schooX

Sozialer kann Lernen nicht mehr werden

Wenn ich an Lernen denke, ist meine erste Assoziation eigentlich, dass es etwas sehr Eigenständiges und Einsames ist. Aber das Lernen hat durchaus auch etwas Soziales: in der Schule und an der Uni gab es Lerngruppen, man hat sich vor Prüfungen getroffen, um gemeinsam zu lernen, und selbst heute, wenn ich etwas lernen will, unterhalte ich mich mit bestimmten Leuten über das Thema, das ich vertiefen und besser verstehen möchte.

Schoox_Startseite

Eine Akademie für soziales Selbstlernen

Die griechischen Unternehmer Lefteris Ntouanoglou, Costas Vasiliou, Apostolis Agrafiotis und Vassilis Lolos haben 2012 die E-Learning-Plattform schooX entwickelt, die ich als ein E-Learning-Social-Network bezeichnen würde. schooX ist eine Anwendung im Internet, die Privatpersonen, aber vor allem auch Unternehmen und Schulen hilft, kontinuierliche Lernprogramme aufzusetzen, bereitzustellen und zu nutzen.

Mein soziales Netzwerk auf Schoox

Mein soziales Netzwerk auf schooX

Und das funktioniert so: Jeder der etwas lernen oder selbst Lerninhalte anbieten will, kann sich kostenlos einschreiben. Als „Schüler“ hat man Zugriff auf tausende Inhalte anderer und als „Lehrer“ oder Experte kann man seine Lehrinhalte einfach über die Plattform erstellen und für Dritte bereitstellen. Dabei entscheidet jeder selbst, ob er sein Angebot nur einer bestimmten Gruppe zur Verfügung stellt oder allen Nutzern der Plattform. Er bestimmt auch, ob die Inhalte kostenlos sind oder deren Nutzung etwas kosten sollte. Da alle Inhalte und Nutzer über schooX miteinander verbunden sind, entsteht ein engmaschiges Netz an Lehrenden, Lernenden und Lehrinhalten. Über die Lerninhalte, die Kurse und die Gruppen können die Mitarbeiter miteinander kommunizieren, sich austauschen und Fragen stellen.

Für Personen, Unternehmen und Schulen

„Allerdings geht schooX noch einen wesentlichen Schritt weiter und verbindet diese eher persönlichen Initiativen mit speziellen Funktionen für Unternehmen und Akademien“, sagt Costas Vassiliou. „So kann ein Unternehmen oder eine Akademie beispielsweise Kurse für die eigenen Mitarbeiter anbieten und auch Zertifizierungsprüfungen über schooX abwickeln. Dasselbe gilt für Akademien und Schulen, die ihren Schülern solche Kurse frei oder kostenpflichtig bereitstellen können – das ist nicht nur für Fernuniversitäten interessant, sondern für jede Art beruflicher Aus- und Weiterbildung“, erklärt Costas Vassiliou.

Arizona Inn Akademie über schooX

Arizona Inn Akademie über schooX

Das Geschäftsmodell und erste Erfolge

Für Privatpersonen und Mitarbeiter der Unternehmen ist die Anmeldung und Nutzung von schooX kostenlos, dadurch hat die Anwendung bereits eine sehr große Verbreitung. Inzwischen nutzen über 100.000 Mitarbeiter von Unternehmen schooX. Für die Unternehmens- und Expertenfunktionen kann man ein Abonnement erwerben, das abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter ist. Inzwischen nutzen über 300 Kunden mit eigenen „Akademien“ schooX. Unternehmen schätzen die Funktionalität vor allem, weil schooX eine einzigartige Kombination aus privaten und sozialen Aspekten auf der einen Seite und eher Unternehmensfunktionen, wie Nutzungsanalyse, systematische Mitarbeiterqualifikation und Zertifizierungen auf der anderen Seite, mitbringt. Diese gehen soweit, dass über schooX ganze Qualifizierungsprogramme durchgeführt werden können, die über ein sogenanntes Kurrikulum, also eine vordefinierte Liste an Fächern und Prüfungen, abgewickelt werden können.

Die Gründer und das Unternehmen

Die vier Gründer kommen aus Thessaloniki und hatten alle bereits viele Jahre Berufserfahrung, bevor sie sich mit schooX selbstständig gemacht haben. Lefteris Ntouanoglou, der auch als erster die Idee hatte und die Geschäfte führt, ist übrigens in Stuttgart aufgewachsen, dann aber nach der Schule nach Thessaloniki zum Studium gewechselt und dort geblieben.

Wie Costas im Rückblick meint, ist die Gründungsgeschichte ein typisches Startup-Märchen: „Nachdem wir beschlossen, das Unternehmen zu gründen und das erste laufende System von schooX hatten, sind wir ins Flugzeug gestiegen und direkt in die USA geflogen, um nach Investoren zu suchen. Zunächst natürlich ins Silicon Valley. Quasi auf dem Rückweg sind wir dann in Austin fündig geworden und haben jetzt eine sehr gute Finanzierung und Zusammenarbeit mit amerikanischen Investoren aus der Restaurant-, Hotel- und Einzelhandelsbranche.“ Die gesamte Software-Entwicklung von schooX findet in Griechenland statt, das Hauptquartier und die Geschäftsentwicklung ist in Austin, Texas. Im Moment konzentrieren sie sich auf die Bereiche Restaurants, Hotels und Einzelhandel, in denen der Bedarf nach kontinuierlicher Weiterbildung und die notwenigen Zertifizierungen im Vordergrund stehen.

Ich wünsche den Gründern noch viel Erfolg und dass das Startup-Märchen so erfreulich weiter geht.

intelen

Energiesparen zum Mitmachen

Eins der vielleicht größten Themen der Zukunft ist die Reduktion des Energieverbrauchs. Bei steigenden Energiepreisen, Verknappung der Ressourcen, aber auch und vor allem der Umwelt zuliebe erleben wir in letzter Zeit einen Wettlauf der Technologien und Methoden. Hierbei ist es zunächst einmal wichtig zu wissen, wo und durch welche Verhaltensweisen Energie gespart werden kann.

Intelen Startseite

Intelen Startseite

Genau hier setzt das griechische Unternehmen intelen an und entwickelt nunmehr seit mehreren Jahren Verfahren, um Energieeffizienz in Gebäuden und im Verhalten der Bewohner zu untersuchen und entsprechende Hinweise zu geben, diese zu verbessern. Dabei setzen die beiden Gründer Vassilis Nikolopoulos und Konstantinos Staikos nicht nur auf innovative Technologien, wie Smart Metering, Big Data und Cloud Computing, sondern sie haben ihre Methoden um das Prinzip der Gamification des Energiesparens angereichert – eine Motivation für alle, sich daran zu beteiligen.

Vassilis Nikolopoulos während unseres Gesprächs im intelen Headquader in Athen

Vassilis Nikolopoulos während unseres Gesprächs im intelen-Headquarter in Athen

Analyse in der Cloud

Vassilis Nikolopoulos erklärt den Ansatz von intelen so: „Die Grundidee des Dienstes ist es, große Gebäude mit Smart Meters (intelligente Messgeräte) auszustatten und die Daten den Immobilienverwaltern über das Netz zur Verfügung zu stellen. Über die Echtzeitanalyse der Verbrauchsdaten, aber auch der Temperaturdaten können die Mieter oder die Verwalter Strategien entwickeln, um die Stromkosten zu senken.“ Vassilis hat mir die Anwendung auch live gezeigt. Über den Browser bekommt man einen vollen Überblick in Echtzeit über aktuelle Verbräuche in bestimmten Gebäuden und Gebäudeteilen. Über zusätzliche Analyse-Werkzeuge sieht man auch die Temperaturdaten, um beispielsweise zu prüfen, ob bestimmte Räume schlecht isoliert sind. Zudem lassen sich Vorhersagen über zukünftige Verbräuche treffen. Dadurch sind auch Planspiele möglich, um beispielsweise zu simulieren, welche Baumaßnahme voraussichtlich wie viel Energie einsparen wird.

Einen Einblick  in Anwendung kann man auch über folgendes Video bekommen

Siemens SmartGrid-Preis für Gamification des Stromsparens

Laut Wikipedia (bzw. Sebastian Deterding et al.) bezeichnet man als Gamification die „Anwendung spieltypischer Elemente und Prozesse in spielfremdem Kontext“. Ich würde es etwas einfacher formulieren: etwas, das Spaß macht, motiviert auch – und oft lernt man noch etwas dabei. „Wir haben unsere Analyseumgebung um Gamification-Ansätze und Integration in Soziale Netzwerke erweitert, da dies nicht nur eine tolle Möglichkeit ist, Aufmerksamkeit für das Thema zu wecken, sondern ein Anreiz sein kann, energieeffizientes Verhalten zu fördern“. Der Ansatz von intelen ist übrigens weltweit einmalig und in den USA patentiert.

Um das Verfahren auszuprobieren, hat intelen einen Piloten in 10 Athener Schulen gestartet. Die Schulen wurden alle mit Smart-Meter-Sensoren ausgestattet und die Klassen konnten in Echtzeit ihre Werte sehen und sie mit anderen Klassen über Facebook vergleichen. „Das hat zu einem richtigen Wettbewerb unter den Klassen geführt“ so Vassilis. Der Wettbewerb ging sogar so weit, dass die Schüler einer Schule in Eigeninitiativ einen Elektriker bestellt haben, der einen ganzen Schulflügel mit neuen Schaltern ausgestattet hat, um feingranularer die Stromnutzung pro Zimmer regulieren zu können. Da der Pilot so erfolgreich war, hat intelen jetzt ein neues Projekt gestartet, in das 50 Athener Schulen eingebunden werden.

Für diesen Ansatz wurde intelen übrigens zu einem der Gewinner des Smart-Grid-Preises von Siemens ernannt.

Green-Teams  in Unternehmen

Die Facebook-Integration und Gamification ist für Unternehmen evtl. etwas zu verspielt, aber auch hier funktioniert der Ansatz. „In den Gebäudekomplexen, die wir betreuen, empfehlen wir die Bildung sogenannter Green Teams“, so Vassilis Nikolopoulos. Ein Green Team ist eine Gruppe von Mitarbeitern, denen das Thema Energieeffizienz besonders am Herzen liegt, und die über den Service von intelen informiert werden, wenn in Gebäudeteilen auffällig viel Strom verbraucht wird. Die Green Teams haben dann die Funktion eine Vermittlers und Motivators, indem sie beispielsweise Personen ansprechen, die ihr Licht immer nach Feierabend anlassen oder bei der Geschäftsführung Baumaßnahmen empfehlen, die zu einer Stromkostenreduktion führen könnten.

intelen auf Wachstumskurs und im Finale von code_n auf der Cebit

Angefangen mit einem Startkapital von 250.000 € über private Investoren hat intelen inzwischen 15 Mitarbeiter und wächst in großen Schritten. In Griechenland und Bulgarien werden bereits über 60 Gebäudekomplexe von intelen direkt oder ihre vier Partnerunternehmen betreut. Im Moment sind die Gründer von intelen in den USA auf Partner und Investorensuche. Ich freue mich, dass sie ihre neuen Weiterentwicklungen noch vor den USA in Deutschland offiziell vorstellen werden.

Das intelen auf der Überholspur ist, zeigt auch, dass intelen auf der Cebit im Finale der 50 besten Green Startups von code_n ist, dem internationalen Startup-Wettbewerb auf der Cebit.

Ich finde die Idee und die Umsetzung toll und drücke ihnen die Daumen!