Grexit #1: Bugsense

Die meisten Startups haben als schnell wachsendes Technologieunternehmen zwei mögliche Ziele im Auge: Entweder es wird so groß, dass es einen Börsengang schafft, oder es wird groß und relevant genug, um von einem anderen Börsenunternehmen übernommen zu werden (ein „Exit“). Seit gestern ist es offiziell: Bugsense, eines der ersten griechischen  Startup-Unternehmen, das ich auf Eulen aus Athen vorgestellt habe, wurde erfolgreich vom börsennotierten Unternehmen Splunk akquiriert.

Herzlichen Glückwunsch Panos und John!

Bugsense Startseite

Die Neuigkeiten über den Exit verbreiteten sich gestern wie ein Flächenbrand durch die griechischen sozialen Medien. Man spürt geradezu den Ruck, den dieser Erfolg in der Szene verursacht hat.

Die beiden Gründer von Bugsense, Panos Papadopoulos und John Vlachoyiannis, sind sowieso schon sehr aktive Unterstützer anderer Unternehmer und stehen vielen Startups in Griechenland mit Rat und Tat zur Seite. Unter anderem haben sie auch die Initiative zerofund gestartet, über die ich ja schon berichtet habe. Ich bin daher sicher, dass der Exit von Bugsense der griechischen Startup-Szene nochmal einen ganz neuen Schub verleihen wird.

bugsense_logo

Bei der Gelegenheit möchte ich noch erwähnen, dass Bugsense einer der meistgesuchten auf meinem Blog war. Vielleicht ist es Zeit für einen Eulen-Aus-Athen-Index für baldige Börsengänge oder Akquisitionen 😉

Ich freue mich damit endlich dem Unwort Grexit eine neue Konnotation geben zu können und begründe damit gleich mal eine neue Serie. Mögen der nächste Grexit kommen.

Weitere Infos zur Akquisition von Bugsense durch Splunk auf Englisch findet man hier:

Fundstück #3: Heeeelp.me

Zeitjung.de war schneller

Ich habe eine Liste mit griechischen Unternehmen, die ich demnächst mal auf Deutsch präsentieren möchte. Eins davon war auch heeeelp.me, ein Startup aus Griechenland, das sich zur Aufgabe machen will, die Art zu ändern, mit der sich die Menschen gegenseitig helfen. Ich freue mich, dass mir diesmal die Online-Zeitung Zeitjung.de zuvorgekommen ist.

heeeelp.me-Startseite

Eine Bemerkung aus dem Artikel, die auch meinen Beobachtungen entspricht:

„Griechenland bietet der start-up Community hier im Moment sehr viele Chancen was die Vernetzung einzelner Akteure angeht. Jungen Unternehmern wird auf vielen Events und Konferenzen eine Plattform geboten, um sich kennen zu lernen und Ansichten und Visionen auszutauschen. Diese Art des Networking bildet dabei dann die Basis aller Arten von neuen Partnerschaften und Projekten, was man wirklich als sehr glücklichen Umstand beschreiben kann.“

Auch in folgendem Satz finde ich mich natürlich wieder:

Dopios, BugSense, Taxibeat, Park Around, mist.io, Incrediblue, Workable HR, Codebender, PollFish, Truckbird, Pinnatta und Doctoranytime sind ein paar der zahlreichen, erwähnenswerten start-up Projekte in Griechenland.“

Hier geht’s zum Interview mit Alexandros Melis, einem der Gründer von heeeelp.me: http://www.zeitjung.de/menschen/9217-die-art-revolutionieren-wie-menschen-sich-helfen-das-griechische-start-up-projekt-heeeelpme/

Ich finde es toll, dass weitere deutschsprachige Medien die griechische Jungunternehmerwelle entdecken – und das ohne diesen ständigen Hinweis auf die Krise. Ich wünsche heeeelp.me viel Erfolg.

P.S. Falls ihr weitere deutschsprachige Beiträge über griechische Jungunternehmer seht, freue ich mich über einen Hinweis.

P.P.S Den Hinweis habe ich übrigens von John Economou über Twitter bekommen (@hsoc)

Kinems

Spielend lernen nach pädagogischen Gesichtspunkten

Anders als meine Eltern war ich schon als 15-Jähriger davon überzeugt, dass mir die vielen Stunden an Spielkonsolen und vor dem Commodore 64 etwas bringen. Schnelle Reaktionen waren gefragt, Mitdenken und vor allem der Ehrgeiz, auch eine schwierigere Mission zu erfüllen, und natürlich die Bestätigung, wenn man etwas geschafft hat, was ein paar Tage vorher noch unvorstellbar war.

Die Spieleindustrie ist inzwischen eine der Boom-Branchen schlechthin. Viele Eltern denken dabei vermutlich mit Horror an Ego-Shooter oder irgendwelche düsteren Phantasiewelten. In den letzten Jahren wird jedoch immer mehr erkannt, dass Spielen ein Mittel ist, mit dem man gezielt etwas lernen kann. Neudeutsch heißt das Gamification, also die Anwendung spieltypischer Elemente und Prozesse in spielfremdem Kontext (siehe auch hier).

kinems-Startseite

Gamification und Lernen

Oft werden Gamification-Ansätze eher im Aufbau einer Fangemeinde (Community) eingesetzt, wie beispielsweise das Sammeln von Statuspunkten (Badges) bei Locish, die den Ehrgeiz wecken sollen, in einer Gruppe eine gewisse Reputation zu erlangen. Immer häufiger werden auch Techniken entwickelt, innerhalb von Unternehmen oder Schulen per Gamification auf bestimmte Verhaltensmuster aufmerksam zu machen, um diese ins Positive zu ändern, wie es etwa Intelen im Bereich des Energieverbrauchs anstrebt.

Ich bin kein Pädagoge, aber ich vermute, dass Spielen schon immer eine der besten und am wenigsten beachteten Möglichkeiten war, etwas über sich und sein soziales Umfeld zu lernen – und natürlich, um bestimmte Fähigkeiten zu trainieren. Genau hier setzt das griechische Startup Kinems an, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern mit Entwicklungsstörungen zu helfen, bestimmte Fähigkeiten durch speziell entwickelte und auf die Kinder eingestellte Spiele zu trainieren.

Wissenschaftliche Trainingsmethoden auf Spiele übertragen

Für motorische Störungen oder Lern-, Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörungen, wie Dyslexie, Autismus oder ADHD, existieren viele wissenschaftlich nachgewiesene Trainingsmethoden, mittels derer die Kinder diese teilweise oder ganz abtrainieren können. Typische Probleme sind beispielsweise Schwierigkeiten, Gesehenes mit Bewegungen zu koordinieren, Planung und Durchführung von bestimmten Bewegungsabläufen oder auch Konzentrationsschwierigkeiten oder ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. „Unsere Idee ist es, diese wissenschaftlichen Methoden und die typischen Übungsaufgaben in Spiele zu übersetzen“, so Michalis Boloudakis, einer der Gründer von Kinems. „Um das zu erreichen, arbeiten wir direkt mit Therapeuten zusammen, die uns die Übungen erklären, die sie mit den Kindern durchführen. Diese Übungen überführen wir dann in einen spielerischen Ablauf.“

Die Technologie für die Spiele basiert auf Microsoft Kinect für Windows, mit der Spieler allein durch Körperbewegungen die Software bedienen können. Ein Beispiel für so eine Übung eignet sich für den Bereich der Grobmotorik. Die traditionelle Methode sieht vor, dass ein Kind mit der Hand immer wieder unterschiedliche, aber gleichmäßige langsame Bewegungen vor einem Spiegel durchführt. Kinems hat genau diese Abfolgen in ein Spiel mit dem Namen Walks übersetzt, in dem der Spieler die Hauptfigur des Spiels entlang eines Pfades an unterschiedlichen Hindernissen vorbei führt.

Viele spezialisierte Spiele, viele Analysemöglichkeiten für die Therapeuten

Sechs solcher Spiele sind schon fertig und das siebte folgt demnächst. „Wir versuchen alle 1-2 Monate ein neues Spiel zu veröffentlichen, das dann immer weitere Übungen enthält“, sagt Michalis. Der rein spielerische Aspekt ist schon ein großer Wert, da Übungen für die Kinder interessanter werden und nicht mehr den Charakter einer Pflichtaufgabe haben.

Allerdings geht die Lösung von Kinems noch wesentlich weiter. Alle Spielestände, Erfolge und Misserfolge werden mit einer zentralen Anwendung synchronisiert, über die Therapeuten nicht nur den Fortschritt beobachten, sondern auch das Spiel konfigurieren können. Wenn sie also merken, dass das Kind eine Übung bereits sehr gut macht, können sie die Übung variieren und den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Ebenso können sie das Tempo drosseln, um dem Kind frühe Erfolgserlebnisse zu geben und weiter mit ihm üben. Über diese zentrale Verwaltung kann darüber hinaus der Therapeut den Fortschritt eines Kindes im Vergleich zur Altersgruppe messen und gegebenenfalls ebenfalls das Programm auf den aktuellen Bedarf einstellen.

http://www.youtube.com/watch?v=Z5YhPbgtC4Q

Die Unternehmer, das Geschäftsmodell und erste Erfolge

Das Unternehmen wurde im Februar 2012 von Michalis Boloudakis  und Simos Retalis  gegründet. Das Team besteht außer ihnen aus den vier Entwicklern bzw. Designern Valantis Kefalidis, Akis Volanis, Panos Vlamis und Alexandros Podaras. Besonders wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit Pepi Kolara, Expertin für Therapiemethoden für Kinder mit Behinderungen. Sie testet die Spiele in ihrem eigenen therapeutischen Zentrum und kann dadurch direktes Feedback aus der Praxis geben.

kinems-Team

Kinems spricht mit den Spielen ausschließlich Spezial-Therapeuten in entsprechenden Kliniken und Zentren an. Möchte eine solches Zentrum die Spiele in das Therapieprogramm aufnehmen, muss es die Lösung für einen geringen Jahresbeitrag abonnieren und kann dann alle aktuell verfügbaren Spiele für alle betreuten Kinder nutzen. Wenn ein Therapeut der Meinung ist, dass das Kind zu Hause bestimmte Übungen weiter machen soll, kann er den Eltern auch eine kostenlose Home-Edition mitgeben.

„Wo wir auch anrufen, wir stoßen auf großes Interesse“ meint Michalis. „Eigentlich liegt es auf der Hand, die neuen Möglichkeiten von Kinect für die Verbesserung der Grobmotorik zu nutzen“. Vor einem Monat haben sie mit dem Vertrieb angefangen und konnten bereits 10 therapeutische Zentren in Griechenland und Holland gewinnen. Aktuell ist das Team für 3 Monate in Amsterdam bei dem renommiertesten Accelerator, dem Startup Bootcamp. Dass das Team und die Idee nicht nur mich überzeugt hat, zeigt auch, dass Kinems eins der wenigen Startups Europa ist, das von den über 500 Bewerbungen für das Startup Bootcamp ausgewählt wurden. Aktuell sind sie in Gesprächen mit Geldgebern und ich bin sicher, dass sie schnell erfolg haben werden.

Ich bin begeistert von dem Team und der Ausführung und bin mir sicher, dass Kinems noch sehr viel Beachtung in Europa und den USA finden wird.

Zum Schluss noch die offizielle Präsentation über Kinems als Video:

pollfish

Das Ei des Kolumbus für Umfragen

Ich habe in meinem Leben vielleicht 3 oder 4 Umfragen gemacht, aber meist mit mittelmäßigem Erfolg. Früher wurden Umfragen mühsam mit Zettel und Stift und von Tür zu Tür durchgeführt. In neuerer Zeit immerhin online, aber Umfragen sind immer noch ein schwieriges Geschäft: Zum einen benötigt man immer einen großen Personenkreis, teilweise verteilt auf mehrere Länder und Kontinente, und zum anderen will man diesen Kreis auch noch zielgruppenscharf einteilen. Darüber hinaus ist es natürlich essentiell, dass die Personen in der Zielgruppe auch mitmachen – also motiviert sind, daran teilzunehmen und die Umfrage selbst für sie so einfach wie möglich ist. Die fünf Gründer des griechischen Unternehmens pollfish haben eine weltweit einmalige Lösung geschaffen, um umfangreiche, zielgruppengenaue und einfach durchführbare Umfragen zu erstellen. Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand – man muss nur darauf kommen:

pollfish_startseite

Naheliegend und doch weltweit erstmalig

Die fünf Gründer von pollfish, Ioannis Papadakis, Andreas Vourkos, Giannis Zaoudis, Vasileios Mitrousis und Zissis Bellas hatten die Idee, die Umfragen dort erscheinen zu lassen, wo sich die Zielgruppe gerade befindet und wo sie Zeit hat mitzumachen, nämlich unterwegs und auf dem SmartPhone. Die Lösung von pollfish ist eigentlich nur ein Stück Software (SDK), das von einem App-Entwickler in jede herkömmlichen App integriert werden kann. „Angelehnt an das Paradigma der Online-Werbung bei Apps, bietet pollfish statt Werbung die Möglichkeit, an Umfragen teilzunehmen“, so Ioannis Papadakis.

Eine Unternehmen oder Marktforschungsinstitut, das eine Umfrage starten will, setzt die Umfrage auf der Webseite von pollfish auf und gibt die Zielgruppe an, an die sich die Umfrage richten soll. pollfish verteilt die Umfrage zielgruppenscharf an alle teilnehmenden Apps und bei den Nutzern der App erscheint ein unauffälliges Zeichen am Rand, um ihn auf die Umfrage aufmerksam zu machen.

„Durch die Integration in vorhandene und weitverbreitete Apps sind wir in der Lage, innerhalb kürzester Zeit weltweite Umfragen zu starten“, sagt Ioannis Papadakis, der übrigens in Deutschland geboren ist und erst mit fünf Jahren nach Griechenland kam.

OMG! Kaum gegründet und schon 2.193.547 Nutzer weltweit

Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor wenigen Monaten zum ersten Mal von pollfish gehört habe. Das war im Februar 2013 im Zusammenhang mit ihrer Bewerbung bei zerofund. Inzwischen sind sie unter den letzten beiden Favoriten und können bereits eine beeindruckende Nutzerzahl vorweisen. Auf der Webseite läuft ein Ticker, über den man zuschauen kann, wie die Nutzerzahl steigt. Als ich den Screenshot gemacht habe, waren es 107 Apps mit 2.193.547 Nutzern und als ich den Artikel online gestellt habe bereits 2.194.709 Nutzer – beeindruckend.

2 Mio-pollfish

Das Geschäftsmodell

Obwohl sie noch in der Entwicklungsphase sind und die Finanzierung noch nicht mal steht, haben sie bereits drei große griechische Marktforschungsinstitute als Kunden gewinnen können, u. a. Kapa Research und Abacus Research. Parallel dazu haben sie angefangen, sich in England und Deutschland nach Kunden umzuschauen.

Das Geschäftsmodell ist übrigens auch für App-Entwickler und für App-Nutzer sehr attraktiv: Das Unternehmen, das die Umfrage startet, gibt einen bestimmten Betrag für einen Fragebogen aus und davon geht ein bestimmter Anteil an die Entwickler der App. Unter den Nutzern wiederum werden kontinuierlich Wertgutscheine verlost. Ab und zu mal an einer Umfrage teilnehmen zu können, finde ich persönlich wesentlich angenehmer als die ständige Werbung auf den Apps.

Interessant fand ich übrigens, dass die Gründer das Thema Verteilung auch auf das Unternehmen selbst abbilden: zwei der Gründer sitzen in Athen, einer auf Chios und zwei auf Zypern.

Manches ist so naheliegend. Und doch muss man erst einmal darauf kommen. Ich bin mir sicher, dass pollfish die Art revolutioniert, wie Umfragen in Zukunft gemacht werden, und freue mich, dass auch diese Idee aus Griechenland kam.

Ich wünsche den fünf Gründern noch viel Erfolg!

proto.io

Wie kann man etwas testen, bevor es gebaut wurde?

Es ist eine Sache, sich ein Haus vorzustellen, es mithilfe eines Architekten zu entwerfen und schließlich bauen zu lassen – oder noch vor Baubeginn ein wenig darin herumspazieren zu können. Zu erleben, ob das Wohnzimmer wirklich groß genug ist und die Terrasse einen schönen Ausblick bietet. Was für Häuslebauer leider nicht klappt, funktioniert bei der Entwicklung von Apps. Und genau das macht proto.io

Proto.io.Startseite

Proto.io: Prototyping von Apps als Dienst

Hinter proto.io steht das zypriotische Unternehmen SNQ digital, das 1998 von Alexis Piperides und Alexis Odysseos gegründet wurde. proto.io war der erste Online-Dienst weltweit, mit dem man eine App bis zum letzten Detail nicht nur designen und mit seinen Kunden diskutieren, sondern auch prototypisch testen konnte, bevor man sie in Software gießt. „Wir wollten eine Anwendung schaffen, die das Prototyping von Apps so einfach wie möglich macht – und das ist uns auch gelungen“, so Alexis Piperides. Die Anwendung lässt sich über den Browser wie ein Zeichentool bedienen, indem man die einzelnen Elemente und gewünschten Interaktionen zusammenklickt:

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Im Gegensatz zu reinen Zeichentools für Software und Apps kann man mit proto.io auch die Anwendung als Test-App zum Laufen bringen, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, wie sie sich später „anfühlen“ wird.

proto.io war der erste Dienst dieser Art weltweit, aber natürlich wurde das Thema auch von weiteren Unternehmen aufgegriffen. Eine Übersicht über andere Prototyping-Tools und wie sich das Thema von beispielsweise Mockup-Software abgrenzen lässt, zeigt der Artikel von Alexis Piperides in Developer Economics.

20 der Fortune-500-Unternehmen in 2 Jahren

Dass das zypriotische Unternehmen mit proto.io einen Nerv getroffen hat, zeigen die Erfolge nach nicht einmal zwei Jahren. Unter den über 30.000 Nutzern weltweit sind bereits 20 Fortune-500-Unternehmen.

Das Unternehmen

Das Unternehmen SNQ digital ist seit 1998 am Markt und hat mehrere Produkte erfolgreich eingeführt. Seit 2000 entwickelt das Unternehmen das Content Management System nqcontent, seit 2010 mit Appbaker auch eine Plattform zu Entwicklung von Apps. proto.io ist somit das dritte Produkt, das sie erfolgreich international vermarkten. „Da ein Großteil unserer Kunden in den USA sitzt und wir im nächsten Schritt auch VC-Kapital einbinden wollen, planen wir ein Office in San Francisco zu eröffnen. Die Entwicklung bleibt auf jeden Fall auf Zypern“, sagt Alexis Piperides. Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.

eventora

Was für ein Ereignis!

Ich halte mein iPhone über den Eingangsscanner vom Veranstalter und auf der großen Tafel im Foyer erscheint die Aufschrift „Wassili Kazakos ist gerade eingetroffen“, sodass jeder sehen kann, dass ich da bin. Beim Fliegen oder bei großen Veranstaltungen kennen wir das Prinzip der E-Tickets schon. Das griechische Unternehmen awapai ist seit zwei Jahren mit dem Dienst eventora dabei, das Prinzip auf alle Arten von Veranstaltungen zu übertragen.

Die Anwendung

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Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie Gedanken um das Thema E-Ticketing bei der Organisation von Veranstaltungen gemacht und dachte auch eher, dass das ein alter Hut ist. Wenn man genauer darüber nachdenkt, eröffnen sich jedoch in diesem Bereich unzählige Möglichkeiten, neue Technologien zu nutzen, um die Abwicklung von Veranstaltungen zu unterstützen und ihnen gleichzeitig ein modernes Flair zu verleihen.

Im Zentrum des Dienstes von eventora steht die Registrierung, Bezahlung und Vergabe von E-Tickets für Veranstaltungen über einen Amazon Cloud Service. Da der gesamte Dienst online ist, kann ihn jeder Veranstalter weltweit nutzen. Um diese zentrale Anwendung herum hat eventora eine ganze Reihe von Erweiterungen umgesetzt, die für ein modernes Event-Management hilfreich sind. So kann der Veranstalter über eventora nicht nur die Bezahlung und Anmeldung abwickeln, sondern beispielsweise Umfragen bei den Besuchern starten oder ein Veranstaltungs-Tab in Facebook integrieren. Sogar ein Modul für die Bewertung und Freigabe von eingereichten wissenschaftlichen Beiträgen ist enthalten.

Keine Hardware vor Ort

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass eventora gleich die ganze Infrastruktur für die Abwicklung des Events vor Ort mitbringt. Neben den E-Tickets, die man übrigens auch in das iPhone-Passbook übernehmen kann, liefert eventora auch eine App, die als QR-Scanner für die Veranstalter dient. Der Besucher hält einfach sein Smartphone über das des Veranstalters und schon ist er registriert.

„Über diesen Mechanismus haben wir schon sehr kleine Veranstaltungen bedient, die dennoch ein modernes Ticketing haben möchten, bis hin zu Veranstaltungen mit mehreren tausend Besuchern und über 100 gleichzeitigen Check-in-Schaltern“, so der Gründer von awapai und eventora, Nikos Tsamis. Hierüber kann man dann auch die Displays anbinden, die auf einer Veranstaltung ankündigen, wer gerade angekommen ist – sehr hilfreich, wenn man auf einer Veranstaltung bestimmte Personen oder Organisationen sucht.

Weltweite Verbreitung

Obwohl eventora erst seit zwei Jahren verfügbar ist und kaum Geld für Marketing ausgegeben wurde, wird der Dienst bereits von Veranstaltungen in über 20 Ländern genutzt: von Griechenland und Europa über Hongkong und Australien bis in die USA. Angefangen hat der Dienst mit wissenschaftlichen Konferenzen. „Das hat uns auch sehr bei der Verbreitung geholfen, da die Teilnehmer von wissenschaftlichen Konferenzen aus aller Welt kommen und oft selbst Veranstalter von anderen wissenschaftlichen Konferenzen sind“ so Nikos Tsamis. Die vielleicht bekanntesten Veranstaltungen, die eventora nutzen, sind viele der TEDx-Konferenzen mit über tausend Teilnehmern oder die European Ruby Conference 2013.

TEDxAthens. Die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

TEDxAthens. Mit 1500 Teilnehmer die drittgrößte TEDx-Konferenz weltweit über eventora

Das Unternehmen und das Geschäftsmodell

Die Firma hinter eventora heißt awapai und ist schon seit über 10 Jahren am Markt. Ursprünglich hatte Nikos Tsamis sie gegründet, um Dienstleistungen im Bereich der Software as a Service anzubieten und war beispielsweise eines der ersten Unternehmen weltweit, das die Amazon Cloud Services ausprobiert hat. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen fast ausschließlich auf eventora. Bisher ist das Unternehmen ohne Fremdfinanzierung ausgekommen und baut auf organisches Wachstum. Die Finanzierung läuft über Anteile an jedem Ticket (2,95%) mit einer Untergrenze von 0,75 € und einer Obergrenze von 7,5 € pro Ticket.

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Amerikaner lesen Homer über eventora

Die vielleicht netteste Anekdote um eventora ist eine Initiative aus den USA. The Readers of Homer organisieren eine Marathon-Homer-Lesung über eventora. Vermutlich wissen die Teilnehmer gar nicht, dass sich gerade der Kreis schließt, vom antiken Griechenland hin zu moderner Event-Organisation aus Griechenland.

Venture Capital, Incubators und Co-Working-Spaces in Griechenland

Neue Infrastruktur für Startups, Innovation und Unternehmertum

Eine der interessantesten Beobachtungen, die ich in den letzten Monaten bei meinen Recherchen und Interviews gemacht habe, ist, dass sich in Athen und anderen Städten Griechenlands langsam eine ganz neue Infrastruktur an Netzwerken, Geldgebern, gemeinschaftlichen Arbeitsräumen, Veranstaltungen, Blogs und Webseiten rund um die Themen Startups, Innovation und Unternehmertum entwickelt. Die ist auch notwendig, um die neue Dynamik der Geschäftsgründungen und Innovationen zu befeuern.

Ich weiß nicht, ob es möglich ist, eine vollständige Liste zu erstellen, aber ich wollte zumindest mal anfangen, die wichtigsten Initiativen, Funds, Co-Workings-Spaces etc., die mir im Laufe meiner Aktivitäten begegnet sind, aufzulisten. Ich aktualisiere die Liste, wenn mir wieder etwas Neues begegnet. Eure Kommentare zu weiteren Initiativen, die ich aufnehmen sollte, sind mir sehr willkommen!

Venture Capital, Funds

Incubators und Accelarators

Co-Working-Spaces

Weitere Initiativen:

  • opencoffee: Manche sagen, dass mit opencoffee alles begann. Am Anfang waren es 20-30 Enthusiasten in Athen, die sich regelmäßig getroffen haben. Inzwischen organisiert opencoffee regelmäßig Veranstaltungen von und für Startups mit mehreren hundert Teilnehmern in vielen Städten Griechenlands.
  • Athens Startup Weekend: Der Athener Ableger der Startup Weekend Reihe der Kauffmann Foundation. Für Studenten auch die Athens Startup Weekend University

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