locish

Der beste Ratgeber ist immer noch der Mensch

Ich war schon sehr oft geschäftlich in unterschiedlichen Städten in ganz Europa unterwegs. Zwischen Hotel, Meetings, Flughafen oder Bahnhof hat man oft etwas Leerlauf und fragt sich, ob es nicht eine gute Gelegenheit wäre, eine aktuelle Ausstellung zu besuchen, etwas Typisches für die Stadt zu essen, in eine nette Buchhandlung zu gehen oder einfach nur ein schönes Café zu finden. So ging es mir beispielsweise in Wien, als ich die Zeit bei Kaffee und Kuchen in einem typisch Wiener Kaffeehaus mit WLAN verbringen wollte. Die 3 Personen, die ich auf der Straße gefragt habe, haben mich nur irritiert angeschaut oder mir den nächsten Starbucks empfohlen … Zwar ist der Mensch wirklich der beste Ratgeber, aber wen spricht man am besten an, wenn man mitten in einer fremden Stadt steht?

Sozialer Marktplatz für persönliche Reise-Tipps

„Wirklich gute und vor allem aktuelle Tipps bekommt man nur von Menschen“ dachten sich Alex Christodoulou und Gregory Zontanos und gründeten 2012 kurzerhand locish. Das griechische Unternehmen will Reisenden eine schnelle und einfache Möglichkeit bieten, Fragen an Einheimische zu stellen. „Je dringender und wertvoller die Information ist, desto mehr ist jemand auch bereit, dafür zu zahlen“, erklärten mir die beiden Gründer.

Natürlich gibt es im Internet tausende Foren, Empfehlungsseiten wie tripadvisor oder Anwendungen wie foursquare, aber ersetzen die wirklich eine persönliche Empfehlung? Wenn man es eilig oder einfach keine Lust hat, sich stundenlang durch das Informationsrauschen des Internets zu bewegen, dann ist es Zeit, locish zu probieren.

locish bringt den Informationsbedarf von Reisenden über eine gemeinsame Plattform mit Einheimischen (Locals) zusammen. Als Reisender kann ich meinen Frage stellen und sagen, wie viel mir die Antwort wert ist. Die Frage wird an passende Personen geschickt, die dann möglichst schnell eine Antwort senden.

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Um die Sichtbarkeit und Qualität der Antworten zu verbessern, können gute Locals Auszeichnungen (Badges) bekommen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei foursquare, indem Nutzer für die Anzahl und Qualität ihrer Information ausgezeichnet werden und diese Auszeichnungen öffentlich sichtbar sind.

Das Unternehmen und die Gründer

Die beiden Gründer von locish haben viele Jahre Berufserfahrung im Marketing und in der Softwareentwicklung und eigentlich keine Not, ein neues Unternehmen zu gründen. Dennoch hat sie die Idee so sehr fasziniert, dass sie ihre Jobs gekündigt und sich auf das Wagnis eines Startups eingelassen haben. „Das Geschäftsmodell ist neu und natürlich auch die Technologien“, so die beiden Gründer am Telefon. Ob ihre Idee und das Geschäftsmodell aufgehen, wird sich zeigen, aber die ersten Zeichen sind sehr positiv: Innerhalb weniger Wochen hatten sie bereits weit über 1000 Nutzer in Athen und planen in den nächsten Monaten eine weitere Großstadt außerhalb Griechenlands anzugehen. Ihre ersten Schritte machten sie komplett ohne Budget. Wie sie selbst in ihrem Blog  schreiben, haben sie die ersten 1000 Nutzer nach 2 Monaten mit einer 0€-Kampagne erreicht – gefeiert habe sie das mit einem 5€ Champagner. Seit gestern habe sie nun auch die Mittel, ihre Marketing-Aktivitäten auszubauen: Die Plattform steht, die Software ist in den App-Stores erhältlich und seit gestern ist es offiziell: Open Fund hat die ersten 60.000€ pre-seed-Kapital dazugegeben.

Die beiden Gründer bei meinem Besuch im Januar im Colab Athens. Müde aber glücklich

Die beiden Gründer bei meinem Besuch im Januar im Colab Workspace Athen. Müde aber glücklich

Ich drücke ihnen die Daumen! Hoffentlich kann ich schon bald bei meinen Geschäftsreisen die Reisetipps per locish abrufen.

Would you have invested?

Besuch in der Startup-City Athen

Ich kann mich noch daran erinnern, als vor vielen Jahren ein Bild als E-Mail die Runde machte. Es war ein Foto  mit dem Titel „would you have invested?“, auf dem eine Gruppe mit 11 Personen gezeigt wurde, die bei der Gründung oder sehr früh bei Microsoft dabei waren (das Bild gibt es übrigens hier: http://www.museumofhoaxes.com/photos/microsoft.html).

Irgendwie musste ich letzte Woche an dieses Bild denken. Ich war für ein paar Tage in Athen meine Eltern besuchen und habe mir gedacht, ich schau mal bei den Innovatoren vorbei, über die ich hier im Blog geschrieben habe. Da es doch schon eine ganze Menge waren, gab mir Christina Tsakona (übrigens eine Rechtanwältin, die sich auf Startups spezialisiert hat) den Tipp, doch alle ins 123p einzuladen, einem Arbeitsplatz für Startups  und sehr schönen Räumen im Zentrum von Athen.

Gesagt, getan. Ich habe mich sehr gefreut, dass sehr viele „meiner Eulen“, aber auch ein paar neue Gesichter dabei waren. Im Laufe des Abends kamen ca. 20 Gründer und wir hatten ein sehr schönes Treffen mit vielen Diskussionen über Griechenland, Deutschland, deren Beziehungen und Möglichkeiten und natürlich über griechische Startups.

Irgendwann zwischendrin haben wir ein Foto gemacht. Ich würde mich freuen, wenn es in 5 oder 10 Jahren auch einmal die Runde macht und sich einige ärgern, nicht früher investiert zu haben:

Whould you have invested in greek startups?

Whould you have invested in greek startups?

Vordere Reihe (von links nach rechts) : Nick Tsamis (eventora),  Ioannis Sclavos (123p), Dimitris Tsirikos (jupitee),  Christina Tsakona (Startup Rechtsanwältin),  Nektarios Sylligardakis (erasus),  konstantinos kyranakis (yepp),  George Terezakis (radiojar)

Hintere Reihe (von links nach rechts): Wassilios Kazakos (ich), George Giannakeas (warply), Gregory Zontanos (locish),  Alexandros Trimis (dopios),  Nikos Anagnostou (scicada, metablogging.gr),  Kostas Arkadas (parking defenders), Apostolos Apostolakis (e-food.gr, e-shop.gr, taxibeat, doctoranytime)

Das Foto hat übrigens die Journalistin Elina Makri mit meinem iPhone gemacht und einen sehr netten Beitrag über mein Blog und mich bei Dialogger.eu der Konrad Adenauer Stiftung geschrieben (auf Griechisch).

Ich freue mich über so viel Interesse und vor allem so viel Unternehmergeist. Ich bin sicher, dass wir das wiederholen werden.