GRacquisition #1: Schoox kauft US-amerikanische learn.net

Ich habe hier ja schon ein paar Mal auf Exits griechischer Startups hingewiesen (siehe GRexits). Das ist zwar toll, aber anders herum gefällt es mir noch besser. Es hat mich daher sehr gefreut, von der ersten Akquisition eines „meiner“ Startups zu hören. Schoox (siehe auch hier mein Beitrag aus dem Jahr 2013) ist eine E-Learning-Plattform zur Weiterbildung und Qualifizierung von Mitarbeitern. Sie hat sich auf große Unternehmen und Handelsketten konzentriert, die online ihre Mitarbeiter weiterbilden wollen und diese auch gleich über das Portal zertifizieren lassen. Zu den Kunden von Schoox gehört beispielsweise kein geringerer als Subway und Five Guys, also sehr große Franchise-Unternehmen.

Wie hier zu lesen, hat Schoox jetzt learn.net aus Atlanta (USA) gekauft.

Bravo, Lefteris & Costas! Respekt.

Finde ich toll.

schooX

Sozialer kann Lernen nicht mehr werden

Wenn ich an Lernen denke, ist meine erste Assoziation eigentlich, dass es etwas sehr Eigenständiges und Einsames ist. Aber das Lernen hat durchaus auch etwas Soziales: in der Schule und an der Uni gab es Lerngruppen, man hat sich vor Prüfungen getroffen, um gemeinsam zu lernen, und selbst heute, wenn ich etwas lernen will, unterhalte ich mich mit bestimmten Leuten über das Thema, das ich vertiefen und besser verstehen möchte.

Schoox_Startseite

Eine Akademie für soziales Selbstlernen

Die griechischen Unternehmer Lefteris Ntouanoglou, Costas Vasiliou, Apostolis Agrafiotis und Vassilis Lolos haben 2012 die E-Learning-Plattform schooX entwickelt, die ich als ein E-Learning-Social-Network bezeichnen würde. schooX ist eine Anwendung im Internet, die Privatpersonen, aber vor allem auch Unternehmen und Schulen hilft, kontinuierliche Lernprogramme aufzusetzen, bereitzustellen und zu nutzen.

Mein soziales Netzwerk auf Schoox

Mein soziales Netzwerk auf schooX

Und das funktioniert so: Jeder der etwas lernen oder selbst Lerninhalte anbieten will, kann sich kostenlos einschreiben. Als „Schüler“ hat man Zugriff auf tausende Inhalte anderer und als „Lehrer“ oder Experte kann man seine Lehrinhalte einfach über die Plattform erstellen und für Dritte bereitstellen. Dabei entscheidet jeder selbst, ob er sein Angebot nur einer bestimmten Gruppe zur Verfügung stellt oder allen Nutzern der Plattform. Er bestimmt auch, ob die Inhalte kostenlos sind oder deren Nutzung etwas kosten sollte. Da alle Inhalte und Nutzer über schooX miteinander verbunden sind, entsteht ein engmaschiges Netz an Lehrenden, Lernenden und Lehrinhalten. Über die Lerninhalte, die Kurse und die Gruppen können die Mitarbeiter miteinander kommunizieren, sich austauschen und Fragen stellen.

Für Personen, Unternehmen und Schulen

„Allerdings geht schooX noch einen wesentlichen Schritt weiter und verbindet diese eher persönlichen Initiativen mit speziellen Funktionen für Unternehmen und Akademien“, sagt Costas Vassiliou. „So kann ein Unternehmen oder eine Akademie beispielsweise Kurse für die eigenen Mitarbeiter anbieten und auch Zertifizierungsprüfungen über schooX abwickeln. Dasselbe gilt für Akademien und Schulen, die ihren Schülern solche Kurse frei oder kostenpflichtig bereitstellen können – das ist nicht nur für Fernuniversitäten interessant, sondern für jede Art beruflicher Aus- und Weiterbildung“, erklärt Costas Vassiliou.

Arizona Inn Akademie über schooX

Arizona Inn Akademie über schooX

Das Geschäftsmodell und erste Erfolge

Für Privatpersonen und Mitarbeiter der Unternehmen ist die Anmeldung und Nutzung von schooX kostenlos, dadurch hat die Anwendung bereits eine sehr große Verbreitung. Inzwischen nutzen über 100.000 Mitarbeiter von Unternehmen schooX. Für die Unternehmens- und Expertenfunktionen kann man ein Abonnement erwerben, das abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter ist. Inzwischen nutzen über 300 Kunden mit eigenen „Akademien“ schooX. Unternehmen schätzen die Funktionalität vor allem, weil schooX eine einzigartige Kombination aus privaten und sozialen Aspekten auf der einen Seite und eher Unternehmensfunktionen, wie Nutzungsanalyse, systematische Mitarbeiterqualifikation und Zertifizierungen auf der anderen Seite, mitbringt. Diese gehen soweit, dass über schooX ganze Qualifizierungsprogramme durchgeführt werden können, die über ein sogenanntes Kurrikulum, also eine vordefinierte Liste an Fächern und Prüfungen, abgewickelt werden können.

Die Gründer und das Unternehmen

Die vier Gründer kommen aus Thessaloniki und hatten alle bereits viele Jahre Berufserfahrung, bevor sie sich mit schooX selbstständig gemacht haben. Lefteris Ntouanoglou, der auch als erster die Idee hatte und die Geschäfte führt, ist übrigens in Stuttgart aufgewachsen, dann aber nach der Schule nach Thessaloniki zum Studium gewechselt und dort geblieben.

Wie Costas im Rückblick meint, ist die Gründungsgeschichte ein typisches Startup-Märchen: „Nachdem wir beschlossen, das Unternehmen zu gründen und das erste laufende System von schooX hatten, sind wir ins Flugzeug gestiegen und direkt in die USA geflogen, um nach Investoren zu suchen. Zunächst natürlich ins Silicon Valley. Quasi auf dem Rückweg sind wir dann in Austin fündig geworden und haben jetzt eine sehr gute Finanzierung und Zusammenarbeit mit amerikanischen Investoren aus der Restaurant-, Hotel- und Einzelhandelsbranche.“ Die gesamte Software-Entwicklung von schooX findet in Griechenland statt, das Hauptquartier und die Geschäftsentwicklung ist in Austin, Texas. Im Moment konzentrieren sie sich auf die Bereiche Restaurants, Hotels und Einzelhandel, in denen der Bedarf nach kontinuierlicher Weiterbildung und die notwenigen Zertifizierungen im Vordergrund stehen.

Ich wünsche den Gründern noch viel Erfolg und dass das Startup-Märchen so erfreulich weiter geht.