tape.ly

Die guten alten Mixtapes sind wieder da!

Über Jahrzehnte waren Schallplatten und ihre Cover von einer untrennbar Ästhetik, die den Zeitgeist oder ein persönliches Gefühl ausdrückten. Die Gestaltung von Plattencovern war eine Design-Disziplin für sich und neue Plattencover waren Diskussionsthema und Ausdruck einer Gesamtstimmung und Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sei sie sozial oder von einer bestimmten politischen Einstellung geprägt. Damals waren auch die selbstaufgenommenen Kassetten, die man vielleicht seiner Angebeteten schenkte, nichteinfach nur eine „Playlist“. Oft lag ihnen ein Konzept zugrunde, mit dem man versuchte, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen oder die Beschenkte vermittels Musik in eine bestimmte, gemeinsamkeitsstiftende Stimmung zu versetzen – manchmal von Erfolg gekrönt, manchmal auch nicht.

Tapely_Start_me_upMit der Digitalisierung der Musik verschwand sukzessive die Untrennbarkeit von Design und Musik. Die CDs hatten zwar noch etwas Fläche für Bilder, aber das ist schon kein Vergleich mehr zu einem Plattencover. Inzwischen sind auch die CDs quasi verschwunden und in „Playlists“, die über USB-Sticks ausgetauscht oder über die Cloud verwaltet werden, aufgegangen. Das Gleiche gilt für die guten alten Kassetten. Die Sehnsucht aber nach Ausdrucksformen, die Musik, Ästhetik und Botschaft kombinieren, ist geblieben.

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Tapely_Startseite

Das griechische Startup tape.ly hat den Bedarf erkannt und möchte den langweiligen Playlists etwas entgegensetzen. Musikauswahl und Musikempfehlungen sollen wieder die dazu passende Ästhetik zurückbekommen. „Wie früher mit gestalteten Kassetten kann jeder Musikfreund nun mit tape.ly sein eigenes Gesamtwerk schaffen und für sich und seine Freunde wieder Musik und Gestaltung kombinieren“, so Alexandros Nikolaidis, der Gründer von tape.ly. „Der große Unterschied zu Playlists von anderen Cloud-Diensten ist, dass der Nutzer nicht nur die Musik auswählt, sondern gleich den ganzen Bildschirm zur Gestaltung nach seinen Vorstellung und seiner Stimmung bekommt“, so Alex weiter. Und das Beste dabei: tape.ly ist komplett kostenlos.

Neben Privatpersonen, die ihren Freunden eine Freude machen wollen, werden immer mehr Medienagenturen auf die Möglichkeiten von tape.ly aufmerksam. „Ich bin selbst überrascht, wie kreativ die Nutzer sind, und freue mich täglich über neue Einsatzgebiete“. So gibt es typische Nutzer aus der Musikbranche, wie Musik-Blogs, die ihre Seiten mit tape.ly anreichern, oder Musiksendungen, die nach einer Sendung die Stücke mit entsprechenden Bilder versehen veröffentlichen. Aber eben auch ein Verlag, der einem Roman Noir ein Jazz-Mixtape beigelegt hat, oder ein Dokumentarfilmer, der eine Dokumentation über die Geschichte des Hip-Hops gedreht und die Musik aus dem Film als Begleitung auf tape.ly gestellt hat. Es gibt auch Professoren, die ihre Musikstudenten bitten, Lieder nach bestimmten Kriterien auszuwählen und über tape.ly bereitzustellen (siehe Kommentar auf Twitter), oder Fotoshootings von Stars, die mit passenden Mixtapes ergänzt werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Obwohl der Dienst gerade mal ein paar Monate jung ist, sind die Nutzer bereits extrem kreativ und haben über 15.000 Tapes kreiert. „Dabei hilft natürlich auch der virale Charakter von tapely“, so Alex weiter. Niemand gestaltet ein Tape für sich selbst, sondern immer für andere. Wenn ich mein Tape fertig habe, schicke ich es meinen Freunden oder verbreite es über die sozialen Medien, sodass immer mehr Personen auf tape.ly aufmerksam werden. Inzwischen kann man sein Tape auch in Blogs und Webseiten einbinden.

Mein erstes Tape

Es ist ganz einfach, mit tape.ly seine erstes „Tape“ zu erstellen. Nach der Registrierung über die Webseite erhält man alle Werkzeuge, um Musik auszuwählen und seinem Tape hinzuzufügen und das Cover zu gestalten.

Das kann ich auch, habe ich mir gedacht. Hier also mein erster Versuch. Passend zum Blog ist das Motiv natürlich Griechenland. Allerdings wollte ich jetzt nicht einfach eine Auswahl an griechischer Musik beisteuern. Stattdessen habe ich mich für einen wilden Mix aus Stücken entschieden, die man nicht unbedingt mit Griechenland verbindet, die aber entweder einen griechischen Ursprung haben oder von Griechen neuinterpretiert wurden. Hier meine Auswahl (Auf Bild klicken oder diesem Link folgen: http://tape.ly/eulen-aus-athen) :

Tapely_EulenAusAthen-Mix

  • Jump Around – neu interpretiert von den Noise Only aus Drama
  • Misirlou – bekannt aus dem Film Pulp Fiction, Original von Tetos Demetriades
  • Honeymoon Song – von den Beatles bzw. eigentlich von Mikis Theodorakis
  • Loop de Love – von Juan Bastos. Großer Hit in den 70ern auf der Grundlage eines alten Volksliedes von der Insel Kalymnos
  • Theme from Serpico – Musik des Films Serpico mit Al Pacino und Musik von Theodorakis.
  • I remembered the time – Dirty Three. Original von Spanos und Arleta (http://en.wikipedia.org/wiki/Horse_Stories)
  • Darla Dirladada – noch eine klassische Interpretation von Dalida des Liedes aus Kalymnos. Dieses Mal von Dalida
  • Ein Schiff wird kommen – hier eine Interpretation der Marktmusikanten des Liedes von Manos Hadzidakis (bekannt vor allem über Melina Merkuri und natürlich Lale Andersen)
  • Last but not least: Zorba the Greek – diesmal interpretiert von John Murphy und David Hughes für den Film Bube, Dame, König, Gras (Lock, Stock and Two Smoking Barrells).

Vielen Dank an dieser Stelle auch an meinen Cousin Vassilis Botoulas, der mich auf einige dieser Perlen aufmerksam gemacht hat.

Wie geht es weiter?

Bis vor ein paar Wochen ist Alexandros Nikolaidis mit seinem Team noch ganz ohne Finanzierung ausgekommen. Sie haben die Lösung aufgebaut und waren selbst überrascht über den raschen Erfolg, vor allem auch außerhalb von Griechenland. Nur 5% der Nutzer kommen aus Griechenland. Der Rest aus der ganzen Welt, besonders viele aus den USA und immerhin schon 8% aus Deutschland.

Tapely-Team vor der Akropolis. Ganz rechts Alexandros Nikolaidis

Tapely-Team vor der Akropolis. Ganz rechts Alexandros Nikolaidis

Seit kurzem haben die Firmengründer jetzt eine Finanzierung über den Open Fund gesichert und streben eine schnelle internationale Expansion an. Der Dienst ist komplett kostenlos, sodass sich natürlich die Frage nach dem Geschäftsmodell stellt: Das aktuelle Angebot soll dabei weiterhin kostenlos bleiben und irgendwann durch zusätzlich Werkzeuge für Design und Umsetzung ergänzt werden, die dann kostenpflichtig sind.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht, und freue mich täglich über neue „Featured Tapes“: Selbst wer keine Muße hat, eigene Tapes zu erstellen, findet sicher etwas auf tape.ly.

cssigniter

Schöne Web-Designs für alle

WordPress ist eine der am weitesten verbreiteten Plattformen für Blogs. Eulen aus Athen ist ja auch ein WordPress-Blog. Was ich nicht wusste: WordPress inzwischen zu einem der größten Content Management Systeme geworden, über das alle möglichen Webseiten betrieben werden (Top 10). Schätzungen zufolge sind das bereits 16% aller Webauftritte weltweit (siehe z.B. hier).

Neben der Tatsache, dass der Einstieg kostenlos und WordPress extrem einfach zu bedienen ist, hat zum Erfolg sicherlich auch beigetragen, dass man sehr schnell und einfach neue Designs aufsetzen kann, mit dem Ergebnis, dass selbst private Blogs manchmal mit extrem professionellen Designs daherkommen – Eulen aus Athen als Ausnahme bestätigt die Regel 😉

cssigniter-Startseite

Individuelle Designs von der Stange

Gerasimos Tsiamalos und Anastis Sourgoutsidis haben diesen Trend hin zu WordPress früh aufgespürt und gemeinsam das griechische Unternehmen cssigniter gegründet. cssigniter entwickelt in regelmäßigen Abständen wunderschöne WordPress-Designs für unterschiedliche Branchen und Aufgaben. Der Clou: Statt für jeden Kunden ein individuelles Design zu entwickeln, stellen cssigniter die Designs als Abonnement bereit, sodass sich andere Webentwickler und Designer davon bedienen und für ihre Kunden wiederum neue Webseiten erstellen können.

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Die Unternehmer und das Geschäftsmodell

Die beiden griechischen Unternehmer aus Thessaloniki  beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit Webseiten-Entwicklung und -Design und gehörten auch zu den Ersten, die sich in Griechenland auf WordPress-Designs spezialisiert haben. 2010 haben sie dann den Entschluss gefasst, die Designs zu standardisieren und mit cssigniter ein eigenes Unternehmen zu gründen. „Der Anfang war schwer, da wir noch recht wenige Designs hatten und unbekannt waren. Inzwischen haben wir mehrere tausend Mitglieder, sodass wir profitabel sind und auch weitere Designer und Entwickler beschäftigen können. Dabei haben wir bisjetzt noch nichts für Marketing ausgegeben“, so Gerasimos Tsiamalos.

Das Geschäftsmodell ist sehr einfach: Regelmäßig stellt cssigniter neue Designs vor und für einen fixen Jahresbetrag von 39$ kann man beliebig viele der Designs und beliebig oft für seine Kunden nutzen. Inzwischen bieten sie auch ein Affiliate-Programm an, über das auch Dritte die Designs vermarkten können. „Im nächsten Schritt denken wir über eine stärkere Vertikalisierung nach, also beispielsweise Musiker, die besondere Anforderungen an ihre Designs und vor allem an die bereitgestellte Funktionalität haben“.

Die meisten Kunden von cssigniter kommen übrigens aus den USA, aber auch in Deutschland gibt es schon über 200 Kunden.

Voraussetzung für die Nutzung der Designs von cssigniter ist allerdings, dass man WordPress selbst hostet bzw. bei einem Hoster nutzt. Nun wisst ihr auch warum ich nicht gleich selbst auf ein cssigniter-Design umgestellt habe.

Natürlich gibt es auch Platzhirsche im Bereich der WordPress-Designs, wie elegant themes aus den USA oder Woo Themes aus Südafrika, aber ich freue mich, dass auch ein griechisches Unternehmen in dieser Liga mitspielt.