup in Deutschland

WePolitics wurde erst Anfang 2015 von Vasilis Zoupas und Yannis Evmolpidis gegründet. In Griechenland haben sie schon eine kleine, aber vieldiskutierende Community und haben für die Stadt Athen auch eine Kampagne rund um das Thema Athen 2020 moderiert. Dabei konnten sie viermal mehr Nutzer an der Diskussion beteiligen als die Stadt über herkömmliche Mittel selbst. Nach einer Zeit im griechischen Incubator egg, haben sie seit ein paar Wochen ein kleines Funding vom deutschen Next Media Accelerator in Hamburg bekommen und sind seitdem im Betahaus in Hamburg, um von dort den deutschen Markt besser kennenzulernen und aufzurollen.

Wer sich das mal anschauen will, kann sich hier registrieren: www.wepolitics.de. Gerade für Verbände, Vereine, Parteien oder Gewerkschaften kann ich mir vorstellen, dass das ein interessantes Mittel ist, Mitglieder besser einzubinden. Und ich bin mir sicher, die beiden freuen sich auch über Besuch in ihrem neuen Büro in Hamburg.

E-Survey

Frag deine Kunden doch direkt.

esurvey-LogoWie die aufmerksamen Leser meines Blogs sicher schon mitbekommen haben, bin ich oft in Kalamata im Süden der Peleponnes. Bekannt ist Kalamata vor allem wegen der Oliven und des Olivenöls. Wie keine andere Region der Welt haben sie es inzwischen zu einer internationalen Marke geschafft, sodass man selbst in den USA zwischen Oliven und Kalamata-Oliven unterscheidet. Nach diesem kleinen Exkurs nun zum Thema. Wie ich hier schon berichtet habe, gibt es in Kalamata auch eine kleine Startup-Community. Im letzten Urlaub habe ich die Gründer von E-Survey kennengelernt, sie sind nicht nur sehr sympathisch, sondern auch in Griechenland schon sehr erfolgreich.

Wie bekomme ich ehrliche und direkte Antworten von meinen Kunden?

esurvey_startseite

Thodoris Spiliotis saß eines Tages in einem sehr guten Restaurant, in dem er schon oft war. Nur diesmal war es anders. Es gab Probleme mit dem Essen und den Kellnern und er hat sich geärgert. Natürlich hätte er seinen Unmut bei Tripadvisor oder einem anderen Portal kundtun können, aber das wollte er nicht. Da er das Restaurant eigentlich schätzt, hätte er lieber dem Inhaber direkt seine Einschätzung und Verbesserungsvorschläge gegeben. So ist die Idee von E-Survey entstanden. Einer App für Tablets, die einen kleinen Fragebogen enthält, den man in wenigen Minuten durchklicken und beantworten kann. Der Clou dabei: Die App kann frei und für den Bedarf eines Restaurants, eines Hotel oder auch einer Messe konfiguriert werden, sie funktioniert auch ohne Internet und ist für handelsübliche Tablets konzipiert. Über das Backend erhält der für das Qualitätsmanagement Zuständige direkte Information und aussagekräftige Statistiken und kann entsprechend agieren.

Die Gründer und das Geschäftsmodell

Das Unternehmen wurde von Thodoris Spiliotis und Giorgos Tsoukalas gegründet. Beide mit langjähriger Erfahrung in unterschiedlichen Unternehmen. Giorgos haben wir ja schon mal bei Peekintoo kennengelernt.

E-Survey ist ein Abo-basiertes Modell. Je nach Anzahl an Tablets, die man für die Umfragen einsetzt, zahlt man als Unternehmen einen kleinen monatlichen Betrag und bekommt dafür ein kontinuierliches und ehrliches Feedback von seinen Kunden.

Inzwischen nutzen zahlreiche griechische Ketten und Einzelunternehmen die App, um ihre Kunden zu befragen. Die bekannteste davon ist vermutlich die Hotelkette Coco-Mat-Hotels, die in Griechenland, Frankreich, Belgien und Holland viele Hotels hat. Hier können Besucher beim Auschecken direkt Feedback geben, das systematisch zur Verbesserung der Services genutzt wird. Ein anderes Beispiel ist die TedX-Konferenz in Athen, die Besucherbefragungen über E-Survey durchführt. „Gerade bei großen Events, bei denen das Netz oft überlastet ist, ist die offline-Fähigkeit besonders wichtig“, so Thodoris im Gespräch, das wir im schönen Cafe Stolidi Ena in Kalamata führten.

Übrigens: Die Umfragen können in mehreren Sprachen gestaltet werden. Einer Verbreitung auch außerhalb Griechenlands steht also nichts im Wege! Und für Restaurants, Hotels etc. ist das direkte Feedback sicher nützlicher als Kommentare andernorts.