‚Save Greek Startups‘ findet namhafte Unterstützer und verbreitet sich viral

Gerade vorgestern hatte ich hier über die Initiative von Panos und Yiannis vom Zerofund berichtet. Sie versuchen, die Basisinfrastruktur der Startups in Griechenland (Webservices, Hosting etc.) aufrechtzuhalten und helfen kurzfristig mit den aktuell fälligen Raten aus (aus eigener Tasche). Inzwischen gewinnt das Thema an Fahrt. Die ganze Aktion ist sehr lean gestaltet mit einem kleinen Sheet und vielen Mails und wird von den beiden sowie ersten weiteren ‚Aktivisten‘ durchorganisiert. Erste fällige Zahlungen werden schon durchgeführt und die Gründer haben zumindest an dieser Front etwas Ruhe.

Inzwischen ist das Thema auch jenseits des Atlantiks angekommen. Marc Andreessen (einer der Internet-Pioniere, bekannt als Gründer von Netscape) hat schon Unterstützung per Twitter zugesagt und Bloomberg View berichtet.

Wie könnt ihr helfen?

  1. Der ganze Prozess läuft über Prepaid-Kreditkarten, die irgendjemand erstmal spendet. Wer also eine solche Prepaid-Kreditkarte bereitstellen will, kann das über das Formular von Zerofund tun [hier klicken]. Ich bin mir sehr sicher, dass alle Gründer das Geld zurücküberweisen werden, sobald sie können. Eine Garantie gibt es dafür natürlich nicht, da der ganze Prozess nicht irgendwie rechtlich abgesichert ist und sich natürlich auch nicht alle persönlich kennen. Also im Worst-Case war es die gute Tat des Jahres.
  2. Wenn ihr wisst, wo man einfach und online und idealerweise günstig Prepaid-Kreditkarten in Deutschland (oder woanders) kaufen kann, gerne einen Kommenar hinterlassen. Ich habe eben kurz recherchiert, aber habe nur sehr eigenartige Angebote gefunden oder ein sehr umständliches Vorgehen. In den USA scheint man die als Gift-Card an jeder Ecke zu bekommen.
  3. Wenn ihr jemanden bei Hetzner oder anderen Service-Anbietern (wie z.B. Amazon Web Services) kennt, der auch etwas entscheiden kann, schickt ihnen eine Mail. Die beiden genannten sind offensichtlich sehr beliebt bei griechischen Startups. Es wäre ein echtes Zeichen der Solidarität, wenn Multimillionen-Konzerne Ihren treuen Kunden wegen 30 € nicht gleich den Saft abdrehen, nur weil im Moment der internationale Zahlungsverkehr aus Griechenland nicht funktioniert. Es sind nur Mikrobeträge, aber lebensnotwendig. Sie sollten es als Marketing sehen, da im Moment jede solche Mail in Griechenland durch alle Medien geht. Atlassian macht sich zum Beispiel in Griechenland gerade wegen 80 € sehr unbeliebt (siehe Bild hier).

Am Ende ist es natürlich jedem selbst überlassen. Ich würde mich freuen, wenn auch etwas Support aus Deutschland kommt. Unabhängig von seiner Meinung zum Thema Griechenland und Europa und auch wenn es nur symbolisch ist.

Die Kreativität in den Zeiten der Kapitalverkehrskontrolle

Die Welt ist vernetzt und jedes Startup nutzt Dienste, die irgendwo anders auf der Welt bereitgestellt werden. Solche Dienste, wie Hosting, Amazon Web Services, Google Docs , Shop-Systeme in der Cloud, Domänenregistrierung etc., kosten üblicherweise nur ein paar Euro im Monat, sind aber gleichzeitig die Grundvoraussetzung für die Existenz des Unternehmens. Das Problem: ohne Kreditkarte, kein Service. Im Rahmen der aktuellen Kapitalverkehrskontrolle, die diese Woche in Griechenland eingeführt worden ist, platzen immer mehr Transaktionen, die lebensnotwenig für das unternehmerische Handeln eines jeden Startups sind. Größere Unternehmen mögen darauf eingestellt sein, aber viele Startups haben natürlich keine ausländischen Konten oder Kreditkarten.

Zerofund agiert als Stellvertreter

zerofund-StartseiteUm das Problem ad hoc (oder heute würde man vielleicht „lean“ sagen) zu lösen, haben Panos Papadopoulos und Yiannis Vlachoyiannis, die beiden Gründer von Bugsense (siehe hier und hier) und zerofund (siehe hier), die inzwischen in San Francisco sitzen, kurzerhand einen sehr schlanken Ansatz zur Überbrückung geschaffen: Sie zahlen die Rechnungen für Services, die kurz vor dem Ausfall stehen, aus eigener Tasche mit einer US-Kreditkarte. Sobald die Startups eine Möglichkeit sehen, das Geld irgendwie zu transferieren, schicken sie es ihnen.

Und das funktioniert tatsächlich! Ich bin beeindruckt, wie viele Transaktionen innerhalb kurzer Zeit bereits getätigt wurden und alle ohne kompliziertes Vertragswerk und rein auf Vertrauensbasis. Das erinnert mich an legendäre Geschichten über ehrenwerte Kaufleute im Mittelmeerraum oder auch in der Hanse, die per Handschlag einen Deal gemacht haben, teilweise über viele Kilometer Entfernung und ohne jegliche Chance, ihr Recht auch einzufordern.

Griechische Startups, die kurzfristig Unterstützung brauchen, können sich hier anmelden:

http://zerofund.org/

Weitere Initiativen

Im Schatten der sehr intensiven Diskussion über das Ja oder Nein, die natürlich auch in Griechenland die Medien dominiert, haben auch andere Startups solidarisch Aktionen gestartet. Immer mehr Service-Anbieter gehen proaktiv auf ihre Kunden aus Griechenland zu und lassen Services für 1-2 Monate laufen, ohne irgendwelche Mahnungen oder gar Sperrungen durchzuführen. Das Startup Workable von Nikos Moraitakis hat gleich allen griechischen Startups die nächsten 3 Monate geschenkt. Ein anderes Beispiel ist Moosend, das diverse Rabattaktionen und alternative Zahlungsmethoden für seine Kunden eingeführt hat.

Artikel zum Thema

Den einzigen deutschsprachigen Artikel zum Thema habe ich bei wired.de gefunden:

– WIRED: Griechenlands Startups kämpfen gegen das Chaos

In Griechenland wird das natürlich schon mehr thematisiert, wie beispielsweise hier:

Sicher werden diese Initiativen die Solidarität zwischen den Startups noch mehr stärken. Auch wenn das keine langfristigen Lösungen sind, helfen sie doch schon alleine durch ihre symbolische Kraft.

Möge diese unmögliche Episode bald vorübergehen!

Venture Capital, Incubators und Co-Working-Spaces in Griechenland

Neue Infrastruktur für Startups, Innovation und Unternehmertum

Eine der interessantesten Beobachtungen, die ich in den letzten Monaten bei meinen Recherchen und Interviews gemacht habe, ist, dass sich in Athen und anderen Städten Griechenlands langsam eine ganz neue Infrastruktur an Netzwerken, Geldgebern, gemeinschaftlichen Arbeitsräumen, Veranstaltungen, Blogs und Webseiten rund um die Themen Startups, Innovation und Unternehmertum entwickelt. Die ist auch notwendig, um die neue Dynamik der Geschäftsgründungen und Innovationen zu befeuern.

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, eine vollständige Liste zu erstellen, aber ich wollte zumindest mal anfangen, die wichtigsten Initiativen, Funds, Co-Workings-Spaces etc., die mir im Laufe meiner Aktivitäten begegnet sind, aufzulisten. Ich aktualisiere die Liste, wenn mir wieder etwas Neues begegnet. Eure Kommentare zu weiteren Initiativen, die ich aufnehmen sollte, sind mir sehr willkommen!

Venture Capital, Funds

Incubators und Accelarators

Co-Working-Spaces

Weitere Initiativen:

  • opencoffee: Manche sagen, dass mit opencoffee alles begann. Am Anfang waren es 20-30 Enthusiasten in Athen, die sich regelmäßig getroffen haben. Inzwischen organisiert opencoffee regelmäßig Veranstaltungen von und für Startups mit mehreren hundert Teilnehmern in vielen Städten Griechenlands.
  • Athens Startup Weekend: Der Athener Ableger der Startup Weekend Reihe der Kauffmann Foundation. Für Studenten auch die Athens Startup Weekend University

Übersichtsseiten und Beiträge Dritter (nur englischsprachige)

zerofund

Guter Rat ist wichtiger als Geld

In der Startup-Szene wird viel über Geld geredet. Wer finanziert mir das? Wie komme ich an Investoren? Oder auch einfach nur: Wie werde ich reich? Dabei weiß vermutlich jeder, der mal ein Unternehmen gegründet hat, oder es versucht hat, dass Geld bei weitem nicht alles ist. Es gibt auch genug Beispiele von Unternehmen, die quasi ohne Anfangsfinanzierung erfolgreich waren.

Wichtiger als Geld ist die Erfahrung oder der Zugang Netzwerken und Personen mit Erfahrung. Um genau diese Lücke zu schließen und auch sehr jungen technisch begeisterten Griechen zu helfen, denen das Netzwerk und die Erfahrung fehlt, wurde die Initiative zerofund ins Leben gerufen.

Die Idee

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Die Idee geht auf John Vlachoyannis von bugsense und Yiannis Varelas von weendy zurück. Beide haben das Unternehmertum auf die harte Tour gelernt, als sie vor einigen Jahren alles stehen und liegen ließen und ihre Unternehmen gegründet haben. Inzwischen sind beide Unternehmen auch ausreichend finanziert und entwickeln sich erfolgreich zwischen Griechenland und den USA. Dennoch trieb die beiden seit einiger Zeit die Idee um, auch anderen griechischen Startups zu helfen, und sie fingen an, mit Investoren und anderen Mentoren über die Idee von zerofund zu diskutieren – eine Art Netzwerk- und Mentorenprogramm für junge Unternehmer.

Die Grundidee ist quasi eine Hilfe zur Selbsthilfe: Innerhalb von 3 Monaten sollen die vielversprechendsten Geschäftsideen bei ihren ersten Schritten durch Mentoren begleitet werden. Jeder, der in Griechenland eine Geschäftsidee hatte, konnte sich bis Ende Januar bei zerofund bewerben. In mehreren Phasen werden die ausgewählten Kandidaten von der ersten Präsentation bis zu einer Beta-Version begleitet. Einer der Kandidaten hat darüber hinaus am Ende der Beratungsphase eine garantierte Finanzierung von Mind the Bridge, einem Investor, der auch schon in Weendy investiert hat, und wird 3 Monate in den USA verbringen.

Die Mentoren

Inzwischen haben sich noch weitere erfolgreiche griechische Gründer von der Idee begeistern lassen und so sind neben bugsense und weendy auch Hellas Direct, Taxibeat, e-shop, e-food, Doctoranytime, Visionmobile und weitere mit dabei. Besonders wertvoll ist vermutlich auch der Rat von erfahrenen Geschäftsleuten wie Alex Gounares, dem ehemaligen VP von Microsoft und CTO von AOL, oder Tassos Roumeliotis von Location Labs, die die Initiative als Mentoren unterstützen.

Die Phasen

zerofund hat offensichtlich einen Nerv getroffen und das Interesse war von Anfang an groß. In der ersten Phase, die bis Ende Februar 2013 ging, haben sich 154 potentielle Gründer beworben, die aufgefordert wurden, eine erste Landing-Page (Webseite) zu erstellen, in der sie ihre Idee professionell, mit Vorstellung des Teams, Video etc. präsentieren.

In der zweiten Phase mussten sie zwei Wochen lang eine möglichst professionelle Vermarktung der Idee starten und beispielsweise „likes“ auf Facebook sammeln, aber auch Spielgeld von Freunden, Bekannten, Interessenten und Familie sammeln, die die Ideen unterstützen.

Am Ende der zweiten Phasen wurden dann 12 Unternehmen ausgewählt, die auf einem gemeinsamen Event ihre Idee vorstellen haben. Neben der Präsentation der Idee war das Hauptziel, eine erste Mini-Finanzierung zu bekommen und zwar nicht für das Unternehmen selbst, sondern für den Arbeitsplatz in einem der beteiligten Coworking-Spaces (Colab, 123P), die den Teilnehmern kostenlos eine Infrastruktur zur Verfügung stellen. „Am spannendsten war es zu sehen, wie Freunde und Bekannte, die eigentlich mit Startup-Finanzierungen noch nie etwas zu tun hatten, ihre Favoriten unterstützt haben, in dem sie 10 oder 20€ in das Startup investiert haben“, so Panos Papadopoulos von bugsense, der die Initiative auch aktiv unterstützt.

In der aktuellen dritten Phase haben die Startups jetzt einen Monat Zeit, einen ersten Piloten zu entwickeln, um ihn dann noch einmal in großer Runde und vor echten Investoren vorzustellen. Die ganze Zeit werden sie mit Rat und Tat von den Mentoren begleitet.

Über diese systematische Begleitung und das Mentorenprogramm sollen die Jungunternehmer lernen, ihre Botschaft möglichst einfach zu vermitteln, oder, wie es John Vlachoiannis in einem Interview bei der Zeitrschift EMEA sagte: „Wenn du deine Mutter nicht von der Idee überzeugen kannst, wie willst du dann einen Investor überzeugen?“ (Interview auf Griechisch in EMEA). Darüber hinaus lernen sie, erste Schritte im Marketing zu gehen. Wie mache ich auf mich aufmerksam? Wie komme ich an potentielle Nutzer? Und am Ende steht natürlich, dass das Produkt möglichst schnell auf den Markt muss, um dort auch getestet zu werden.

Das Finale

Von den 12 Startups wird eins sofort von Mind the Bridge finanziert. 3 weitere kommen auf die Short-List und haben auch die Chance, finanziert zu werden.

Ich habe mir die Startups angeschaut. Viele sind sicher noch sehr rudimentär, aber einige haben ein echtes Potential. In jedem Fall bin ich mir sicher, dass alle viel bei diesem Programm lernen. Den Sieger werde ich auch hier auf dem Blog vorstellen.