Startup Safary Athens

Zwei Tage lang die Athener Startup-Szene erleben

Über dieses Blog hatte ich die Gelegenheit, viele Startups und junge Unternehmen aus Griechenland kennenzulernen und ich bin froh darüber, quasi live mitzuerleben, wie sich aus dem Nichts ein ganzes Ökosystem innovativer Unternehmungen in Griechenland gebildet hat. Mein Problem: Es gibt inzwischen so viele Initiativen, Programme, Veranstaltungen und natürlich innovative Gründungen, dass es selbst mir schwer fällt, den Überblick zu bewahren.

StartupSafariAthens_Startseite

Eine gute Gelegenheit, Ein- und Überblick zu bekommen, bietet die „Startup Safary Athens“. Die Idee eines Tages der Offenen Tür für Startups zu machen, kommt übrigens ursprünglich aus Berlin. Vassilis Bartzokas, den wir schon von der Designlobby kennen, hat die Initiative ergriffen und überträgt das Berliner Modell jetzt auf Athen.

Die Safari findet vom 22. bis 23. November 2014 statt. Auch wenn das Programm noch nicht fertig ist, kann man jetzt schon sehen, dass das „Who is Who“ der griechischen Startup-Szene dabei ist. Einige alte Bekannte wie die Gründer von Pollfish, i-Kiosk und Offerial habe ich schon im Programm gesehen und in fast allen Co-working-Spaces, Inkubatoren und „Acceleratoren“ werden zwei Tage lang Kennenlern-Runden und Workshops stattfinden. Sobald das genaue Programm online ist, informiere ich euch darüber.

Ich bin natürlich auch dabei und freue mich auf alte und neue Bekannte und viele neue Ideen, über die ich hier berichten kann.

Aufbruchsstimmung in der „Digitalen Welt“

Einige „Eulen aus Athen“ in der Zeitschrift „Digitale Welt“

Letzte Woche kam die erste Ausgabe der Zeitschrift „Digitale Welt“ heraus. Es ist eine neue Zeitschrift, die in Kooperation mit der Gesellschaft für Informatik erscheint, quasi dem Dachverband der Informatiker in Deutschland mit ca. 20.000 Mitgliedern. Sie wird an die Mitglieder verschickt, kann aber auch am Kiosk gekauft werden.

Besonders freut mich, dass es in dieser historischen Erstausgabe mein Beitrag zu Startups aus Griechenland auf die Titelseite geschafft hat. Mir ist es nicht leicht gefallen, eine Auswahl zu treffen, da ich inzwischen auch das ganze Heft hätte füllen können. Also habe ich mich, nach einem Schnelldurchlauf durch die Szene, auf vier Startups konzentriert, die für die Leser hoffentlich auch unter dem Gesichtspunkt der Informationstechnologie interessant sind:

  • NOOWIT – das personalisierte Magazin
  • Jupitee – Apps für Jedermann
  • Fleksy – Intelligente Tastaturen
  • Intelen – Energieeffiziente Gebäude

Genannt werden noch Taxibeat, tradeNOW und i-kiosk.

Einen gewissen Charme hat der Anachronismus: Die „Digitale Welt“ erscheint nur analog (also auf Papier).

Viel Spaß bei der Lektüre!

Deutsche Welle berichtet über i-kiosk

Ich freue mich immer wieder, wenn deutsche Medien über griechische Startups und Unternehmen berichten. Leider immer noch viel zu selten, aber diesmal hat die Deutsche Welle einen sehr schönes Video über i-kiosk erstellt – und das ohne das Wort Krise zu verwenden. Weiter so!

Wie ich im Blogbeitrag hier schon erzählt habe, finde ich die Idee von Fanis Koutouvelis, Orestis Tzanetis und Konstantinos Kazanis schon deshalb so spannend, weil i-kiosk eine Lösung für eine sehr typische Zielgruppe in Griechenland bietet, in denen Kleinstgeschäfte und Kiosks immer noch die größte Einzelhandelsinstitutionen sind. Und das Beste: Die Idee ist übertragbar in andere Länder mit ähnlichen Strukturen.

Hier gehts zum Video:

Liebe Deutsche Welle, vielen Dank! Falls Sie noch mehr positive Beispiele aus Griechenland suchen, können Sie sich gerne Anregungen aus diesem Blog holen.

Griechische Innovationsinsel auf der Cebit

Kurzes Treffen mit einem der vier „inspirierendsten Startups“ der Cebit

Auf meiner Rückfahrt von einem Kundentermin bin ich noch kurz auf die Cebit gefahren, um zu sehen, wie sich die griechische Startup-Delegation von Intelen auf der Cebit schlägt. Bei der Gelegenheit habe ich mir auch gleich die Halle mit den „50 Top Startups“ von code_n angeschaut. Hier meine Eindrücke:

Insgesamt war der Raum für die code_n Startups etwas spartanisch eingerichtet, aber viele der Ideen, die dort präsentiert wurden, waren inspirierend und ein echter Gegenpol zu der sonst doch recht trockenen Cebit.

Für das griechische Unternehmen Intelen waren die Gespräche mit diversen deutschen Unternehmen und Investoren ein voller Erfolg. Ich muss auch sagen, dass sie vermutlich eins der ausgereiftesten Produkte auf code_n hatten, da sie gerade die Startup-Phase verlassen und erst kürzlich in New York ein Office eröffnet haben. Auf folgender Photographie ein Schnappschuss von einem Screenshot und die mobile App zur Steuerung und zum Monitoring der Smart-Sensor-Anwendung von Intelen.

Intelen_mobil

Offensichtlich hat Ambuzzador eine ähnliche Meinung wie ich und hat Intelen unter die 4 inspirierendsten Startups auf der Cebit gewählt.

Persönlich hat mir übrigens auch das Unternehmen Optimale  aus Brasilien sehr gut gefallen, die eine Hardware-Box für eine Art Smart Metering für Umweltdaten entwickeln. Da ich ein großer Carsharing-Fan bin, sollte ich hier noch flinc erwähnen, die eine Plattform für Mitfahrgelegenheiten für Unternehmen entwickeln. Die Idee kursiert zwar schon seit vielen Jahren, aber vielleicht ist die Zeit nun reif dafür.

Der Startup-Hype hat offensichtlich auch die deutsche Politik erreicht. Nach dem ich schon die ganze Woche mit Meldungen von Politikern bombardiert wurde, die auf code_n waren, tauchte auch prompt Bundesumweltminister Altmaier auf. Hier ein Photo von ihm vor dem Intelen-Stand:

Altmeier_Cebit

Ich habe mich auch gefreut, einen weiteren Gründer von i-kiosk auf der Cebit zu treffen. Hier ein Photo Orestis Tzanetis von i-kiosk zusammen mit Vassilis Nikolopoulos von Intelen.

i-kiosk-intelen

 

Weihnachtsgeschichte mit griechischen Innovationen

Die Ereignisse überschlugen sich und alles musste jetzt rasend schnell gehen, denn heute würde sein großer Tag werden – er wusste es. Leonidas S. fährt auf den Parkplatz, den er sich über Parking Defenders günstig vorab reserviert hatte, sprang aus dem Auto und rannte die Treppen hoch. Es war schon das zweite Interview in Folge beim Unternehmen Helic und dessen neues Startup nanotropic und er war zuversichtlich, dass es diesmal klappen würde. Die letzten Monate hatte er vergeblich versucht, einen Job zu bekommen. Trotz seines technischen Studiums in Athen und in London war es wegen der Wirtschaftslage fast unmöglich, überhaupt zum Gespräch eingeladen zu werden. Die erste  Änderung bemerkte er, als er workableHR vor ein paar Wochen entdeckte. Er vervollständigte sein LinkedIn-Profil mit seinem doch beachtlichen Lebenslauf und dann ging alles wie von selbst. 5 Gespräche in 3 Tagen und alle bei hochinnovativen Unternehmen – und jetzt zum zweiten Mal bei einem seiner Traumunternehmen.

Sein Interview verlief nach Plan. Mit dem Vertrag in der Tasche überlegte Leonidas, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Erst mal was essen, dachte er. Vor lauter Aufregung  hatte er am Morgen nichts gefrühstückt. Er zückte sein Smartphone und prüfte, was er denn Gutes über Cookisto in der Nähe finden könnte. Mit den frisch zubereiteten Giouvarlakia von Maria setzte er sich auf eine Parkbank und blättert etwas in NOOWIT, dem neuen „Magazin der Zukunft“ auf seinem iPad, um die Highlights aus dem politischen und technischen Geschehen zu überfliegen.

Er wusste, dass Zoe die richtige war und er wollte ihr etwas ganz Besonderes zu Weihnachten schenken. Kennengelernt hatten sie sich vor ein paar Wochen. Sie machte ihr eigenes Radioprogramm über radiojar und berichtete dort über griechische Innovationen gemischt mit Musik, die die Gründer ausgewählt hatten. Eines Abends, während sie die Gründer von bugsense interviewte, einem griechischen Unternehmen, das in den USA gerade Furore macht, beschloss er, dort anzurufen. Eigentlich wollte er den Gründern ein paar Fragen stellen. Was er nicht wusste: Die Sendung war eine Wiederholung und so sprach er mit Zoe. Sie waren sich sofort sympathisch, sodass sie sich 2 Stunden über dies und jenes unterhielten. Neben ihrem Interesse für Technologien teilten sie noch etwas. Beide waren leidenschaftliche Surfer und eine der ersten Nutzer von weendy, der Echtzeit-Wettervorhersage für Surfer. Zoe hatte vor ein paar Monaten ihren Job im öffentlichen Dienst gekündigt, weil sie selbst ein Unternehmen gründen wollte, und half ihren Eltern ab und zu in ihrem Mini-Markt aus. Eine der ersten Änderungen, die sie dort vornahm, war es, i-kiosk einzuführen, das ERP-System für kleine Geschäfte und Kiosks.

Den Ort, den sich Leonidas für sein Date mit Zoe ausgesucht hatte, hat er über Daily Secret gefunden. Er ließ sich seit einigen Wochen die neuesten Empfehlungen zuschicken und hatte ein kleines Lokal mit Blick auf die Akropolis gefunden, das sie sicher bezaubern würde. Allerdings hatte er immer noch kein Weihnachtsgeschenk.

Hektisch lief er durch die Einkaufsstraßen, fuhr zwischen den Stadteilen hin und her, aber ihm kam keine richtig gute Idee. Das Date war in 30 Minuten und er wusste, dass sie bestimmt schon ein Geschenk für ihn hatte. Und plötzlich war sie da, die Idee. Er klappte sein Smartphone auf und suchte sich eine schöne Yacht für einen Wochenendtrip nach Ägina über incrediblue aus. Das würde ihr gefallen!

Völlig entspannt und voller Vorfreude auf einen schönen Vorweihnachtsabend mit seiner Liebsten öffnete er jetzt zum letzten Mal sein Smartphone und bestellte sich ein Taxi über taxibeat . Er hat es geschafft.

… und ich habe es auch geschafft eine Geschichte zu schreiben, in der alle bisher besprochenen Eulen aus Athen nochmal auftreten dürfen.

Ich wünsche allen Innovatoren und allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2013

i-kiosk (intale)

Kleiner ist größer

Jeder, der schon mal in Griechenland war, kennt ihn: den Kiosk an der Ecke. Maximal 2-3 m² groß und vollgestopft mit allem, was das Herz begehrt. Es ist unglaublich, was man dort alles finden kann, von erwarteten Produkten, wie Zigaretten, Zeitungen oder Kaugummis über klassische Supermarkt-Produkte, wie Getränke, Rasierklingen, Shampoos, Zahnpasta etc. bis hin zu allem, was einem zwischendrin so einfällt, wie Fahnen, Blöcke, T-Shirts, Geldbeutel, Gürtel etc., und das man auch mal spontan kauft. Mich haben diese Kiosks in meiner Jugend in Athen oft an die Micky-Mouse-Figur Eega Beeva (dt. Gamma) erinnert, der aus seinen Hosentaschen unendlich viele hilfreiche Gegenstände ziehen kann und in seinen kurzen Shorts ein schier unendliches Lager vermuten lässt.

Startseite von i-Kiosk (aktuell nur auf Griechisch)

Startseite von i-Kiosk (aktuell nur auf Griechisch)

In der Business-Welt spricht man eher von Small-Retail-Markets und meint damit genau diese kleinen Geschäfte, die meistens von einer Familie betrieben werden und so sehr das Bild von Griechenland, aber auch vielen anderen Ländern prägen.  Manchmal ist es ein Kiosk, manchmal auch ein kleiner Eckladen oder ein Mini-Market. Was ich nicht wusste ist, dass der Umsatz dieser kleinen Einzelhändler in Griechenland mehr als 50% des gesamten Einzelhandels ausmachen. Da sie, jeder für sich genommen, jedoch außerhalb des sichtbaren Bereichs  für die großen Konzerne sind, gibt es kaum Software-Lösungen, die solche Kiosk-Besitzer bei ihrer Arbeit unterstützen.

Die Entstehungsgeschichte – eine neue Lösung für ein altes Problem

Das griechische Unternehmen i-kiosk hat dies erkannt und aus dem Nichts eine erstaunliche Lösung hervorgezaubert, die sich inzwischen großer Beliebtheit erfreut. „Der Freund eines Freundes ist ein Kiosk-Besitzer und hat gefragt, ob wir ihm nicht helfen können eine Anwendung zu schreiben, mit der er sein Geschäft besser organisieren kann“, sagte mir Fanis Koutouvelis zur Entstehungsgeschichte. Die drei Gründer Fanis Koutouvelis, Orestis Tzanetis und Konstantinos Kazanis sind hellhörig geworden und haben eine kleine Analyse gemacht, indem sie weitere Kiosk-Besitzer gefragt haben, ob ihnen so ein System helfen könnte. Das Ergebnis war, dass 80% aller Befragten sofort Interesse gezeigt haben – eine neue Geschäftsidee war geboren.

Der Gründer von i-Kiosk Fanis Koutouvelis

Der Gründer von i-Kiosk Fanis Koutouvelis

Die Anwendung – keep it simple

Sie haben sich wenige tausend Euro von ihren Eltern geliehen und losgelegt. „Wir mussten eine extrem einfache Lösung schaffen, da die meisten Besitzer mit komplexen ERP-Lösungen völlig überfordert sind“, so Fanis Koutouvelis. Das Ergebnis ist eine kleine Standardhardware mit Touchscreen in 2-3 Ausführungen mit vorkonfigurierter Software. Der Clou ist das Plug-and-Play-Prinzip: Der Besitzer muss die Box nur anschließen und schon hat er Zugriff auf ein riesiges Sortiment an Artikeln.

i-kiosk im Einsatz

i-kiosk im Einsatz

0€-Marketing-Budget, 25 Millionen Transaktionen, 100 Millionen € in einem Jahr

Da die drei Gründer kein Geld für Marketing hatten, haben sie eine 0€-Marketing-Kampagne gestartet, indem sie mit der Lösung vor allem die Presse angesprochen haben. Offensichtlich war die Lösung so bestechend, dass inzwischen nicht nur in griechischen Zeitungen, sondern sogar im Economist und dem Wall-Street-Journal über sie berichtet wurde. Parallel dazu spricht sich die Einfachheit der Lösung wie ein Lauffeuer unter den Mini-Market- und Kiosk-Besitzern in ganz Griechenland herum. „Wir haben inzwischen in 26 der 54 Regionen Griechenlands Kunden und selbst aus den abgelegensten Ecken bekommen wir Anfragen“, berichtet Fanis Koutouvelis stolz. Innerhalb von einem Jahr verzeichnen sie auf ihrem System mehr als 25 Millionen Transaktionen mit über 100 Millionen Euro Umsatz über diese Transaktionen.

Hier noch ein kurzer Auftritt des gerade mal 25-jährigen Gründer Fanis Koutouvelis auf Ignite Athens:

… und jetzt geht es erst los

Alles, was sie innerhalb eines Jahres aufgebaut haben, haben sie aus eigener Anstrengung geschafft und ohne Budget.  Inzwischen beschäftigen sie drei weitere Mitarbeiter und sogenanntes „smart money“ ist auf sie aufmerksam geworden. „Wir wissen, dass wir mit einem ERP für den kleinen Einzelhandel keinen weltweiten Hype  auslösen. Aber Griechenland dient für uns als optimales Feld, um unser Produkt und unsere Dienstleistungen zu erproben. Im zweiten Schritt wollen wir in die großen Märkte vorstoßen, die eine ähnliche  Einzelhandelsstruktur wie Griechenland haben, aber als Märkte wesentlich größer sind“, so Fanis Koutouvelis.

Übersichtliche Auswertung des Umsatzes mit i-Kiosk

Übersichtliche Auswertung des Umsatzes mit i-Kiosk

Je weiter sie fortschreiten, desto mehr Chancen sehen sie auch im Bereich des B2B-Marktes und in der Expansion in weltweite Märkte. Ich habe mich noch eine ganze Weile mit Fanis über das Potential unterhalten, aber ich halte mich mal zurück, da hierzu diverse Gespräche mit Investoren laufen. Ich berichte über die Entwicklungen von i-kiosk bestimmt in einigen Monaten noch einmal.

i-kiosk als Paradebeispiel

Nikos Moraitakis von workableHR hat mich auf i-kiosk aufmerksam gemacht und ich muss ihm beipflichten: Für mich ist i-kiosk das Paradebeispiel eines griechischen Startups – es nutzt die lokalen Rahmenbedingungen  und Erfahrungen in Kombination mit europäischem Sachverstand und Technik-Know-how, um einen echtes Problem mit einer innovativen Lösung zu adressieren. Es schafft dabei aus dem Nichts Arbeitsplätze und eine begeisterte Nutzergemeinde, die schon seit Jahren auf eine solche Lösung gewartet hat.

Was will man mehr.

Nachtrag August 2013:

i-kiosk hat sich inzwischen in intale umbenannt und hat eine erste große Finanzierung vom PJ Tech Catalyst Fund erhalten (siehe auch http://intale.com/intale-sets-forward-to-connect-and-unify-the-retail-market/)