Bitcoin und Kapitalverkehrskontrollen

Seit ein paar Jahren haben elektronische Zahlungssysteme Konjunktur, die wie Parallelwährungen funktionieren. Bitcoin ist vermutlich die bekannteste Variante. Statt einer zentralen Abwicklungsstelle (also einer Bank) funktioniert Bitcoin mit Hilfe des Zusammenschlusses mehrerer Rechner über das Internet (Peer-to-Peer) und die Guthaben in Bitcoin werden in digitalen Brieftaschen gehalten. Ähnlich wie bei einer traditionellen Währung wird der Wert eines Bitcoins aufgrund von Angebot und Nachfrage bestimmt (wer es genauer wissen will, Wikipedia ist wie immer ein guter Anfang: https://de.wikipedia.org/wiki/Bitcoin).

Das hört sich zwar nach einem interessanten Experiment an, aber ich habe mich schon immer gefragt, wozu das eigentlich gut ist. Jetzt weiß ich es: Auch wenn die Berichterstattung über Griechenland in den letzten Wochen etwas nachgelassen hat, bleibt das Hauptproblem bestehen. Es ist kaum möglich, unternehmerisch aktiv zu bleiben, solange der internationale Zahlungsverkehr lahmliegt. Selbst Mikrobeträge von ein paar Euro für Hosting oder einen Domänennamen werden zum Problem, da griechische Kreditkarten im internationalen Zahlungsverkehr nicht angenommen werden.

Schritt 1: Bitcoin Geldautomat

Quelle: Greek Reporter

Quelle: Greek Reporter

Den ersten Schritt in die Verbreitung von Bitcoin in Griechenland hat Stavros Messinis gemacht, den wir in diesem Blog ja schon ein paar Mal angetroffen haben. In seinem Coworking-Space ‚The Cube‘ hat er den ersten Bitcoin-Geldautomaten Griechenlands installiert. Der funktioniert wie ein normaler Geldautomat, man kann also Geld einzahlen und sich auszahlen lassen, nur dass man statt Euro einen Bitcoin-Beleg bekommt. Damit kann man im Internet an allen Stellen zahlen, die Bitcoins akzeptieren. Und das sind inzwischen recht viele. Unter Coinmap.org sieht man alle Bitcoin-Akzeptanzstellen weltweit:

coinmapSchritt 2: Bitcoin Kreditkarte

Trotz der Vielzahl an Annahmestellen besteht natürlich immer noch ein Problem, wenn man genau einen Service nutzt, der keine Bitcoins als Zahlungsmittel unterstützt. Um auch das zu umgehen hat Panagiotis Vryonis, einer der Gründer, die ich hier auch schon vorgestellt habe, ein Experiment gemacht, dass auf großes Interesse gestoßen ist: Es gibt inzwischen Kreditkarten, die man mit Bitcoins befüllen kann. Zahlen tut man dann ganz normal über Euro oder Dollar. Panagiotis hat also die Bitcoins von Stavros Geldautomaten auf eine solche Kreditkarte eingezahlt und fertig ist das alternative Zahlungssystem. Mit der Kreditkarte kann er jetzt überall auf der Welt mit griechischen Euros zahlen.

Hier zum Artikel von Panagiotis, wie er das gemacht hat: https://blog.vrypan.net/2015/08/01/using-btc-to-buy-anything/

Mir ist klar, dass über solche kleinen Transaktionen nicht alle Probleme, die durch die Kapitalkontrollen entstehen, gelöst werden können, aber es ist ein Anfang.

Besser noch für die Startups und die Wirtschaft in Griechenland wäre, wenn endlich alles getan wird, um die Kapitalkontrollen wieder abzuschaffen.

Sind Startups ein Indikator für Verbesserung?

Eben wurde online ein Beitrag der Deutschen Welle mit dem Titel „Erfolgsstorys im Zeichen der Krise“ veröffentlicht. Was mir natürlich gefällt, sind Aussagen wie „Griechenland hat etliche Startups vorzuweisen“. Der Beitrag stellt die interessante Frage, ob das „ein Indikator für wirtschaftliche Erholung“ ist. Vielleicht ist das so, vielleicht führen aber auch die starken gesellschaftlichen Veränderungen einfach zu vielen neuen Ideen und vor allem ermutigen sie die Menschen, neue Wege zu gehen. Damit tragen sie natürlich auch direkt dazu bei, die Wirtschaft wieder auf stabile Beine zu stellen.

Ich freue mich wie immer über einige bekannte Gesichter (diesmal wirklich alle). Neben den Klassikern Taxibeat und Openfund hier noch die fehlenden Unternehmen zu den im Beitrag genannten Personen: longaccess (Panagiotis Vrionis) und Workable (Spyros Magiatis).

Hier gehts zum Artikel: http://www.dw.de/erfolgsstorys-im-zeichen-der-krise/a-17417015

 

longaccess

Private Daten sicher speichern – für sehr lange und extrem sicher

Ihr kennt das: Auf Partys, Urlauben, Geburtstagen, Hochzeiten, Taufen und zu vielen anderen Anlässen werden tausende von Fotos gemacht und gespeichert. Ein Ereignis jagt das nächste und meistens schaut man sich die Fotos zwar anfangs, aber dann erst viele Jahre später wieder an. Man will sie natürlich dennoch aufheben, vielleicht auch um sie eines Tages Kindern und Enkeln zu geben. Doch wird man überhaupt die Möglichkeit haben? Manche Datenträger wie Disketten, die man vor 20-30 Jahren hatte, gibt es nicht mehr. Wenn man nicht kontinuierlich seine Daten von Technik zu Technik transferiert und immer neu gesichert hat, kommt man kaum noch dran. Da die technologische Entwicklung nicht aufhören wird, kann man sich schon die Frage stellen “Habe ich in 30 Jahren noch Zugriff auf meine Fotos, Videos und sonstige privaten Daten?“

Startseite_Longaccess

Der sichere Langzeitspeicher für private Daten

Der griechische Unternehmer Panagiotis Vryonis hat das Unternehmen longaccess gegründet, um genau für dieses Problem eine Lösung anzubieten. longaccess ist eine Cloud-basierte Lösung in der Daten für 30 Jahre abgelegt werden können – und das extrem sicher: Sicher vor Zerstörung, Technologiewechsel, aber vor allem auch vor einem Zugriff durch Dritte.

„Wenn wir in Rente gehen und auf unser Leben zurückblicken, interessieren uns aktuelle Ereignisse vermutlich weniger, sondern wir werden uns die tausende an Fotos und Videos anschauen wollen, die wir im Laufe unseres Lebens mit Digitalkameras und Smartphones aufgenommen haben“, so Panagiotis Vryonis von longaccess. „Das einzige was man jedoch einigermaßen sicher aufbewahren kann, sind nicht Datenträger, sondern Papier“, so Panagiotis weiter.

1.000.000 Fotos auf einem Blatt Papier

In der Lösung, die longaccess anbietet, stehen daher zwei Aspekte im Vordergrund: lange Speicherung der Daten und die Sicherheit, dass kein Dritter auf die Daten zugreifen kann. Der Ansatz, den longaccess verfolgt, basiert auf einer Client-seitigen Verschlüsselung. Das bedeutet, dass man beispielsweise ein digitales Fotoalbum von der letzten Taufe auf seinem PC mit einem Tool von longaccess verschlüsselt und dann über das Netz auf den Server spielt. Durch die AES256-Verschlüsselung ist sichergestellt, dass kein Dritter (auch longaccess nicht) die Daten entschlüsseln kann. Um in 30 Jahren wieder auf die Daten zuzugreifen, benötigt man dann nur das Blatt Papier, auf dem der Schlüssel steht. Will man die Fotos beispielsweise der Familie geben, gibt man das Papier-Zertifikat mit dem Schlüssel weiter. Handelt es sich um wichtige Urkunden, kann man den Schlüssel auch bei einem Rechtsanwalt oder einem Banksafe hinterlegen.  Wen das Thema Verschlüsselung der Daten interessiert, dem empfehle ich auch den  Blogbeitrag von Longaccess selbst:“When it comes to pricacy proof is better than promise

Longaccess_das Prinzip

Geschäftsmodell und Unterschied zu Dropbox und anderen Cloud-Speichern

Dropbox und andere Cloud-Speicher dienen eher dem regelmäßigen Datenaustausch und zielen weniger auf die Langzeitsicherung ab. Man zahlt monatlich einen Beitrag dafür, dass man Daten hoch- und runterladen oder sie anderen zuschicken kann. Man kann die Daten auch wieder löschen und das Ganze dient eher als ausgelagertes Verzeichnis. Zahlt man nicht mehr, wird der Account gelöscht.

Im Gegensatz zu solchen Lösungen ist die Langzeitsicherung zentraler Bestandteil der Software und des Geschäftsmodells von longaccess. Das bedeutet zunächst, dass man den Speicherplatz nicht für einen Monat oder ein Jahr kauft, sondern für 30 Jahre im Voraus. Damit ist sichergestellt, dass die Daten auch erhalten bleiben, wenn man mal eine Zeit lang sein Abo nicht zahlt oder wenn die Nachkommen beispielsweise im Todesfall nicht  als erstes an den Dropbox-Account denken.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man die Daten auch selbst nicht löschen kann. Sie sind für die Ewigkeit gedacht und dazu zählt auch, dass man nicht aus Versehen die Daten löscht.

Stand und nächste Schritte

Aktuell ist longaccess noch im Betastadium. Das System steht soweit und eine erste Finanzierung ist gesichert. Im Gegensatz zu anderen Startups ist die Langlebigkeit Teil der Philosophie von longaccess. Laut Panagiotis Vryonis „wollen viele eine solche Verantwortung nicht übernehmen“. Sie selbst entwickeln gerade ein Geschäftsmodell, dass sie zur Langlebigkeit verpflichtet, in dem die Einnahmen selbst auf 30 Jahre eingefroren werden und jeweils nur ein Teil jährlich zurück in die Firma fließt. Ein kompliziertes Konstrukt, natürlich auch für Investoren.

Ich bin gespannt, wie das Ganze ausgeht. So wie ich Panagiotis kennengelernt habe, zieht er das die nächsten 30 Jahre durch und baut etwas auf, dass für Generationen eine Lösung zur Langzeitspeicherung digitaler Güter wird.

the longaccess wale

Nachtrag vom 5.1.2015: BigStash

Das Produkt von LongAccess hieß kurze Zeit Deepfreeze und heißt jetzt BigStash und kann direkt mit Dropbox verbunden werden. Das Unternehmen hat heute eine 300.000€ Finanzierung angekündigt.