CityCrop

Wecke den Gärtner in dir

CityCrop-logo-final-RGBEs gibt globale Trends, die sich auf den ersten Blick widersprechen. So etwa der konstante Drang der Menschen in die großen Städte (Urbanisierung) bei gleichzeitigem Wunsch, sich natürlicher und gesünder zu ernähren und auch zu leben. Aber gerade in so einem Widerspruch globaler Megatrends können neue Ideen entstehen, die es in sich haben. CitiyCrop ist so eine. Citycrop spricht Menschen an, die gerne in der Stadt leben und dennoch ihre eigenen gesunden und biologischen Nahrungsmittel anbauen möchten.

In der Wohnung anpflanzen und ernten

Die hängenden Gärten der Semiramis, eins der sieben Weltwunder der Antike, gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur als das erste Beispiel für den Versuch, Pflanzen in Gebäuden anzulegen. Von Bablylon über Aristoteles bis zu heutigen Hydrokulturen hat sich die Technik natürlich extrem verfeinert.

CityCrop ist ein griechisches Startup, das modernste Techniken nutzt, um den Anbau von Pflanzen und Nahrungsmitteln mitten im Wohnzimmer zu ermöglichen. Hierfür haben die beiden Gründer von CityCrop eine schön designte Anlage für Hydrokulturen entwickelt, die völlig unabhängig von externen Randbedingungen funktioniert und über eine App steuerbar ist. Abhängig davon, was man gerade anpflanzt, regelt das System das Klima in der Anlage und die Dosierung von Nährstoffen. Wie bei einer Waschmaschine kann man auf vorgefertigte Programme für bestimmte Pflanzenarten zugreifen oder seinem Gespür vertrauen und eigene Einstellungen vornehmen.

Citycrop-Startseite

Plug & Plant: Was kann man anbauen?

Da das System von äußeren Einflüssen abgeschottet ist, benötigt man auch keine Pestizide und kaum Düngemittel und Wasser, sodass man zu Hause einen echten Öko-Garten anlegen kann. Außerdem ist man von der Jahreszeit unabhängig und kann mehrmals im Jahr ernten. Erste Experimente zeigen, dass man ca. 200 gr pro Tag produzieren kann. Das hängt natürlich etwas von der Sorte ab. In Experimenten mit Marouli, einem griechischen Gartensalat, haben die beiden Gründer 6-7 Kg in einem Monat produziert.

Citycrop-Box

Die zweistöckige Kiste ist 70 cm tief, 60 cm breit und 90 cm hoch und passt damit als Möbelstück ins Wohnzimmer oder einen anderen Raum, den man für geeignet hält. Sie ist mit Licht in jedem der beiden Stockwerke ausgestattet und man kann auch unterschiedliche Pflanzen gleichzeitig anpflanzen. Die Größe ist natürlich etwas einschränkend, aber neben Marouli kann man beispielsweise kleine Beeren (wie Erdbeeren, Brombeeren etc.), oder die gerade in Mode gekommenen und gesunden Keimpflanzen (Microgreens) anbauen – oder auch Blumen.

Das Unternehmen und die Gründer

Am Beispiel CityCrop kann man schön sehen, wie nützlich ein Incubator sein kann. Die beiden Gründer Euriviadis Makridis und Christos Raftogiannis hatten die Idee schon eine Weile, wussten aber nicht, wie sie anfangen sollten. Dann haben sie sich letztes Jahr beim Incubator egg  beworben und sind angenommen worden. Dort erhalten sie Räumlichkeiten und Zugang zu Mentoren und andere Gründern, um Ideen auszutauschen und zu entwickeln. Außerdem haben sie mit der Idee und ersten Umsetzung schon diverse Preise gewonnen, mit denen sie die Entwicklung aktuell finanzieren.

Gleich kaufen?

Das geht leider noch nicht. Der Prototyp ist demnächst fertig und dann versucht CityCrop über eine Crowdfunding-Kampagne die Produktion zu starten. Wer sich aber dafür interessiert und einer der Ersten sein will, die sich einen kleinen Garten ins Wohnzimmer stellen, kann sich jetzt schon auf der Webseite registrieren:

http://www.citycrop.io/pre-order/ (natürlich ganz unverbindlich).

Noch nicht überzeugt? Hier ein kleines, schön gemachtes Video, in dem die beiden Gründer selbst sprechen (auf Englisch):

Owiwi

Sich spielend für einen Job qualifizieren

Owiwi_LogoDie Welt verändert sich eigentlich schnell, doch manche Sachen noch erstaunlich langsam. Hierzu zählt sicherlich die Art, wie Bewerbungsprozesse in Unternehmen ablaufen. Als Bewerber schickt man seinen Lebenslauf, unterhält sich evtl. mehrmals und wird eingestellt – oder auch nicht. Gleichzeitig rückt die harte Qualifikation eines Bewerbers über Zeugnisse immer mehr in den Hintergrund. Weiterlesen

mist.io

Die Wolkenverwalter

Es gibt wenig Trends in der Informatik, die eine so große Diskussion, Verwirrung und so viele Ängste hervorgerufen haben, wie Cloud Computing. Bereits 2009 thronte die Wolke ganz oben auf dem Gartner-Hype-Cycle, als einer der Megatrends. Thomas Berbner vom NDR riet 2011 noch dazu, „die Datenwolke möglichst klein zu halten“ (Tagesschau, 01.03.2011, ab 22:23 Min.). Aber aller Warnungen und Ängste zum Trotz kenne ich niemanden, der ernsthaft sein Verhalten geändert hat – die Verlockung durch die Vorteile der Cloud für Privatnutzer mit Facebook, Twitter, Google und das Effizienzversprechen für Unternehmen ist einfach zu groß. Übrigens läuft auch dieses Blog über WordPress.com und ist damit irgendwo in der Wolke. Weiterlesen

Sensorflare

Das Internet der Dinge wird intelligent

Eins der bekanntesten Zitate in der IT-Welt, das übrigens vermutlich fälschlich Thomas John Watson, Sr. (IBM) zugeschrieben wird, lautet: „Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ (Quelle Wikipedia). In Zeiten, in denen jeder mit einem Computer in der Hosentasche oder in der Uhr herumläuft, weiß man es natürlich besser. Nur wie sieht die Zukunft aus, wenn jeder Mensch bald im Durchschnitt zwei oder drei Computer hat?

Ganz oben auf Gardners Hype Cycle von 2014 thront der Begriff Internet of Things (IoT), oder auf Deutsch „Internet der Dinge“  (siehe z.B. Forbes-Artikel). Computer verschwinden als separate Gegenstände und verschmelzen immer mehr mit Alltagsgegenständen. Ausgestattet mit Sensorik und Rechenmöglichkeiten funkt in Zukunft alles, was uns umgibt, beobachtet, informiert und handelt vielleicht sogar autonom. Fabriken und Produktionsstätten bekommen ihre eigene Intelligenz, aber auch der öffentliche Raum und natürlich unsere Wohnungen. Es gibt bereits Schätzungen, nach denen ein US-amerikanischer Haushalt in 10-15 Jahren 500 aktive Geräte haben wird.

Bei aller Liebe zum Fortschritt, wie soll man das noch steuern?

Sensorflare_Startseite

Lernende Systeme, die uns unterstützen

Sensorflare_LogoSensorflare ist ein griechisches Startup, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die uns bald umgebende Technik intelligent und für uns zu steuern. „Wir sind der Überzeugung, dass eine aktive Bedienung all dieser Geräte über ein Smartphones nicht mehr handhabbar ist. Wir benötigen neue Paradigmen, in denen die Geräte selbstständig lernen und in unserem Sinne agieren“, so Marios Logaras, einer der Gründer von Sensorflare.

Üblicherweise gehen IoT-Infrastrukturen von einer Kopplung von Hardware und Software aus, in der man alles von einem der großen Anbieter kauft, wie bei INSTEON, SmartThings oder natürlich bei Nest, die letztes Jahr von Google übernommen wurden. Im Gegensatz dazu geht Sensorflare einen anderen Weg: Da man nicht davon ausgehen kann, dass alles von einem Hersteller kommt, ist es ihr Ziel, eine Zwischenebene einzuziehen, bei der man die Sensoren der unterschiedlichen Hersteller registrieren kann. Hinzu kommt zusätzliche Intelligenz, die vom Verhalten der Nutzer lernt und damit sukzessive autonom die Geräte steuert. So werden sich wiederholende Handlungsabfolgen im Raum beobachtet und mit der Zeit automatisiert.

Sensorflare_Idee

Wie der Lernprozess beispielsweise für die Garagentür aussehen kann, zeigt dieses kleine Video:

Das Team und die ersten Schritte

Sensorflare hat den Sitz in Patras, eine griechische Hochburg im Bereich der Mikroelektronik. Die Gründer von Sensorflare Ioannis Chatzigiannakis, Orestis Akrivopoulos und Marios Logaras sowie einige der ersten Team-Mitglieder Dimitrios Amaxilatis und Evi Vasiliou haben bereits langjährige Erfahrungen im Bereich der Sensorik und des IoT gesammelt, erst an der Universität Patras und später auch in frühen Versuchen, mit dem Thema unternehmerisch tätig zu werden.

Sensorflare_Team

Dann haben sie das Programm des Athener Accelerators von Metavallon durchlaufen und sind gerade in der Finanzierungsphase. Mit ihren Ideen haben sie schon diverse Preise gewonnen, wie erst kürzlich den IoT-Award als Peoples Choice in den Kategorien ‚Plattform and Tools‘ sowie ‚Connected Home Product‘

Eine gute Möglichkeit, damit uns das Internet der Dinge nicht über den Kopf wächst?

longaccess

Private Daten sicher speichern – für sehr lange und extrem sicher

Ihr kennt das: Auf Partys, Urlauben, Geburtstagen, Hochzeiten, Taufen und zu vielen anderen Anlässen werden tausende von Fotos gemacht und gespeichert. Ein Ereignis jagt das nächste und meistens schaut man sich die Fotos zwar anfangs, aber dann erst viele Jahre später wieder an. Man will sie natürlich dennoch aufheben, vielleicht auch um sie eines Tages Kindern und Enkeln zu geben. Doch wird man überhaupt die Möglichkeit haben? Manche Datenträger wie Disketten, die man vor 20-30 Jahren hatte, gibt es nicht mehr. Wenn man nicht kontinuierlich seine Daten von Technik zu Technik transferiert und immer neu gesichert hat, kommt man kaum noch dran. Da die technologische Entwicklung nicht aufhören wird, kann man sich schon die Frage stellen “Habe ich in 30 Jahren noch Zugriff auf meine Fotos, Videos und sonstige privaten Daten?“

Startseite_Longaccess

Der sichere Langzeitspeicher für private Daten

Der griechische Unternehmer Panagiotis Vryonis hat das Unternehmen longaccess gegründet, um genau für dieses Problem eine Lösung anzubieten. longaccess ist eine Cloud-basierte Lösung in der Daten für 30 Jahre abgelegt werden können – und das extrem sicher: Sicher vor Zerstörung, Technologiewechsel, aber vor allem auch vor einem Zugriff durch Dritte.

„Wenn wir in Rente gehen und auf unser Leben zurückblicken, interessieren uns aktuelle Ereignisse vermutlich weniger, sondern wir werden uns die tausende an Fotos und Videos anschauen wollen, die wir im Laufe unseres Lebens mit Digitalkameras und Smartphones aufgenommen haben“, so Panagiotis Vryonis von longaccess. „Das einzige was man jedoch einigermaßen sicher aufbewahren kann, sind nicht Datenträger, sondern Papier“, so Panagiotis weiter.

1.000.000 Fotos auf einem Blatt Papier

In der Lösung, die longaccess anbietet, stehen daher zwei Aspekte im Vordergrund: lange Speicherung der Daten und die Sicherheit, dass kein Dritter auf die Daten zugreifen kann. Der Ansatz, den longaccess verfolgt, basiert auf einer Client-seitigen Verschlüsselung. Das bedeutet, dass man beispielsweise ein digitales Fotoalbum von der letzten Taufe auf seinem PC mit einem Tool von longaccess verschlüsselt und dann über das Netz auf den Server spielt. Durch die AES256-Verschlüsselung ist sichergestellt, dass kein Dritter (auch longaccess nicht) die Daten entschlüsseln kann. Um in 30 Jahren wieder auf die Daten zuzugreifen, benötigt man dann nur das Blatt Papier, auf dem der Schlüssel steht. Will man die Fotos beispielsweise der Familie geben, gibt man das Papier-Zertifikat mit dem Schlüssel weiter. Handelt es sich um wichtige Urkunden, kann man den Schlüssel auch bei einem Rechtsanwalt oder einem Banksafe hinterlegen.  Wen das Thema Verschlüsselung der Daten interessiert, dem empfehle ich auch den  Blogbeitrag von Longaccess selbst:“When it comes to pricacy proof is better than promise

Longaccess_das Prinzip

Geschäftsmodell und Unterschied zu Dropbox und anderen Cloud-Speichern

Dropbox und andere Cloud-Speicher dienen eher dem regelmäßigen Datenaustausch und zielen weniger auf die Langzeitsicherung ab. Man zahlt monatlich einen Beitrag dafür, dass man Daten hoch- und runterladen oder sie anderen zuschicken kann. Man kann die Daten auch wieder löschen und das Ganze dient eher als ausgelagertes Verzeichnis. Zahlt man nicht mehr, wird der Account gelöscht.

Im Gegensatz zu solchen Lösungen ist die Langzeitsicherung zentraler Bestandteil der Software und des Geschäftsmodells von longaccess. Das bedeutet zunächst, dass man den Speicherplatz nicht für einen Monat oder ein Jahr kauft, sondern für 30 Jahre im Voraus. Damit ist sichergestellt, dass die Daten auch erhalten bleiben, wenn man mal eine Zeit lang sein Abo nicht zahlt oder wenn die Nachkommen beispielsweise im Todesfall nicht  als erstes an den Dropbox-Account denken.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man die Daten auch selbst nicht löschen kann. Sie sind für die Ewigkeit gedacht und dazu zählt auch, dass man nicht aus Versehen die Daten löscht.

Stand und nächste Schritte

Aktuell ist longaccess noch im Betastadium. Das System steht soweit und eine erste Finanzierung ist gesichert. Im Gegensatz zu anderen Startups ist die Langlebigkeit Teil der Philosophie von longaccess. Laut Panagiotis Vryonis „wollen viele eine solche Verantwortung nicht übernehmen“. Sie selbst entwickeln gerade ein Geschäftsmodell, dass sie zur Langlebigkeit verpflichtet, in dem die Einnahmen selbst auf 30 Jahre eingefroren werden und jeweils nur ein Teil jährlich zurück in die Firma fließt. Ein kompliziertes Konstrukt, natürlich auch für Investoren.

Ich bin gespannt, wie das Ganze ausgeht. So wie ich Panagiotis kennengelernt habe, zieht er das die nächsten 30 Jahre durch und baut etwas auf, dass für Generationen eine Lösung zur Langzeitspeicherung digitaler Güter wird.

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Nachtrag vom 5.1.2015: BigStash

Das Produkt von LongAccess hieß kurze Zeit Deepfreeze und heißt jetzt BigStash und kann direkt mit Dropbox verbunden werden. Das Unternehmen hat heute eine 300.000€ Finanzierung angekündigt.

offerial

Eine neue Waffe im ungleichen Kampf zwischen Hotels und Buchungsportalen

Buchungsportale wie hotels.com, booking.com oder HRS.com helfen Reisenden, Hotels schnell und einfach nach unterschiedlichen Kriterien zu vergleichen und zu buchen. Allerdings gehen Schätzungen davon aus, dass Reisende im Schnitt 22 Webseiten besuchen, bevor sie sich tatsächlich für eine Hotelbuchung entscheiden. Sie gehen also nicht nur auf die Portale, sondern schauen sich auch die Hotelwebseiten selbst an. Das Spannende ist: Die Entscheidung des Reisenden, über ein Buchungsportal zu gehen, kostet das Hotel evtl. 20% des Umsatzes. Da geht es um viel Geld und zum Ärgernis der Hotels buchen die meisten über ein Portal, selbst wenn die finale Entscheidung eher durch eine ansprechende Webseite herbeigeführt wurde.

Das 2012 gegründete griechische Unternehmen offerial entwickelt einen innovativen Ansatz, diesen Trend zu stoppen und den Hotels dabei zu helfen, mehr Direktbuchungen zu erhalten.

Offerial Startseite

Kenne deine Kunden

Der Clou ist, seine Besucher besser zu verstehen, um ihnen gezielte Angebot unterbreiten zu können. offerial hilft den Hotels genau dabei. Hierfür kombiniert offerial diverse Analysetechniken, wie sie allgemein aus der Webseiten-Analyse bekannt sind, und unterbreitet den Besuchern der Hotelseiten in Echtzeit Angebote. Je mehr Webseitenbesucher direkt buchen, statt über ein Buchungsportal zu gehen, desto besser.

Für den Besucher der Webseite gestaltet sich das unauffällig. Wenn er sich auf der Seite bewegt, werden ihm ab und zu Angebote unterbreitet, die er wahrnehmen kann oder auch nicht.

Selbstbewusst: Zahlen nur bei Erfolg

offerial ist ein klassisches Business-to-Business-Angebot für Hotels und natürlich hat so etwas auch seinen Preis. Interessant fand ich daher, dass offerial rein auf Erfolgsbasis arbeitet. Die drei Gründer Akis Laopodis, Angeliki Papagiannopoulou und Konstantinos Papadimitriou sind so überzeugt von ihrem Ansatz, dass sie mit den Hotels ein Ziel vereinbaren. „Ein solches Ziel ist üblicherweise eine bestimmt Erhöhung der Direktbuchungen. Wird das Ziel erreicht, bekommt offerial einen Anteil der zusätzlichen Marge. Wird es nicht erreicht, eben nicht“ so Akis Laopodis im Gespräch.

Obwohl offerial erst seit kurzem am Markt ist, haben sie bereits über 15 Hotels als Kunden. Darunter beispielsweise das Hotel Hera direkt unter der Akropolis, das Hotel Tholos Resort auf Santorin und das Fresh Hotel ebenfalls in Athen. .

Finanzierung und nächste Schritte

Ich habe das Interview mit Akis bereits im Mai geführt und er hatte mich gebeten, noch etwas zu warten, da er gerade dabei war, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Inzwischen hat offerial eine erste Finanzierung vom PJ Tech Catalyst Fund erhalten, um die Software in den Produktivbetrieb zu bringen und die Kundenbasis auszubauen.

„Die ersten Kunden haben wir in Griechenland gewonnen, sind in nächster Zeit aber vor allem international aktiv“, so Akis Laopodis. Schließlich haben Hotels auf der ganzen Welt dieses Problem. Insofern gibt es sicher gute Chancen für das griechische Startup, auch international zu wachsen.

Ich wünsche den Gründern von offerial dabei viel Erfolg. Jetzt, wo ich weiß, wie das mit den Portalen läuft, werde ich meine nächsten Buchungen lieber immer direkt auf der Hotelseite machen.

tradeNOW

Die Renaissance des Tauschhandels

Einst, in der Zeit des prämonetären Zahlungsverkehrs, wurde eine Ware gegen eine andere getauscht. Nach dieser direkten Form des Austauschs von Waren und noch bevor Geld eingeführt wurde, gab es sogenannte „Zwischenmittel“, bestimmte standardisierte Gegenstände wie Werkzeuge, Waffen oder Schmuck, die man gegen Waren tauschen konnte. Die Einführung von Geldmünzen als Zahlungsmittel ist nicht mal 3000 Jahre alt (laut Wikipedia waren es die Lyder im 7. Jahrhundert vor Christus).

In Zeiten und Regionen, in denen viele vieles besitzen, aber Geld eher knapp ist, liegt die Idee eigentlich nahe, wieder auf die traditionellen Mittel des Tauschs zurückzugreifen – nur vielleicht etwas moderner und angepasst an die Zeit.

tradenow_logo

Tauschen statt kaufen

Das griechische Unternehmen tradeNOW hat diesen Gedanken aufgegriffen und eine Internet-Plattform geschaffen, über die Waren zwischen Anbietern unterschiedlicher Waren getauscht werden können. „Wir gehen davon aus, dass Unternehmen und Personen zu viele Sachen besitzen, die sie eigentlich nicht brauchen und gerne gegen etwas tauschen würden, was sie benötigen“, so Yiannis Deliyiannis, einer der Gründer von tradeNOW.

Um am Tauschhandel teilzunehmen, muss man sich einmal auf der Plattform registrieren und kann dann kontinuierlich sein „Angebot“ bzw. seine n „Bedarf“ registrieren. Die Plattform übernimmt die Koordination und bringt potentielle Tauschpartner zusammen. Jetzt beginnt der Bazar, in dem die beiden feilschen können, wenn sie wollen. Einigt man sich über eine Differenz im Wert, wird diese Differenz ebenfalls ohne Geld ausgeglichen und in Handelspunkten (Trade Points) bewertet, die bei anderen Tauschvorgängen genutzt werden können.

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Der Deal wird abgeschlossen, indem die Waren entweder über einen Kurier, mit dem tradeNOW zusammenarbeitet, getauscht werden oder man sich in einem tradeNOW-Treffpunkt trifft, beispielsweise einem Café, in dem es dann noch ein Stück Kuchen oder Kaffee aufs Haus gibt.

B2B2C2C – ein kleines Wirtschaftssystem

Im Gespräch mit Yiannis habe ich erfahren, dass hinter tradeNOW mehr als eine einfache Tauschplattform steckt. Im Prinzip handelt sich um ein vollständiges Wirtschaftssystem innerhalb der Plattform. Als eine der ersten Plattformen dieser Art ist sie sowohl für Unternehmen (B2B) als auch für Privatpersonen (C2C ) offen. Außerdem kann natürlich ebenfalls zwischen Privatpersonen und Unternehmen (B2C, C2B) getauscht werden. Aus der Liste der Angebote bzw. des Bedarfs der Nutzer versucht das System automatisiert optimale Tauschpartner zu identifizieren und zusammenzubringen.

Wenn zwischen den Gegenständen, die getauscht werden sollen, eine Wertdifferenz besteht, kann diese über Trade Points ausgeglichen werden. Trade Points können eingekauft, aber nicht wieder zurück in Geld umgewandelt werden. Damit wird Geldwäsche unterbunden. Der Ausgleich der Wertdifferenz durch Trade Points hat den zusätzlichen Effekt, dass alle Handelspartner im System bleiben und weiter tauschen – es will ja schließlich niemand auf seinen Trade Points sitzen bleiben. Die Plattform fungiert dabei in etwa wie eine Zentralbank und sorgt dafür, dass nicht zu viele Trade Points im Umlauf sind. Das erreicht sie, indem Tauschpartner, die zu viele Trade Points haben, höher priorisiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sie durch neue Tauschangebote ihre Trade Points schnellwieder loswerden. Im Ansatz ähneln die Trade Points damit den aktuell viel diskutierten Bitcoins, mit dem großen Unterschied, dass Trade Points einen festen Handelswert  haben (ein Trade Point entspricht einem Euro) und somit keiner Spekulation unterliegen.

Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen

Die Idee von tradeNOW ist in einer Zeit in Griechenland entstanden, in der die wirtschaftliche Situation vieler Haushalte sehr kritisch ist, so dass es sehr verständlich ist, dass die Idee zu tauschen statt zu kaufen auf fruchtbaren Boden stößt. Die Idee der Gemeinnützigkeit verfolgt tradeNOW jedoch noch auf einer anderen Ebene: So arbeitet tradeNOW mit zahlreichen gemeinnützigen Organisationen zusammen, denen man beispielsweise sein Trade Points schenken kann oder die über die Plattform zur Finanzierung oder Schenkung von benötigten Gegenständen aufrufen können. Dazu zählen unter anderem die griechische Organisation zum Schutz von Wildtieren Arcturos, die Vereinigung der Hilfsorganisationen für Kinder Mazi gia to paidi, die Hilfsorganisation für Eltern mit krebskranken Kindern Floga sowie Klimaka, eine Organisation, die Personen, die von der Finanzkrise besonders betroffen sind, hilft,  wieder auf die Beine zu kommen.

Die Unternehmer

Die vier griechischen Unternehmer Yiannis Deliyiannis, Michalis Pitsikalis, Giorgos Karamanoglou und Marianthe Stavridou haben tradeNOW 2012 mit eigenem Kapital und viel Einsatz gegründet. Anfang 2013 haben sie die erste private Betaphase erfolgreich durchgeführt und sind nun seit März 2013 in Griechenland online. Ihr Ansatz stößt dabei auf sehr großes Interesse. Obwohl tradeNOW erst wenige Monate aktiv ist, haben bereits über 30 Zeitungen und 2 Sender über das Unternehmen in Griechenland berichtet. Diese frühe Aufmerksamkeit hat ihnen auch geholfen, sehr schnell über 12.000 Einzelmitglieder und 200 Unternehmen auf die Plattform zu bringen.

Trade Now team

Aktuell sind die Unternehmer in Gesprächen mit potentiellen strategischen Investoren und haben das Ziel, 2014 in 2 weitere Länder zu expandieren, vermutlich erst in Süd-Ost-Europa, aber warum nicht auch nach Deutschland?

„Während in den USA B2B- und C2C-Tauschplattformen bereits erfolgreich sind, gibt es noch kaum vergleichbare Ansätze in Europa. Dazu kommt, dass wir mit tradeNOW ein erweitertes Geschäftsmodell im Vergleich zu den amerikanischen Ansätzen haben, das sowohl Konsumenten als auch Unternehmen anspricht“, so Yiannis über die Aussichten.

Das Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell basiert übrigens im Wesentlichen auf Abonnements, also Monats- bzw. Jahresbeiträgen. Für Einzeltransaktionen kann man jedoch auch provisionsbasiert abrechnen. Ende 2013 kommt auch die App raus, so dass man von unterwegs die aktuellen Transaktionen beobachten und begleiten kann.

Nach der Flohmarkt-Welle mit eBay kommt ja vielleicht bald die Tauschwelle mit tradeNOW. Ich bin gespannt.