eventora

Was für ein Ereignis!

Ich halte mein iPhone über den Eingangsscanner vom Veranstalter und auf der großen Tafel im Foyer erscheint die Aufschrift „Wassili Kazakos ist gerade eingetroffen“, sodass jeder sehen kann, dass ich da bin. Beim Fliegen oder bei großen Veranstaltungen kennen wir das Prinzip der E-Tickets schon. Das griechische Unternehmen awapai ist seit zwei Jahren mit dem Dienst eventora dabei, das Prinzip auf alle Arten von Veranstaltungen zu übertragen.

Die Anwendung

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Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie Gedanken um das Thema E-Ticketing bei der Organisation von Veranstaltungen gemacht und dachte auch eher, dass das ein alter Hut ist. Wenn man genauer darüber nachdenkt, eröffnen sich jedoch in diesem Bereich unzählige Möglichkeiten, neue Technologien zu nutzen, um die Abwicklung von Veranstaltungen zu unterstützen und ihnen gleichzeitig ein modernes Flair zu verleihen.

Im Zentrum des Dienstes von eventora steht die Registrierung, Bezahlung und Vergabe von E-Tickets für Veranstaltungen über einen Amazon Cloud Service. Da der gesamte Dienst online ist, kann ihn jeder Veranstalter weltweit nutzen. Um diese zentrale Anwendung herum hat eventora eine ganze Reihe von Erweiterungen umgesetzt, die für ein modernes Event-Management hilfreich sind. So kann der Veranstalter über eventora nicht nur die Bezahlung und Anmeldung abwickeln, sondern beispielsweise Umfragen bei den Besuchern starten oder ein Veranstaltungs-Tab in Facebook integrieren. Sogar ein Modul für die Bewertung und Freigabe von eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen ist enthalten.

Keine Hardware vor Ort

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass eventora gleich die ganze Infrastruktur für die Abwicklung des Events vor Ort mitbringt. Neben den E-Tickets, die man übrigens auch in das iPhone-Passbook übernehmen kann, liefert eventora auch eine App, die als QR-Scanner für die Veranstalter dient. Der Besucher hält einfach sein Smartphone über das des Veranstalters und schon ist er registriert.

„Über diesen Mechanismus haben wir schon sehr kleine Veranstaltungen bedient, die dennoch ein modernes Ticketing haben möchten, bis hin zu Veranstaltungen mit mehreren tausend Besuchern und über 100 gleichzeitigen Check-in-Schaltern“, so der Gründer von awapai und eventora, Nikos Tsamis. Hierüber kann man dann auch die Displays anbinden, die auf einer Veranstaltung ankündigen, wer gerade angekommen ist – sehr hilfreich, wenn man auf einer Veranstaltung bestimmte Personen oder Organisationen sucht.

Weltweite Verbreitung

Obwohl eventora erst seit zwei Jahren verfügbar ist und kaum Geld für Marketing ausgegeben wurde, wird der Dienst bereits von Veranstaltungen in über 20 Ländern genutzt: von Griechenland und Europa über Hongkong und Australien bis in die USA. Angefangen hat der Dienst mit wissenschaftlichen Konferenzen. „Das hat uns auch sehr bei der Verbreitung geholfen, da die Teilnehmer von wissenschaftlichen Konferenzen aus aller Welt kommen und oft selbst Veranstalter von anderen wissenschaftlichen Konferenzen sind“ so Nikos Tsamis. Die vielleicht bekanntesten Veranstaltungen, die eventora nutzen, sind viele der TEDx-Konferenzen mit über tausend Teilnehmern oder die European Ruby Conference 2013.

TEDxAthens. Die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

TEDxAthens. Mit 1500 Teilnehmer die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

Das Unternehmen und das Geschäftsmodell

Die Firma hinter eventora heißt awapai und ist schon seit über 10 Jahren am Markt. Ursprünglich hatte Nikos Tsamis sie gegründet, um Dienstleistungen im Bereich der Software as a Service anzubieten und war beispielsweise eines der ersten Unternehmen weltweit, das die Amazon Cloud Services ausprobiert hat. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen fast ausschließlich auf eventora. Bisher ist das Unternehmen ohne Fremdfinanzierung ausgekommen und baut auf organisches Wachstum. Die Finanzierung läuft über Anteile an jedem Ticket (2,95%) mit einer Untergrenze von 0,75 € und einer Obergrenze von 7,5 € pro Ticket.

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Amerikaner lesen Homer über eventora

Die vielleicht netteste Anekdote um eventora ist eine Initiative aus den USA. The Readers of Homer organisieren eine Marathon-Homer-Lesung über eventora. Vermutlich wissen die Teilnehmer gar nicht, dass sich gerade der Kreis schließt, vom antiken Griechenland hin zu moderner Event-Organisation aus Griechenland.

Would you have invested?

Besuch in der Startup-City Athen

Ich kann mich noch daran erinnern, als vor vielen Jahren ein Bild als E-Mail die Runde machte. Es war ein Foto  mit dem Titel „would you have invested?“, auf dem eine Gruppe mit 11 Personen gezeigt wurde, die bei der Gründung oder sehr früh bei Microsoft dabei waren (das Bild gibt es übrigens hier: http://www.museumofhoaxes.com/photos/microsoft.html).

Irgendwie musste ich letzte Woche an dieses Bild denken. Ich war für ein paar Tage in Athen meine Eltern besuchen und habe mir gedacht, ich schau mal bei den Innovatoren vorbei, über die ich hier im Blog geschrieben habe. Da es doch schon eine ganze Menge waren, gab mir Christina Tsakona (übrigens eine Rechtanwältin, die sich auf Startups spezialisiert hat) den Tipp, doch alle ins 123p einzuladen, einem Arbeitsplatz für Startups  und sehr schönen Räumen im Zentrum von Athen.

Gesagt, getan. Ich habe mich sehr gefreut, dass sehr viele „meiner Eulen“, aber auch ein paar neue Gesichter dabei waren. Im Laufe des Abends kamen ca. 20 Gründer und wir hatten ein sehr schönes Treffen mit vielen Diskussionen über Griechenland, Deutschland, deren Beziehungen und Möglichkeiten und natürlich über griechische Startups.

Irgendwann zwischendrin haben wir ein Foto gemacht. Ich würde mich freuen, wenn es in 5 oder 10 Jahren auch einmal die Runde macht und sich einige ärgern, nicht früher investiert zu haben:

Whould you have invested in greek startups?

Whould you have invested in greek startups?

Vordere Reihe (von links nach rechts) : Nick Tsamis (eventora),  Ioannis Sclavos (123p), Dimitris Tsirikos (jupitee),  Christina Tsakona (Startup Rechtsanwältin),  Nektarios Sylligardakis (erasus),  konstantinos kyranakis (yepp),  George Terezakis (radiojar)

Hintere Reihe (von links nach rechts): Wassilios Kazakos (ich), George Giannakeas (warply), Gregory Zontanos (locish),  Alexandros Trimis (dopios),  Nikos Anagnostou (scicada, metablogging.gr),  Kostas Arkadas (parking defenders), Apostolos Apostolakis (e-food.gr, e-shop.gr, taxibeat, doctoranytime)

Das Foto hat übrigens die Journalistin Elina Makri mit meinem iPhone gemacht und einen sehr netten Beitrag über mein Blog und mich bei Dialogger.eu der Konrad Adenauer Stiftung geschrieben (auf Griechisch).

Ich freue mich über so viel Interesse und vor allem so viel Unternehmergeist. Ich bin sicher, dass wir das wiederholen werden.