Grexit #3: e-FOOD.gr

Deutsches Startup Delivery Hero kauft griechisches Startup e-FOOD.gr

e-food-logoDie Nachricht ging letzte Woche wie ein Lauffeuer durch die griechischen Medien (z.B. EMEAStartups): Das deutsche Startup Delivery Hero hat den größten Anbieter Griechenlands im Bereich der Online-Essensbestellung e-FOOD.gr aufgekauft. Delivery Hero ist eine der großen Beteiligungen von Rocket Internet, eines der auffälligsten deutschen Internetunternehmen um die Brüder Samwer, das im Oktober 2014 an die Börse gegangen ist.

e-FOOD.gr ist der größte Dienst dieser Art in Griechenland. In Deutschland wird Online-Essensbestellung vermutlich oft mit Pizza-Service assoziiert. Ich habe selbst schon ein paar Mal über e-FOOD.gr Gyros Pitta mit Pommes bestellt und muss sagen: funktioniert einwandfrei. Natürlich decken sie auch das gesamte Spektrum ab, von Burger bis Sushi. Am Unternehmen war auch Apostolos Apostolakis beteiligt („der König der Marktplätze in Griechenland“), den ich hier ja schon mal vorgestellt habe.

e-food-StartseiteIch freue mich, dass damit der erste deutsch-griechische Startup-Deal zustande gekommen ist – und das in der aktuellen Zeit. Ist doch ein schönes Zeichen, dass es sich auch für deutsche Investoren lohnen kann, in Griechenland zu investieren.

Schade finde ich, dass die deutschen Medien und auch die offizielle Pressemitteilung von Rocket Internet vor allem vom Kauf des türkischen Pendants Yemek Sepeti reden  (sollte ich da vielleicht den Begriff TRexit einführen?). Die sind sicherlich größer, aber gerade in diesem verrückten Jahr wäre die Meldung doch auch mal ein schönes Signal: Wenn man noch gemeinsam Geschäfte macht, dann bekommt man den Rest hoffentlich auch noch hin.

Dann mal guten Appetit beim nächsten Griechenlandurlaub und einer Bestellung über e-FOOD.gr!

Sensorflare

Das Internet der Dinge wird intelligent

Eins der bekanntesten Zitate in der IT-Welt, das übrigens vermutlich fälschlich Thomas John Watson, Sr. (IBM) zugeschrieben wird, lautet: „Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ (Quelle Wikipedia). In Zeiten, in denen jeder mit einem Computer in der Hosentasche oder in der Uhr herumläuft, weiß man es natürlich besser. Nur wie sieht die Zukunft aus, wenn jeder Mensch bald im Durchschnitt zwei oder drei Computer hat?

Ganz oben auf Gardners Hype Cycle von 2014 thront der Begriff Internet of Things (IoT), oder auf Deutsch „Internet der Dinge“  (siehe z.B. Forbes-Artikel). Computer verschwinden als separate Gegenstände und verschmelzen immer mehr mit Alltagsgegenständen. Ausgestattet mit Sensorik und Rechenmöglichkeiten funkt in Zukunft alles, was uns umgibt, beobachtet, informiert und handelt vielleicht sogar autonom. Fabriken und Produktionsstätten bekommen ihre eigene Intelligenz, aber auch der öffentliche Raum und natürlich unsere Wohnungen. Es gibt bereits Schätzungen, nach denen ein US-amerikanischer Haushalt in 10-15 Jahren 500 aktive Geräte haben wird.

Bei aller Liebe zum Fortschritt, wie soll man das noch steuern?

Sensorflare_Startseite

Lernende Systeme, die uns unterstützen

Sensorflare_LogoSensorflare ist ein griechisches Startup, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die uns bald umgebende Technik intelligent und für uns zu steuern. „Wir sind der Überzeugung, dass eine aktive Bedienung all dieser Geräte über ein Smartphones nicht mehr handhabbar ist. Wir benötigen neue Paradigmen, in denen die Geräte selbstständig lernen und in unserem Sinne agieren“, so Marios Logaras, einer der Gründer von Sensorflare.

Üblicherweise gehen IoT-Infrastrukturen von einer Kopplung von Hardware und Software aus, in der man alles von einem der großen Anbieter kauft, wie bei INSTEON, SmartThings oder natürlich bei Nest, die letztes Jahr von Google übernommen wurden. Im Gegensatz dazu geht Sensorflare einen anderen Weg: Da man nicht davon ausgehen kann, dass alles von einem Hersteller kommt, ist es ihr Ziel, eine Zwischenebene einzuziehen, bei der man die Sensoren der unterschiedlichen Hersteller registrieren kann. Hinzu kommt zusätzliche Intelligenz, die vom Verhalten der Nutzer lernt und damit sukzessive autonom die Geräte steuert. So werden sich wiederholende Handlungsabfolgen im Raum beobachtet und mit der Zeit automatisiert.

Sensorflare_Idee

Wie der Lernprozess beispielsweise für die Garagentür aussehen kann, zeigt dieses kleine Video:

Das Team und die ersten Schritte

Sensorflare hat den Sitz in Patras, eine griechische Hochburg im Bereich der Mikroelektronik. Die Gründer von Sensorflare Ioannis Chatzigiannakis, Orestis Akrivopoulos und Marios Logaras sowie einige der ersten Team-Mitglieder Dimitrios Amaxilatis und Evi Vasiliou haben bereits langjährige Erfahrungen im Bereich der Sensorik und des IoT gesammelt, erst an der Universität Patras und später auch in frühen Versuchen, mit dem Thema unternehmerisch tätig zu werden.

Sensorflare_Team

Dann haben sie das Programm des Athener Accelerators von Metavallon durchlaufen und sind gerade in der Finanzierungsphase. Mit ihren Ideen haben sie schon diverse Preise gewonnen, wie erst kürzlich den IoT-Award als Peoples Choice in den Kategorien ‚Plattform and Tools‘ sowie ‚Connected Home Product‘

Eine gute Möglichkeit, damit uns das Internet der Dinge nicht über den Kopf wächst?

Moosend

Weihnachtszeit ist E-Mail-Zeit

Es gab Zeiten, da musste der Weihnachtsmann noch Säcke voll mit künftigem Altpapier durch die Gegend schleppen – diese Zeiten sind lange vorbei. Man ist fast überrascht, wenn man noch eine handgeschriebene Postkarte bekommt. Heute geht alles per E-Mail. Mit über 43 Jahren auf dem Buckel gilt die gute alte E-Mail zwar im Zeitalter der Social Media und Messenger schon als etwas angestaubt, ist aber bis heute wohl das effektivste Marketing-Instrument (siehe z. B. http://blog.custora.com/2013/06/e-commerce-customer-acquisition-snapshot/).

Neben der Tatsache, dass ich (natürlich) auch E-Mail nutze, bin ich ein großer Fan von E-Mail-Verteilern. Das mag bei der heutigen Informationsflut zwar etwas schräg sein, aber wenn mich ein Blog, ein Thema oder ein Unternehmen interessiert, dann abonniere ich gerne den Newsletter (kann man hier übrigens auch machen: einfach oben rechts die E-Mail eingeben. Kein Spam, garantiert! ;-).

So habe ich das auch bei vielen der griechischen Unternehmen und Startups gemacht, die ich hier beschrieben habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass gefühlte 50 % dieser Unternehmen eine Tool namens Moosend nutzen, um mir ihre Updates zu schicken.

Professionalisierung des E-Mail-Versands

Startseite_Moosend

Da ich gerade selbst auf der Suche nach einem moderneren Tool war, um den E-Mail-Versand für unser Produkt GIS 2go zu professionalisieren, habe ich mir Moosend etwas genauer angeschaut. Und siehe da (wen wundert’s noch): Hinter Moosend steckt ein griechisches Gründerteam. Panos Melissaropoulos und Yannis Psarras habe das Unternehmen am Rande des Startup-Hypes still und leise und ohne externe Finanzierung aufgebaut und gehen damit erfolgreich in direkte Konkurrenz zu Größen wie Mailchimp  und vermutlich hunderten anderen. Und sie machen es gut.

Die Auswahl der E-Mail-Verteiler und den E-Mail-Versand selbst machen sie wie alle anderen, aber „wir haben ein besonderes Augenmerk auf API-Integration und Analyse-Funktionen gelegt“, so Panos. Als zentrales Marketing-Instrument muss auch der E-Mail-Versand möglichst direkt in die Prozesse eines Unternehmens eingebaut werden. Dazu kommen umfangreiche Analyse-Funktionen und Methoden zum A/B-Test der E-Mails, die einem helfen, die Kampagnen zu überwachen und zu optimieren. Ein Traum für jeden Marketeer!

Ich denke, damit ist eigentlich schon alles gesagt. Einfach selbst mal ausprobieren unter www.moosend.com.

Ich wünsche euch ein frohes Fest mit vielen E-Mails von euren Liebsten.

100mentors

Professionalisierung des Netzwerkens

Wo will ich hin und wie kann ich das erreichen? Diese Frage haben wir uns in Bezug auf unsere berufliche Karriere sicher alle schon gestellt. Das betrifft die Wahl unserer Universität ebenso wie weitere Schritte auf dem Weg zu unserem Ziel. Persönliche Interessen sollten dabei natürlich eine große Rolle spielen. Aber oft sind es auch Zufälle, das persönliche Netzwerk oder einfach nur der sanfte Druck von Freunden und Verwandten, die ausschlaggebend für unsere Zukunft sind. Kein Wunder, dass es so viele Juristen- oder Ärzte-Dynastien gibt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Was ist aber, wenn der Apfel spürt, dass er lieber in der Nähe eines ganz anderen Stamms landen würde? Was ist mit Leuten, die kein privates oder familiäres Netzwerk haben, das ihnen den Weg ebnen kann?

Mit deinem zukünftigen Ich reden

Hat man eine Vision für sein Leben in 5 oder 10 Jahren, die sich außerhalb seines aktuellen Umfelds abspielt, so ist es naheliegend, sich mit jemandem zu unterhalten, der bestimmte Entscheidungen im Leben getroffen hat, die ihn dahin gebracht haben, wo er jetzt ist und wo man selbst gerne sein würde. Quasi mit seinem Stellvertreter in der Zukunft. Dabei helfen klassische Plattformen für soziale Netzwerke nur wenig, oder warum sollte ein leitender Android-Entwickler bei Google oder ein Raketenforscher bei der NASA sich Zeit nehmen, um sich mit mir zu unterhalten?

Mentoren und Mentees zusammenbringen

100mentors_Startseite

Das griechische Startup 100mentors zielt darauf ab, Mentoren aus unterschiedlichen akademischen und Wirtschaftsbereichen mit sogenannten Mentees, also Beratungssuchenden, zusammenzubringen. „Als Mentor kann sich im Prinzip jeder bewerben, der eine berufliche oder akademische Karriere hat und sein Wissen an Dritte weitergeben möchte“, so Yiorgos Nikoletakis, einer der Gründer von 100mentors. „Um sicherzustellen, dass das Angebot seriös und für die Mentees interessant ist, haben wir einen Prüfprozess, den jeder Kandidat durchläuft, bevor er als Mentor aufgenommen wird“, so Yiorgos weiter. Neben seinem Profil gibt der Mentor an, welche Dienstleistungen er anbietet und für welche Kosten.

Man muss sich 100mentors wie einen Marktplatz für Erfahrungen vorstellen. Das Angebot können beispielsweise einfache Unterhaltungen sein oder konkrete Unterstützung bei der Vorbereitung von Bewerbungen. 100mentors vermittelt Interessenten (Mentees) passende Mentoren und übernimmt die finanzielle Abwicklung. Am Ende des Prozesses steht neben der Abrechnung natürlich auch die Bewertung der Leistung.

Warum machen Mentoren mit?

Dass Karriereanfänger daran interessiert sind, mit Personen aus ihrem zukünftigen Umfeld zu sprechen, ist verständlich. Aber warum machen Mentoren mit, die teilweise schon erfolgreiche Berufslaufbahnen hinter sich haben? „Der Hauptgrund für die Teilnahme der Mentoren ist der Wunsch, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben“, so Yiorgos Nikoletakis. Dazu kommen die Neugier und das Interesse, Personen zu treffen, die vielleicht in ein paar Jahren Kollegen sein werden. Oft wird die Plattform auch als Vorbereitung für das Recruiting genutzt. Man hat die Möglichkeit, interessante Personen kennenzulernen, ihnen zu helfen und wer weiß, vielleicht auch für das eigene Unternehmen zu interessieren. Die Bezahlung scheint dabei eine geringere Rolle zu spielen, da die meisten Mentoren genug verdienen. Wenn überhaupt ist die Bezahlung eher eine Art zu gewährleisten, dass es sich um seriöse und gut vorbereitete Anfragen handelt.

Hintergrund zum Unternehmen und Geschäftsmodell

100mentors wurde im Mai 2014 gegründet, allerdings haben die drei Gründer schon im Vorfeld 2 Jahre auf die Gründung hingearbeitet. Den Anfang machten kleinere Eigeninvestitionen sowie Angel-Investoren aus Griechenland. Inzwischen besteht das Team aus neun Mitarbeitern. Übrigens hat das Team eine starke deutsche Beteiligung. Gleich zwei der neun Team-Mitglieder sind Deutsche, der CTO Miltiadis Zeibekis und die Community-Managerin Cathrin Schriever. Aktuell verhandeln sie mit griechischem Venture Capital und Angel-Investoren über die erste größere Finanzierungsrunde.

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100mentors im Team-Meeting. von links nach rechts: Timos Tokousbalides, Nassos Anagnostopoulos, Yiorgos Nikoletakis, Miltiadis Zeibekis, Thodoris Messinis. Nicht im Bild: Alex Pokatilo, Cathrin Schriever, Villy Klada, Teti Psarou, Anna Lali-Tsilidou

Obwohl die Plattform erst seit ein paar Monaten steht, haben sich schon über 500 Mentoren angemeldet und im letzten Monat wurden ca. 100 Mentees an Mentoren vermittelt. Dabei ist interessant, dass sowohl die Mentees als auch die Mentoren jetzt schon aus 40 Ländern aus der ganzen Welt kommen – und alles nur über Empfehlungen, da 100mentors mit der Vermarktung der Plattform noch gar nicht richtig angefangen hat. Ein wichtiger Baustein scheint die Zusammenarbeit mit Universitäten und großen Beratungsunternehmen zu sein. Der Schwerpunkt von 100mentors liegt aktuell vor allem in den Bereichen Technologie, Politik (internationale Beziehungen, Diplomatie) und Wirtschaft. Aber auch erste „Exoten“ fangen an, sich für die Plattform zu interessieren, wie Anfragen zu Studien zur Konservierung von Kunst zeigen.

Griechenland als optimales Gründerland

Eine Sache habe ich mir noch für den Schluss aufgehoben: Da die Gründer internationale Erfahrung besitzen und 2013 mit dem Founder Award des renommierten Deloitte Institutes der London Business School ausgezeichnet wurden, lag es eigentlich nahe, 100mentors in England zu gründen. Sie haben sich aber für Griechenland entschieden, denn: „Der hohe Ausbildungsgrad der Ingenieure in Griechenland in Kombination mit relativ niedrigen Kosten für Büros machen Griechenland zu einem optimalen Standort für uns“. Vielleicht sehen wir ja in Zukunft noch mehr Startups, die in Griechenland gründen – auch wenn deren Ideen irgendwo anders auf der Welt entstanden sind.

Das Wetter ist in Griechenland sicher auch besser als in London oder Berlin.

tape.ly

Die guten alten Mixtapes sind wieder da!

Über Jahrzehnte waren Schallplatten und ihre Cover von einer untrennbar Ästhetik, die den Zeitgeist oder ein persönliches Gefühl ausdrückten. Die Gestaltung von Plattencovern war eine Design-Disziplin für sich und neue Plattencover waren Diskussionsthema und Ausdruck einer Gesamtstimmung und Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sei sie sozial oder von einer bestimmten politischen Einstellung geprägt. Damals waren auch die selbstaufgenommenen Kassetten, die man vielleicht seiner Angebeteten schenkte, nichteinfach nur eine „Playlist“. Oft lag ihnen ein Konzept zugrunde, mit dem man versuchte, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder die Beschenkte vermittels Musik in eine bestimmte, gemeinsamkeitsstiftende Stimmung zu versetzen – manchmal von Erfolg gekrönt, manchmal auch nicht.

Tapely_Start_me_upMit der Digitalisierung der Musik verschwand sukzessive die Untrennbarkeit von Design und Musik. Die CDs hatten zwar noch etwas Fläche für Bilder, aber das ist schon kein Vergleich mehr zu einem Plattencover. Inzwischen sind auch die CDs quasi verschwunden und in „Playlists“, die über USB-Sticks ausgetauscht oder über die Cloud verwaltet werden, aufgegangen. Das Gleiche gilt für die guten alten Kassetten. Die Sehnsucht aber nach Ausdrucksformen, die Musik, Ästhetik und Botschaft kombinieren, ist geblieben.

Zurück zum Gesamtkunstwerk

Tapely_Startseite

Das griechische Startup tape.ly hat den Bedarf erkannt und möchte den langweiligen Playlists etwas entgegensetzen. Musikauswahl und Musikempfehlungen sollen wieder die dazu passende Ästhetik zurückbekommen. „Wie früher mit gestalteten Kassetten kann jeder Musikfreund nun mit tape.ly sein eigenes Gesamtwerk schaffen und für sich und seine Freunde wieder Musik und Gestaltung kombinieren“, so Alexandros Nikolaidis, der Gründer von tape.ly. „Der große Unterschied zu Playlists von anderen Cloud-Diensten ist, dass der Nutzer nicht nur die Musik auswählt, sondern gleich den ganzen Bildschirm zur Gestaltung nach seinen Vorstellung und seiner Stimmung bekommt“, so Alex weiter. Und das Beste dabei: tape.ly ist komplett kostenlos.

Neben Privatpersonen, die ihren Freunden eine Freude machen wollen, werden immer mehr Medienagenturen auf die Möglichkeiten von tape.ly aufmerksam. „Ich bin selbst überrascht, wie kreativ die Nutzer sind, und freue mich täglich über neue Einsatzgebiete“. So gibt es typische Nutzer aus der Musikbranche, wie Musik-Blogs, die ihre Seiten mit tape.ly anreichern, oder Musiksendungen, die nach einer Sendung die Stücke mit entsprechenden Bilder versehen veröffentlichen. Aber eben auch ein Verlag, der einem Roman Noir ein Jazz-Mixtape beigelegt hat, oder ein Dokumentarfilmer, der eine Dokumentation über die Geschichte des Hip-Hops gedreht und die Musik aus dem Film als Begleitung auf tape.ly gestellt hat. Es gibt auch Professoren, die ihre Musikstudenten bitten, Lieder nach bestimmten Kriterien auszuwählen und über tape.ly bereitzustellen (siehe Kommentar auf Twitter), oder Fotoshootings von Stars, die mit passenden Mixtapes ergänzt werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Obwohl der Dienst gerade mal ein paar Monate jung ist, sind die Nutzer bereits extrem kreativ und haben über 15.000 Tapes kreiert. „Dabei hilft natürlich auch der virale Charakter von tapely“, so Alex weiter. Niemand gestaltet ein Tape für sich selbst, sondern immer für andere. Wenn ich mein Tape fertig habe, schicke ich es meinen Freunden oder verbreite es über die sozialen Medien, sodass immer mehr Personen auf tape.ly aufmerksam werden. Inzwischen kann man sein Tape auch in Blogs und Webseiten einbinden.

Mein erstes Tape

Es ist ganz einfach, mit tape.ly seine erstes „Tape“ zu erstellen. Nach der Registrierung über die Webseite erhält man alle Werkzeuge, um Musik auszuwählen und seinem Tape hinzuzufügen und das Cover zu gestalten.

Das kann ich auch, habe ich mir gedacht. Hier also mein erster Versuch. Passend zum Blog ist das Motiv natürlich Griechenland. Allerdings wollte ich jetzt nicht einfach eine Auswahl an griechischer Musik beisteuern. Stattdessen habe ich mich für einen wilden Mix aus Stücken entschieden, die man nicht unbedingt mit Griechenland verbindet, die aber entweder einen griechischen Ursprung haben oder von Griechen neuinterpretiert wurden. Hier meine Auswahl (Auf Bild klicken oder diesem Link folgen: http://tape.ly/eulen-aus-athen) :

Tapely_EulenAusAthen-Mix

  • Jump Around – neu interpretiert von den Noise Only aus Drama
  • Misirlou – bekannt aus dem Film Pulp Fiction, Original von Tetos Demetriades
  • Honeymoon Song – von den Beatles bzw. eigentlich von Mikis Theodorakis
  • Loop de Love – von Juan Bastos. Großer Hit in den 70ern auf der Grundlage eines alten Volksliedes von der Insel Kalymnos
  • Theme from Serpico – Musik des Films Serpico mit Al Pacino und Musik von Theodorakis.
  • I remembered the time – Dirty Three. Original von Spanos und Arleta (http://en.wikipedia.org/wiki/Horse_Stories)
  • Darla Dirladada – noch eine klassische Interpretation von Dalida des Liedes aus Kalymnos. Dieses Mal von Dalida
  • Ein Schiff wird kommen – hier eine Interpretation der Marktmusikanten des Liedes von Manos Hadzidakis (bekannt vor allem über Melina Merkuri und natürlich Lale Andersen)
  • Last but not least: Zorba the Greek – diesmal interpretiert von John Murphy und David Hughes für den Film Bube, Dame, König, Gras (Lock, Stock and Two Smoking Barrells).

Vielen Dank an dieser Stelle auch an meinen Cousin Vassilis Botoulas, der mich auf einige dieser Perlen aufmerksam gemacht hat.

Wie geht es weiter?

Bis vor ein paar Wochen ist Alexandros Nikolaidis mit seinem Team noch ganz ohne Finanzierung ausgekommen. Sie haben die Lösung aufgebaut und waren selbst überrascht über den raschen Erfolg, vor allem auch außerhalb von Griechenland. Nur 5% der Nutzer kommen aus Griechenland. Der Rest aus der ganzen Welt, besonders viele aus den USA und immerhin schon 8% aus Deutschland.

Tapely-Team vor der Akropolis. Ganz rechts Alexandros Nikolaidis

Tapely-Team vor der Akropolis. Ganz rechts Alexandros Nikolaidis

Seit kurzem haben die Firmengründer jetzt eine Finanzierung über den Open Fund gesichert und streben eine schnelle internationale Expansion an. Der Dienst ist komplett kostenlos, sodass sich natürlich die Frage nach dem Geschäftsmodell stellt: Das aktuelle Angebot soll dabei weiterhin kostenlos bleiben und irgendwann durch zusätzlich Werkzeuge für Design und Umsetzung ergänzt werden, die dann kostenpflichtig sind.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht, und freue mich täglich über neue „Featured Tapes“: Selbst wer keine Muße hat, eigene Tapes zu erstellen, findet sicher etwas auf tape.ly.

goodvid.io

Ein persönliches Video sagt mehr als tausend Worte

Ich weiß nicht, wie viele von euch schon mal online etwas gekauft haben, aber ich bin sicher: Es werden immer mehr (was auch die aktuellen E-Commerce Statistiken belegen. In der Anfangsphase des E-Commerce fehlte vielen Kunden das nötige Vertrauen in die Online-Käufe. Dank Bewertungsmöglichkeiten und Berichten durch Käufer ist das Vertrauen in Produkte und Shops inzwischen wesentlich höher.

Goodvidio_Startseite

In unserem multimedialen Zeitalter reicht das jedoch noch lange nicht aus, außerdem ist das Lesen unzähliger Kritiken anstrengend.  Vielleicht erklärt das die enorme Beliebtheit von Testvideos: Immer mehr Nutzer schauen sich mehr oder weniger professionell erstellte Filmchen an, die irgendein begeisterter oder genervter Käufer in Youtube,  Vimeo oder auf eine spezielle Testfilmseite hochgeladen hat, um ein Surrogat für die direkte Erfahrung zu finden. Das haben auch die Anbieter von Handelsplätzen im Internet erkannt, weshalb sie ihre Beschreibungen immer mehr durch solche, sagen wir unprofessionellen Filme, ergänzen. Das Problem für die Anbieter von Plattformen für den elektronischen Handel ist nun herauszufinden, welche Videos es überhaupt  für ein bestimmtes Produkt gibt und welche dieser Videos geeigneter als andere sind, um potenzielle Käufer zu überzeugen – ein beliebig komplexes und kostenintensives Problem des Information Filtering.

Die besten Erklärvideos automatisch auswählen

Das griechische Startup goodvid.io entwickelt aktuell eine Lösung als Software as a Service (SaaS), mit der Shop-Anbieter ganz einfach ihre Produkte um Erklär- und Testvideos  ergänzen können – und zwar nicht zufällig, sondern gezielt nach vorgegebenen Kriterien.  Die beiden Gründer von goodvid.io Dimitrios Kourtesis und Konstantinos Bratanis erklärten mir das so: „goodvid.io scannt kontinuierlich Videos über Produkte in den großen Videoportalen, kategorisiert diese und sammelt zu den Videos das Nutzungsverhalten. Umgekehrt können Shop-Inhaber angeben, zu welchen Artikeln sie Videos anzeigen wollen und goodvid.io macht ihnen entsprechend Vorschläge“.  Das Einzige, was der Shop-Inhaber noch machen muss, ist, eins oder mehrere der vorgeschlagenen Videos auszuwählen und freizugeben. Über das integrierte Feedback durch die Shops lernt goodvid.io auch selbst ständig dazu, so dass die Auswahl der Videos immer besser wird.

Integration in Shop-Software

Jetzt ist es so, dass fast alle Shops, über die wir täglich einkaufen, auf der Plattform einer der vier großen Anbieter für Shop-Software aufbauen, also Magento, Shopify, BigCommerce oder Volusion. Statt also jeden Shop-Inhaber direkt anzusprechen, vertreibt goodvid.io seinen Dienst als kostenloses Plugin für diese Plattformen. Damit erreichen sie 370.000 Shops weltweit.

Integration von goodvidio

Wir vertrauen Kritikern mehr als Unternehmen

 „Gut gemachte private Videos sind nicht nur für Kunden interessant, sondern auch für Shops. So wurde festgestellt, dass die Kaufwahrscheinlichkeit um bis zu 64 % steigt, wenn neben einem Produkt auch ein Social Video sichtbar ist, also eines, das das Produkt erklärt oder testet“, so Dimitris und Kostas weiter. Interessanterweise gilt das auch für Videos, die nicht nur positiv über das Produkt sprechen. „Der Clou ist Vertrauen“, wissen die beiden Gründer. Es ist wohl erwiesen, dass wir solchen Social Videos deutlich mehr vertrauen als Informationen, die vom Händler selbst kommen.  Was ich nicht wusste: Es gibt sogar Unternehmen, wie das griechische Unternehmen Unboxholics, die sich mit objektiven Bewertungsfilmen ein Renommee geschaffen haben und darüber ihr Geld verdienen.

Das Unternehmen und nächste Schritte

Wie schon bei einigen der Startups, die ich hier beschrieben habe, ging es auch bei goodvid.io Schlag auf Schlag: Die erste Idee wurde im Oktober 2013 geboren, im November hatten die beiden Gründer bereits einen ersten Prototypen, mit dem sie auf dem Startup Weekend Sheffield gleich den zweiten Platz gewonnen haben. Im Dezember waren sie zu Gast bei der Global Startup Battle und haben dort unter 98 Gruppen aus der ganzen Welt auf Anhieb den dritten Platz im Bereich E-Commerce erhalten. Und irgendwann dazwischen habe ich die beiden zufällig im Café Rih in Karlsruhe getroffen (die Welt ist manchmal klein).

Zufälliges Treffen mit den beiden Gründer von goodvid.io Konstantinos Bratanis und Dimitrios Kourtesis im Café Rih in Karslruhe

Zufälliges Treffen mit den beiden Gründer von goodvid.io Konstantinos Bratanis und Dimitrios Kourtesis im Café Rih in Karlsruhe

Seit Januar 2014 gibt es das Unternehmen goodvid.io mit Sitz in der Technopolis in Thessaloniki.  Aktuell sind die beiden in einer privaten Beta-Phase, in der sie mit fünf ausgewählten Shops die Funktionalität testen und ausbauen. Wenn die so weiter machen, bin ich zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr die ersten „good videos“ auf deutschen Shops sehen werden.   

Nur 29,1% wissen, was ein Startup ist

Erste Pollfish-Umfrage zu Startups in Deutschland

Vor einigen Monaten hatte ich über das griechische Startup Pollfish berichtet (siehe hier). Ich fand die Idee bestechend, Umfragen über mobile Geräte zu verteilen, um schneller Ergebnisse zu bekommen und vor allem, um auch Personen unterwegs zu erreichen. Also habe ich mir gedacht, ich probiere es selbst mal aus nach dem Motto „Eat your own dogfood“.

Gesagt, getan.

pollfish_Umfrage

Ich wollte natürlich, einen Bezug zum Blog herstellen und da Pollfish Umfragen weltweit auf 11 Millionen Endgeräten verteilen kann, konnte ich auch meine Zielgruppe auf Deutschland beschränken. Ich habe folgende Fragen gestellt:

  • Wissen Sie, was ein Startup-Unternehmen ist?
  • Was denken Sie über griechische Startups?
  • Von wie vielen griechischen Startups haben Sie schon gehört?
  • Kennen Sie das Blog Eulen aus Athen?

Mir ist klar, dass eine Umfrage mit ca. 200 Teilnehmern nicht wirklich aussagekräftig ist, aber ich fand das Ergebnis dennoch interessant. Hier ein paar Details:

  • Nur 29,1% aller Teilnehmer wissen überhaupt, was ein Startup-Unternehmen ist. In Anbetracht der Wahrnehmung in einer Welt, in der ich mich bewege, ist das sehr ernüchternd. Die Umfrage ging überwiegend an junge Smartphone-Nutzer (bis 34 Jahre). Mich würde interessieren, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, wenn man dazu eine breitere Umfrage in anderen Zielgruppensegmenten durchführen würde.
  • Von denen, die wissen, was ein Startup ist, haben 77,8% noch nie von einem griechischen Startup gehört. Ein Lichtblick: Immerhin 5,6% davon behaupten, dass einige der besten Startups aus Griechenland kommen.
  • 7,1% aller Teilnehmer kennen das Blog Eulen aus Athen.

Wer mit den Ergebnissen der Umfrage etwas spielen will, kann das übrigens hier machen: https://www.pollfish.com/results/survey/195/69313415/all#.Uu43H_l5OSo. Will man herausfinden, wie die Antworten in Relation zu anderen Antworten ausfallen, kann man einzelne Zeilen aktivieren und dann auf den Refresh-Knopf drücken. Dabei stellt man fest, dass einige Teilnehmer auch inkonsistente Antworten gegeben haben, wie „ich kenne das Blog, weiß aber nicht was ein Startup-Unternehmen ist“.

Wer zu seinem Thema oder Produkt selbst eine Umfragen machen will, kann das natürlich über Pollfish machen und diese auf bis zu 11 Millionen Smartphones verteilen. Eine Pollfish-Unfrage kostet einen Euro pro ausgefülltem Fragebogen und man erhält dadurch die Möglichkeit, schnell eine Umfrage bei sehr vielen Teilnehmern durchzuführen. Einsatzmöglichkeiten gibt es viele, wie beispielsweise Meinungsumfragen zum aktuellen Geschehen oder einer kurzen Bewertung einer neuen Produktidee, bevor man tatsächlich in eine teure Produktion geht.

Viele Spaß beim Ausprobieren! Vielleicht wiederhole ich die Umfrage in einem Jahr, um zu sehen, ob sich in der Wahrnehmung etwas geändert hat.