Traditionelle Landwirtschaft trifft die Moderne
Wenn ich an Landwirtschaft denke, dann denke ich vor allem an eine idyllische Landschaft. Beim Spaziergang sieht man weite Felder, gesunde und glückliche Tiere, ab und zu einen Bauern, der entspannt auf seinem Traktor über das Feld fährt und einen vielleicht noch nett grüßt. Nicht nur, weil ich mich beruflich immer mehr mit dem Thema IT und Agrarwirtschaft beschäftige, ist mir natürlich bewusst, dass die moderne Landwirtschaft wenig mit dieser Idylle zu tun hat. Die Landwirtschaft heute ist ein hochoptimierter Produktionsbetrieb und bewegt sich wie kaum eine andere Branche in einem Spannungsfeld zwischen Natur- und Landschaftsschutz und Profit bzw. Überlebenskampf sowie Tradition und Moderne. Aber schon die alten Griechen haben sich Gedanken zur Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion gemacht, beispielsweise Archimedes mit seiner „archimedischen Schraube“ (Schneckenpumpe) zur Beförderung von Wasser.
Essen müssen wir alle und auch wenn man es in Zeiten des Internets und der Suche nach dem „next big thing“ gerne mal übersieht: Lebensmittel sind immer noch das wichtigste Produktionsgut überhaupt. Deshalb ist es verständlich, dass die Landwirtschaft wie kaum ein anderer Bereich Regeln und Regulierungen unterliegt, gefördert und überwacht wird. Für kleine und mittlere Betriebe bedeutet dieser Optimierungs- und Regulierungsdruck jedoch auch, dass sie ihre Prozesse anpassen müssen, genau prüfen müssen, wann sie was machen, Saat, Düngung und Ernte planen und natürlich Kosten und Liquidität überwachen müssen – und vor allem müssen sie alles dokumentieren. Für Familienbetriebe oder Betriebe mit traditionellen Anbaumethoden ist das eine immer größere Herausforderung. Und von denen gibt es alleine in Griechenland ca. 250.000!
Professionelles Farmmanagement
Die Firma Agrostis aus Thessaloniki hat 2012 begonnen, iFarma zu entwickeln, ein Farmmanagementsystem für kleine und mittelgroße Betriebe. Von Anfang an als Cloud-basierte Lösung für den Browser und Smartphones konzipiert, deckt iFarma alles ab, was ein Landwirt benötigt, um seinen Betrieb zu verwalten. Seine Felder, was, wo angepflanzt wurde, welche Aktionen als nächstes anstehen, welche Mengen noch auf Lager sind, wie die Tages-, Monats- oder Jahresplanung aus sieht, wie es mit den Finanzen steht etc.
„Oft sind es auch Gruppen von 10, 20 oder 100 Landwirten, die zusammenarbeiten und gemeinsam über iFarma verwaltet werden. Diese Zusammenschlüsse haben dann eine zentrale Verwaltung, die alle Aktivitäten auf den Feldern beaufsichtigt und die einzelnen Bauern berät, was sie als nächstes machen sollten“, so Vagelis Vassiliadis, einer der Gründer von Agrostis im Interview.
Das Unternehmen und die Gründer
Das griechische Unternehmen Agrostis wurde von Vagelis Vassiliadis und Athanassios Sapounas 2012 gegründet. Vagelis hat langjährige Erfahrungen im IT-Consulting gehabt und Athanassios ist promovierter Agrarwissenschaftler – eine sehr gute Kombination für ein gemeinsames Unternehmen im Bereich der Agrar-IT. Die beiden haben das Unternehmen selbst finanziert, hochgezogen und beschäftigen inzwischen immer mehr Mitarbeiter, die die Anwendung für die inzwischen 3.000 Nutzer von iFarma kontinuierlich weiterentwickeln.
Agrostis weitet sein Portfolio immer weiter aus. So beispielsweise mit Mint, einer Anwendung, mit der man Befall durch Insekten frühzeitig erkennen und ihm entgegensteuern kann, oder QIfresh zur Qualitätsprüfung durch Inspektoren des Handels vor Versand der Waren.
iFarma und die anderen Anwendungen gibt es inzwischen auf Griechisch und Englisch und über ein stark wachsendes Partnernetzwerk ist Agrostis gerade dabei, in weiteren europäischen Märkten Fuß zu fassen.
Hat dies auf GERDA KAZAKOU rebloggt und kommentierte:
I think its more than interesting for small farmers and those who want to become
This sounds indeed very interesting. Thank you
dann drücken wie mal die Daumen, dass dieses interessante Start up mit seinen Produkten erfolgrecih seineen Weg in die Welt findet – bevor irgendwelche GR- oder EU-Vorschriften es vorzeitig kaputtmachen…
Liebe Grüße
Kai
Ja, davon gehe ich einfach mal aus. Manchmal erzeugen neue Vorschriften auch neues Geschäft für Dienstleister. Es gibt keine Probleme, nur Chancen 😉