weendy

Der Wind zieht auf und bringt Riesenwellen

Was sich für einen Strandspaziergänger oder Schwimmer wie mich eher nach einer Horrormeldung anhört, bedeutet für einen Surfer, Windsurfer oder Kitesurfer das Paradies. Nichts ist für ihn frustrierender, als in voller Montur auf die nächste große Welle zu warten, die nicht kommt, Windstille verdirbt den Spaß. Noch blöder ist es, wenn seine Freunde ihm einen Tag später erzählen, wie toll es bei ihnen war.

Die beiden griechischen Unternehmer Katerina Stroponiati und  Yiannis Varelas, beide leidenschaftliche Surfer, haben aus ihrer Passion eine Idee für ein ausgewachsenes Geschäftsmodell entwickelt und umgesetzt und das Unternehmen weendy gegründet. Sie fragten sich, warum es keine verlässlichen, qualifizierten Informationen in Echtzeit zu Wind und Wellen gibt. Also haben sie das Problem selbst gelöst.

Startseite

Die Idee

Bisher mussten sich Wellenreiter und Surfer über Facebook, Twitter und Co. selbst ihre Informationen organisieren oder sich an Wind-Forecasting-Seiten, wie windalert, windguru oder windfinder, wenden. Allerdings sind solche Informationen nicht sehr verlässlich und selten in Echtzeit. Es gab zwar auch schon Versuche von großen Markenherstellern, wie Nike oder Redbull, das Thema für sich zu erschießen, ihnen fehlte jedoch der Rückhalt in der Community, sodass die Ansätze nicht funktioniert haben.

Katharina und Yannis ziehen das Thema daher ganz anders auf. „Es geht nicht darum, möglichst akkurate Windinformationen zu haben und die Nachkommastellen sind auch egal. Viel wichtiger ist der Spaß-Faktor“ so Katharina und Yannis im Interview. Jeder Nutzer muss daher nicht nur Informationen über Wellen und Wind liefern, sondern auch einen Beweis, in Form von Videos oder Fotos. „Inzwischen übertrumpfen sich die Teilnehmer mit spektakulären Aufnahmen“.

mobile app

Am Anfang die Flaute – jetzt der Sturm

„Angefangen haben wir in Griechenland, wo wir inzwischen über 3000 Mitglieder mit Wind- und Welleninformationen versorgen. Über unsere eigenen Erfahrungen und unsere Freunde haben wir sukzessive die Anwendung weiter entwickelt. Danach sind wir nach England, Italien und Mexiko und dann ins Silicon Valley gegangen.“ Schrittweise haben sie die Anwendung angepasst und die Community ausgebaut – und natürlich immer Spaß dabei gehabt. Das nimmt man ihnen auch sofort ab, wenn sie mit einer Leichtigkeit erzählen, dass sie ein Jahr ihr Geld zusammengekratzt haben und dann mal eben die Koffer gepackt haben und in Silicon Valley gezogen sind, um ihr Netzwerk auszubauen und Investoren für weendy zu finden. Nach vielen Mühen, viel Networking und Überzeugungsarbeit haben sie es fast geschafft: Ihre Ausdauer trägt Früchte und nach einer ersten Finanzspritze von gerade mal 45.000€ stehen sie jetzt vor dem Abschluss einer großen Finanzierungsrunde, um die Anwendung in die benötigte Breite zu bringen.

Das Geschäftsmodell – Wind und Wellen sind keine heiße Luft

Obwohl sie bis November nur in einer sogenannten privaten Beta-Phase waren, haben sie bereits 9000 Nutzer – Freunde haben Freunde eingeladen und die wiederum ihre Freunde. Unter den 9000 Nutzern von weendy sind übrigens bereits ca. 500 Surfer aus Deutschland. Seit Anfang Dezember steht die Anwendung weltweit zur Verfügung und jetzt geht es erst richtig los.

Hier ein kleines Video vom griechischen KiteMag mit Musik von Dionysis Savvopoulos:

Das Geschäftsmodell von weendy funktioniert als übliches Freemium-Modell. Die Anwendung ist kostenlos und die Einnahmen sollen mittelfristig über Zusatzdienste erzielt werden, die Katerina Stroponiati und  Yiannis Varelas schrittweise mit anbieten werden. „Unser Ziel ist es, 200.000 Wassersportler bis Juni 2013 auf dem System zu haben“, sagen sie. Danach wollen sie zusätzliche Dienste anbieten und die Plattform auch nutzen, um beispielsweise zielgerichtete Werbung großer Marken, wie Nike oder Red Bull, einzubinden.

Übrigens hat weendy gerade den ersten Platz bei Ignite Athens 2012 gewonnen. Hier der 5-Min-Auftritt von Katerina Stroponiati:

Der nächste Winter kommt bestimmt

Die Ideen gehen jedoch noch wesentlich weiter und decken quasi den ganzen Sektor der wetterabhängigen Fun-Sportarten ab. Was der Wind beim Kite-Surfen oder die Welle bei Surfen ist, ist der Neuschnee beim Skifahren. Der Markt für Echtzeit-Wetterinformationen für moderne Sportarten ist riesig.

Möge die Welle mit euch sein!

Cookisto

Fast Slow-Food für dich persönlich zubereitet

Gefüllte Tomaten, Giouvarlakia oder Lammbraten mit Kartoffeln als Hauptspeise, kombiniert mit einem Rotwein aus Nemea oder vom Berg Athos und danach noch ein großes Galaktoboureko … Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke. Entgegen dem in Deutschland verbreiteten Klischee des Griechen mit der Akropolis-Platte ist die griechische Küche am Kreuzweg der Kulturen auf dem Balkan, der Türkei, Italien, dem Nahen Osten sowie Afrika und in Kombination  mit den tausenden endemischen Pflanzen und Kräutern vermutlich eine der vielfältigsten und einfallsreichsten der Welt – glaubt mir, ich habe schon viel gegessen.

CoverPhotoCookisto

Dennoch breiten sich natürlich auch in Griechenland immer mehr Fast-Food-Ketten und Take-Away-Restaurants aus. Wer hat in der heutigen Zeit noch die Muße, sich jeden Tag ein aufwändiges Gericht zu machen – und die sagenumwobene „Μαμά“ ist auch in Griechenland inzwischen Unternehmerin, Professorin, Rechtanwältin und hat Besseres zu tun, als ihrem Sohn das Mittagessen zu bringen.

Hyper-local peer-to-peer marketplace for food

Das griechische Unternehmen Cookisto hat hier als eins der ersten Unternehmen weltweit die Marktlücke entdeckt und entwickelt nach dem Prinzip der hyperlocal-peer-to-peer-Marktplätze (gibt es dafür eigentlich ein deutsches Wort?) eine Plattform, die Köche und Esser („Foodies“) zusammenbringt. Die Grundidee: Wenn jemand für sich selbst oder seine Familie kocht, macht er einfach ein paar Portionen mehr und bietet sie über Cookisto zu einem fairen Preis an. Ein Foodie sieht das Tagesangebot in seiner Nähe und meldet sich an. Der Koch kann die Anfrage annehmen (oder auch nicht) und der Deal ist gemacht. Manche Köche bringen das Essen sogar, wenn es in der Nähe ist.  Es handelt sich damit um ein ähnliches Geschäftsmodell wie schon bei airbnb9Flats oder auch dem griechischen Unternehmen incrediblue, nur eben für selbstgemachtes Essen. Die Idee und Durchführung war so bestechend, dass sie es gleich ins Finale des europäischen Startup-Wettbewerbs in Holland geschafft haben.

Screenshot

Wer jetzt immer noch kein Hunger hat, kann sich zwischendurch dieses Video anschauen:

Die Gründer und die Geschichte

Michalis Gkontas und Petros Pitsilis haben vor nicht mal einem Jahr die Idee entwickelt und noch Panayiotis Paradellis, Yannis Asimakopoulos und Dimosthenis Nikoudis ins Team geholt. Dabei sind sie von Anfang an sehr professionell vorgegangen und haben (wie inzwischen so häufig in Griechenland) mit einem 0€-Marketing-Budget bereits Erstaunliches erreicht.

DSC_0374a

Michalis Gkontas war für ein Jahr nach seinem Studium auf einem Postgraduierten-Studium in Lyon, Shanghai und Boston und hat in diesem Rahmen die Geschäftsidee entwickelt. Kaum war er fertig, hat er losgelegt. „Wir haben im September die Testphasen abgeschlossen und sind seitdem operativ mit Schwerpunkt Athen. Da wir kein Geld für Marketing hatten, haben wir sehr früh mit der Presse in Griechenland gesprochen, die die Idee toll fand und gleich aufgegriffen hat“, sagt Michalis Gkontas. Nach kaum drei Monaten haben sie bereits 4500 Nutzer und auf der Startseite http://www.cookisto.com/ kann man sehen, wo es demnächst etwas Gutes zu essen gibt.

Finanzierung und Expansion

Nach dem erfolgreichen Start sind sie gerade dabei, ihre erste Finanzierung zu sichern, mit der sie in den nächsten 6-9 Monaten in Griechenland weiter expandieren wollen. „Demnächst wollen wir auch eine mobile App bereitstellen, sodass man immer sehen kann, wo es was in der Nähe zu essen gibt“, so Michalis. Das ist sicherlich auch für Touristen interessant, die mal zu Abwechslung selbstgemachtes griechisches Essen genießen wollen.  Auch der nächste Schritt der Expansion Richtung Italien und Türkei ist schon in Planung.

Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch in Athen und habe mich mit Michalis verabredet bei einem Cookisto-Koch in der Nähe schnell etwas Tolles zu essen.

Guten Appetit!

Screenshot_2

Daily Secret

Jede Stadt hat ihre Geheimnisse

Ich habe mich oft gefragt, was für mich die Faszination einer Großstadt ausmacht. Es sind selten die „großen“ Sehenswürdigkeiten, sei es die Akropolis in Athen, der Eifelturm in Paris oder die Freiheitsstatue in New York. Vielmehr sind es die kleine Dinge, die man entdeckt, wenn man Bekannte in der Stadt hat, die sich auskennen, oder auf die man durch Zufall stößt, wenn man mehr oder weniger aus Versehen von der Hauptroute abgekommen ist. Es sind die Geheimisse einer Stadt, die vielleicht nur für kurze Zeit erscheinen oder die im Mainstream kaum Beachtung finden, aber umso mehr die Erinnerungen an einen Ort prägen.

So ist es uns ergangen, als wir mitten in Seattle ein kleines Lokal am Wasser entdeckt haben und plötzlich voller Verwunderung in eine andere Welt eintauchten, obwohl wir mitten in der Stadt waren. Oder in Nafplion als wir ins „Lathos Cafe“ gestolpert sind, das zunächst wie ein Trödelladen anmutet und sich dann eher als ein privates Medienkunstmuseum entpuppt, in dem man zwischen lauter selbstgebauten mehr oder weniger sinnfreien Apparaturen seinen Drink nimmt.

So oder so ähnlich muss es auch den Gründern des griechischen Unternehmens Daily Secret ergangen sein, als sie trotz aller aktuellen Problem in Griechenland (oder gerade deshalb) die Schönheit der Stadt in den kleinen Geheimnissen und verwunschenen Orten gesucht und gefunden haben. „Die ursprüngliche Idee stammt von Nikolaos Iosif Kakavoulis. Er hat irgendwann als Good-Karma-Initiative angefangen, in einem WordPress-Blog über seine persönlichen Tipps aus Athen zu schreiben. Er wollte zeigen, warum er sich trotz aller Probleme freut, in Athen zu leben“ sagt Phaedra Chroussos, die zusammen mit Nikos Daily Secret gegründet hat.

Beispiel_Secret aus Athen

Die Idee

Die besten Ideen sind oft ganz einfach: Über die Webseite und per E-Mail veröffentlicht Daily Secret regelmäßig ausgewählte Geheimtipps zu einer Stadt. Wer seine Stadt immer wieder neu entdecken will oder in einer fremden Stadt ist und ab vom Mainstream die Stadt erkunden will, bekommt ausgewählte Empfehlungen zu allem, was die Stadt besonders macht. Dabei geht Daily Secret sehr selektiv vor, ohne die Abonnenten mit Informationen zu überfluten.

Wenn man sich über www.dailysecret.com anmeldet, kann man noch einstellen, welche Städte einen interessieren und in welcher Sprache man die Tipps bekommen will. Da hauptsächlich die Bewohner einer Stadt selbst die Zielgruppe sind, gibt es die Geheimnisse in der Landessprache und auf Englisch.

In jeder Stadt haben sie Insider, die die Geheimnisse aufspüren. Sie werden von einem zentralen Team dabei unterstützt, die Geheimnisse so zu formulieren, damit sie die Qualitätsansprüche von Daily Secret erfüllen. Inzwischen haben sie 68 unterschiedliche Arten von Geheimtipps und eine Vorgehensmodell, in dem die Schritte zur Beschreibung eines Geheimnisses systematisiert sind.

Vom guten Karma zum ausgewachsenen Geschäftsmodell

Was als Good-Karma-Initiative angefangen hat, hat sich inzwischen zu einem ausgewachsenen Geschäftsmodell entwickelt und Daily Secret expandiert fleißig. Stand heute sind es 21 (!) Städte, weltweit hat das Unternehmen bereits über 600.000 Abonnenten. Bis März sollen es eine Million werden. Neben Athen, Thessaloniki  und Zypern kann man Geheimnisse über Städte wie Mumbai, Shanghai, Ankara, Istanbul, Tel Aviv, Bukarest, Lissabon, Stockholm, Vancouver, San Francisco, Buenos Aires, Lima, Mexico City, Panama und Santiago erfahren.

Das Daily Secret nicht nur eine Schnapsidee ist, sondern international auf dem Vormarsch, zeigt sich auch darin, dass  Endeavour die Unternehmer von Daily Secret zu „high-impact entrepreneurs“ geadelt hat. Darüber hinaus wurde Daily Secret gerade mit 1,8 Mio zusätzlichem Funding ausgestattet (u. a. von BV Capital, die auch schon Groupon oder 9flats groß gemacht haben).

Das Unternehmen finanziert sich ausschließlich über Werbung. Da die Zielgruppe der jungen Städter sehr interessant für die Werbebranche ist, ist Daily Secret – auch ohne das Angebot mit Werbung zu überfrachten – inzwischen profitabel. Übrigens: Griechenland und die Türkei finanzieren dabei aktuell noch die anderen Länder 😉

Wichtig dabei: Die Geheimnisse selbst sind nicht werbefinanziert, sondern werden von lokalen Insidern entdeckt, um sicherzustellen, dass sie auch für die Leserschaft interessant bleiben.

Wien und Berlin sind dabei – und Jobangebote für deutsche Insider

Im deutschsprachigen Raum ist Daily Secret auch aktiv. Seit sieben Monaten veröffentlicht das Unternehmen Geheimnisse aus Wien (die ich gleich mal abonniert habe, da ich ab und zu dort bin) und die Edition für Berlin  ist auch schon freigeschaltet. Geheimtipps für weitere deutsche Städte sind in Planung.

Beispiel_Secret aus Wien

Phaedra Chroussos hat mir das so erklärt: „Wir suchen für jede größere Stadt einen ‚Insider‘, der ca. 5 Geheimnisse pro Woche liefern kann“. Bezahlt wird übrigens unter anderem in Stock Options von einem rasant wachsenden Unternehmen. Also: Wenn ihr eure Stadt liebt und ihre Geheimnisse kennt, nehmt einfach mit Phaedra Kontakt auf.

Demnächst auch mobil

Gespannt bin ich auch auf die mobile App, die aktuell entwickelt wird. Neben den üblichen Geheimnissen wollen die Gründer von Daily Secret stärker die Möglichkeiten der Geolokalisierung nutzen, so dass man auch spontan auf interessante Orte, Restaurants, Bars, Geschäfte etc. in der Nähe aufmerksam gemacht werden kann.

Die Good-Karma-Initiative geht weiter

Sowohl Nikos als auch Pheadra sind erfahrene Unternehmer. „Wir haben selbst Mentoren, die uns helfen und wir helfen wiederum Dritten als Mentoren“, erklärt Phaedra. So unterstützen sie unter anderem durch den Verteiler selbst, aber auch durch Räume und Beratung andere Startups in Athen, die gerade dabei sind ihr Unternehmen zu gründen. Gutes Karma kann man hoffentlich weiter geben.

Ich freue mich über die tolle Idee und ihre Initiative.

Zum Abschluss noch ein schönes Video über Athen von Daily Secret

Parking Defenders (park around)

Was haben Flugzeuge und Parkplätze gemeinsam

Will man heutzutage einen Flug buchen, so weiß man, dass die Preise täglich oder gar stündlich schwanken. Abhängig von der erwarteten Nachfrage, von den bereits gebuchten Sitzen, von der Jahreszeit, den Schulferien etc. Verständlich: Die Fluggesellschaften wollen bei harter Konkurrenz ihre Flugzeuge möglich voll ausbuchen, ohne sich dabei unter Wert zu verkaufen. Das Prinzip dahinter heißt Ertragsmanagement (oder Yield-Management). Auch wenn man allgemein von  Preisdifferenzierung sprechen könnte, hat das Yield-Management ein besonderes Charakteristikum: Es ist nicht nur von der Art der Leistung abhängig, sondern vor allem von der Beschränkung des Kontingents zu einem bestimmten Zeitpunkt – wie bei den Plätzen in einem Flugzeug bei einem bestimmten Flug. Blöd für die Fluggesellschaft wird es, wenn der Flug halbleer startet oder noch 100 weitere Tickets hätte verkaufen können, weil sie „zu günstig“ waren.

Parking Defenders Startseite

Parking Defenders– Finde das beste Parkplatzangebot in der Nähe

Das griechische Unternehmen Parking Defenders hatte als erstes Unternehmen weltweit (zumindest soweit ich das überblicken kann) die Idee, das Prinzip des Yield-Management auf Parkhäuser und Parkplätze zu übertragen. Wie die Gründer Kostas Arkadas, John Katsiotis, Otto Antoniou und Nikos Antoniou richtig erkannt haben, steht ein Parkhausbetreiber vor genau derselben Herausforderung wie die Fluggesellschaften: Wie schaffe ich es, dass die Parkplätze möglichst gut belegt sind und dies möglichst über den ganzen Tag gleichmäßig verteilt.

Vorab buchen  oder in Echtzeit entscheiden – alles ist möglich

Die zentrale Idee hinter Parking Defenders ist die Dynamisierung und Flexibilisierung des Preises für Parkplätze. Im Gespräch mit Kostas Arkadas habe ich gelernt, dass das nicht nur für Parkplatzbetreiber, sondern vor allem auch für Parkplatzsuchende interessant ist. Dazu gehören sogar Themen wie Frühbucherrabatte, bester Preis für fünf Stunden parken in der Nähe, personalisierte Spezialangebote, die das Parkhaus ad hoc machen kann, bis hin zu Zusatzangeboten, wie Rabatte, wenn gleich eine Autowäsche mitbestellt wird.

„Mit Parking Defenders ermöglichen wir auch zum ersten Mal eine direkte Kommunikation zwischen Anbieten und Kunden, wodurch ganz neue Möglichkeiten der Kundenbindung entstehen“, sagt Kostas Arkadas im Gespräch. „Es ist eigentlich verwunderlich, dass sich noch niemand um das Thema gekümmert hat, wenn man bedenkt, dass das Parkplatzgeschäft in Europa mehrere Milliarden Euro wert ist und noch steigt.“ (Siehe dazu auch die Analyse von Bouwfonds)

Die Ideen der Gründer gehen sehr weit, bis hin zur Integration in die Navigationsgeräte der Autos. Über eine solche Integration könnte man dann nicht nur den Zielort, sondern auch gleich das günstigste Parkhaus für 24h in der Nähe des Zielorts suchen und sich dorthin routen lassen. Eine schöne Ergänzung für das Travelling-Salesman-Problem.

Wenn man nicht gerade in Athen unterwegs ist, wo die App bereits genutzt werden kann, kann man sich hier einen ersten Eindruck verschaffen.

Die Vorgeschichte – Gamification der Parkplatzsuche

Obwohl das Unternehmen noch recht jung ist, merkt man im Gespräch, dass die jungen Unternehmer schnell gelernt und bereits mehrere Entwicklungsstufen in kürzester Zeit durchwandert haben. Dass sie technisch versiert sind, haben sie bereits letztes Jahr in einem europäischen Wettbewerb von Evernote (LeWeb Developer Competition) gezeigt,  bei dem sie prompt den ersten Preis gewonnen haben.

„Unsere ursprüngliche Idee war eine Parkplatzvermittlung zwischen Parkplatzsuchenden und Personen, die gerade einen öffentlichen Parkplatz verlassen“. Um die Teilnahme für alle interessant zu machen, haben die Gründer mit Gamification-Ansätzen experimentiert. Schon bei diesem ersten Ansatz in der Thematik der Parkplatzsuche haben sie nicht nur Kreativität, sondern auch viel Humor gezeigt, wie folgende ältere Videos zeigen:

oder

Sie hatten damit in kürzester Zeit 6.000 Nutzer in Athen erreicht und ca. 100.000 Parkplatzanfragen verarbeitet. Damit haben sie sich eine Community aufgebaut, die mit täglichen Parkplatzproblemen kämpft. Allerdings haben sie schnell festgestellt, dass die Anzahl der Nutzer wesentlich größer sein muss und das Geschäftsmodell noch nicht richtig tragfähig ist. „Die alte Anwendung läuft weiter, aber wir haben das Thema erst mal geparkt und konzentrieren uns auf den kommerziellen Markt der Parkplatzanbieter, da hier der Bedarf höher ist und das Geschäftsmodell für alle Parteien klarer ist“, wie mir Kostas Arkadas sagt.

Übertragbarkeit auf Deutschland und ein Beitrag zur Reduktion des Verkehrs

Ich habe mich natürlich gefragt, ob der Ansatz auf Deutschland übertragbar ist. Das Problem ist auf jeden Fall ein typisches Großstadtproblem. In Berlin, Hamburg, Frankfurt oder München ist die tägliche Parkplatzsuche sicher ein Thema. Ich selbst fahre kaum Auto, sodass ich das Problem nicht habe. Aber wenn ich sehe, wie sich Staus an Samstagen selbst in einer kleineren Stadt wie Karlsruhe bilden, nur weil die Fahrer stur zum nächsten Parkhaus in der Nähe ihrer gewünschten Einkaufsmöglichkeit fahren – und dies trotz Parkleitsystem – denke ich schon, dass eine App hilfreich wäre, die die Fahrer zu freien und kostengünstigen Parkplätzen in der Nähe führt.

Viel Spaß bei der Parkplatzsuche.

Nachtrag vom 4.10.2013:

Parking Defenders heißen inzwischen park around, sind finanziert und konzentrieren sich auf das Geschäft mit Parkhäusern. Die neue URL lautet: http://www.parkaround.com/

taxibeat

Ich liebe Taxifahren!

Vielleicht kommt die Angewohnheit noch aus meiner Athener Zeit, aber seitdem ich denken kann, nehme ich mir ein Taxi, wenn ich schnell irgendwo hin muss und die sonstige Verkehrsanbindung zu mühsam, zu langsam oder einfach nicht da ist, wie beispielsweise nachts. Da ich kein Auto besitze, würde ich auch sagen, dass meine persönlichen Mobilitätkosten trotz des „Luxus“ eines Taxis den ich mir ab und zu leiste, weit unter denen eines typischen Autobesitzers liegen.

Das einzige Problem beim Taxifahren: Man weiß nicht, an wen man gerät. Ich habe schon einige skurrile Geschichten erlebt, von Fahrten mit vier „Mitfahrern“ in einem kleinen Auto („rutscht mal zusammen“), über schlecht gelaunte Fahrer, die non-stop über irgendein Ereignis (meist Politisches) herziehen, als ob sie gerade aus dem Film Conspiracy Theory entsprungen wären, oder gar Taxis ohne Sicherheitsgurt („vertraust du mir nicht, Alder?“). Es gibt aber auch viele tolle Geschichten, wie die von dem Taxifahrer aus Karlsruhe, der uns über die neuesten Entwicklungen in der Heavy-Metal-Szene aufgeklärt und uns ein paar seiner aktuellen Lieblingsstücke vorgespielt hat. Oder der Athener Taxifahrer, der sich so gefreut hat, zwei Mal innerhalb kürzester Zeit die gleiche Gruppe an Leuten zu transportieren (sehr selten in Athen), dass er uns die Fahrt geschenkt hat. Oder der New Yorker Taxifahrer, der selbst Grieche war und uns so die erste Sightseeing-Tour durch New York auf Griechisch bescherte. Schade nur, dass ich diese Erfahrungen nicht mit anderen teilen kann, bzw. vorgewarnt werden kann, auf was (oder wen) ich mich da einlasse. Wäre es nicht toll, wenn ich mir genau das Taxi und den Taxifahrer aussuchen könnte, das resp. den ich haben will?

Das griechische Unternehmen taxibeat hat diese Lücke erkannt und bietet seit 2011 einen weltweit einmaligen Dienst an: Über eine kostenlose App sieht man alle Taxis, die in der Nähe und aktuell  frei sind. Statt sich auf die Straße zu stellen und „Taxi!“ zu rufen, wählt man sich direkt ein Taxi aus und bestellt es. Der Taxifahrer erhält neben der Bestellung auch gleich einen Anfahrtsweg.

Die Anwendung

Der Clou ist, dass sich taxibeat, im Gegensatz zu anderen Taxi-Apps, wie die in Deutschland verbreiteten Apps myTaxi, Taxi.de oder die ganz neue BetterTaxi, die Taxizentralen umgeht und eine direkte Vermittlung zwischen Kunden und Fahrer herstellt. Über die Liste der aktuell in der Nähe befindlichen freien Taxis kann der Kunde ein Taxi nach seinen persönlichen Präferenzen auswählen, wie Nähe zum aktuellen Ort, den Autotyp, aber beispielsweise auch die Sprachen, die der Fahrer spricht, sodass auch ein Tourist, der kein Griechisch spricht, sich verständigen kann. Darüber hinaus kann der Kunde die Bewertungen und Kommentare einsehen und sich so vorab ein Bild vom Fahrer, Fahrstil etc. machen.

Märkte

taxibeat ist inzwischen so erfolgreich, dass „in Athen über 10% aller Taxis bereits damit ausgestattet sind und das Geschäft in Griechenland schon profitabel ist“, wie mir Nikos Drandakis, einer der Gründer von taxibeat, erzählte. „Die Technik steht schon seit über einem Jahr und die Hauptkosten entstehen im Marketing und dem schnellen Ausbau in neue Märkte“. Vor drei Monaten hat taxibeat den Standort Brasilien aufgemacht und dort bereits über 900 Taxis in Sao Paolo und Rio de Janeiro im Angebot. Parallel bauen sie aktuell die Standorte Rumänien, Norwegen und Frankreich (Paris) auf (LINKS).

taxibeat hat sich zu Beginn über Seedfunding vom griechischen OpenFund (http://www.theopenfund.com/) mit 50.000 € finanziert und dann in mehreren weiteren Finanzierungsrunden vor allem Investoren aus Griechenland an Bord geholt.

Deutschland ist bei der Expansion derzeit leider außen vor. „Wir konzentrieren uns aktuell auf Märkte, in denen noch wenig Infrastruktur vorliegt, also dort, wo die Qualität der Taxis und Taxifahrer sehr heterogen ist und es nicht so einfach ist, schnell ein Taxi über eine Zentrale zu bekommen“ betont Nikos Drandakis. „Wichtig für uns ist es, schnell an neuen Märkten die ersten zu sein“. Ich stimme dem zwar nicht 100% zu, da ich den Mehrwert auch für Deutschland sehe (ich bleibe nicht selten in der Warteschleife der Zentralen hängen und hätte mir einen direkten Zugriff auf die Fahrer gewünscht), aber ich kann schon verstehen, dass andere Märkte für taxibeat erst einmal interessanter sind.

Das Geschäftsmodell ist übrigens sehr einfach. Der Kunde zahlt nichts und der Taxifahrer einen kleinen Betrag pro Fahrt. Für die meisten Taxifahrer ist das ein gutes Geschäft, da sie nicht nur die Monatsgebühren sparen und viel mehr Fahrten machen können, sondern auch keine teure Funk-Ausrüstung benötigen und einfach ihr Smartphone für die Annahme der Fahrten benutzen können.

Eine kleine Anekdote am Rande: Im vermeintlich so fortschrittlichen und liberalen Norwegen versucht gerade die Taxizentralen-Lobby Stimmung zu machen und will taxibeat stoppen (norwegischer Artikel). Manchmal wundert man sich schon, wie wenig die Klischees eines Landes und die Realität zusammenpassen.

Also, wenn es kurzfristig schon nichts mit taxibeat in Deutschland wird, dann die App beim nächsten Urlaub in Griechenland oder Paris einpacken und vor allem zur nächsten Fußballweltmeisterschaft in Brasilien.

taxibeat, Taxi, Samba!

Wer mehr wissen will, hier noch ein Interview mit Nikos Drandakis (auf Englisch) und ein nettes Video über taxibeat (auf Portugiesisch mit griechischen Untertiteln zur Einstimmung auf die WM):

incrediblue

Urlaub auf dem Meer

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, auf einer Yacht Urlaub in der Ägäis oder im Ionischen Meer zu machen? Von Insel zu Insel zu schippern und in schönen Häfen Fisch zu essen, in einsamen Buchten die Sonne und den Strand zu genießen oder einfach irgendwo ins blaue Meer zu springen? Meistens verwirft man solche Gedanken sehr schnell: zu kompliziert, wem kann ich beim Mieten einer Yacht überhaupt vertrauen, ist bestimmt sowieso zu teuer – und so bleibt es meist beim Träumen.

Die griechische Firma incrediblue hat sich vorgenommen, das zu ändern. Das Startup aus Volos adaptiert die Idee der sozialen Marktplätze an die Vermietung von Yachten und will über einen Marktplatz für Seetourismus „Yachtbesitzer, Skipper und Urlauber zusammenbringen“, wie Antonis Fiorakis, einer der Gründer von Incrediblue, im Gespräch mit mir sagte. In Zukunft soll Yacht-mit-Crew-buchen so einfach werden, wie das Buchen von Hotels oder privaten Unterkünften schon heute ist.

incrediblue Startseite

Startseite von incrediblue (www.incrediblue.com)

Nicht nur Yachtbesitzer mit vielen Yachten, auch „kleinere“ Yachtbesitzer haben durch die direkte Vermittlung eine einfache Möglichkeit, ihr Angebot über incrediblue zu unterbreiten. Die Plattform übernimmt alle Formalitäten zur Abrechnung und Bewertung. Antonis Fiorakis betont, dass „es nicht viel kosten muss, einen erlebnisreichen Urlaub auf dem Meer zu verbringen“.
Advertisement
Die drei Gründer Antonios Fiorakis, Theodoros Orfanidis und George Gatos und ihr Team transportieren und kombinieren als erstes Unternehmen weltweit das bewährte Geschäftsmodell von der Vermittlung von Privatunterkünften wie AirBNB  oder 9Flats sowie Hotelbuchung à la Booking.com oder HRS mit dem Ziel, Besitzer, Skipper und Urlauber zusammenzubringen. Eigentlich eine naheliegende Idee.

Wieso ist nicht schon früher jemand darauf gekommen ; )

Hier ein Video, in dem Antonis Fiorakis auf der NextWeb 2012 über incrediblue spricht:

incrediblue ist derzeit noch in einer frühen Finanzierungsphase und in Verhandlung mit diversen Venture-Capital-Firmen und Business Angels. Parallel hat incrediblue einen ersten Bestand an verfügbaren Yachten aufgebaut. Ende 2012 soll das System online gehen – gerade rechtzeitig, um den Urlaub 2013 zu planen.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

„Aktuell haben wir Yachten aus Griechenland, Kroatien, der Türkei und Portugal im Sortiment. Die Idee und das Geschäftsmodell sind jedoch auf einen weltweiten Markt ausgelegt“, so Antonis Fiorakis. Insofern künftig durchaus auch interessant für Yachtbesitzer und Urlauber an deutschen Küsten. Ich bin gespannt, wann ich die erste Yacht aus meinem Geburtsort Heiligenhafen auf incrediblue.com finde, mit einem der größten Yachthäfen Deutschlands.

Yachthafen Heiligenhafen

Yachthafen Heiligenhafen aufgenommen im Sommer 2012


Advertisement