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Viele kleine Fehler und eine Erfolgsgeschichte

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich das letzte Mal etwas selbst entwickelt habe, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nichts nervenaufreibenderes gibt, als einen Fehler in der Software gemeldet zu bekommen und nicht nachvollziehen zu können, was genau diesen Fehler verursacht hat. Und je komplexer die Anwendungen und Interaktionen untereinander werden, desto schwieriger wird die Fehlersuche.

Mit Anwendungen für mobile Endgeräte (Apps) ist das nicht anders und es kommt noch ein Frustfaktor hinzu: Oft weiß man als Entwickler noch nicht mal, dass irgendwo auf der Welt, auf irgendeinem Handy die Software gerade abgeschmiert ist.  Der Begriff „Bug“ wirkt eher als Verniedlichung, wenn man in Betracht zieht, was die Hauptgründe für schlechte Bewertungen von Apps sind: Der GAU ist, wenn ein Bug zu Stabilitäts- und Performanzproblemen führt und die Nutzer deswegen die App schlecht bewerten oder löschen. Im Gegensatz zu klassischen Softwareprodukten, in denen Generationen an Nutzern mit bestimmten Bugs gelebt haben, sind App-Nutzer nicht nur schneller beim Kauf, sondern auch beim Löschen und Kritisieren. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind App-Nutzer besonders rigoros und fast die Hälfte aller App-Nutzer löscht die App sofort, wenn sie einmal einfriert (Apigee Survey).

Infographik (c) bugsense

Ich bin beeindruckt

Das griechische Unternehmen bugsense hat erkannt, dass es unabdingbar ist, auch oder gerade für die Softwareentwicklung von mobilen Endgeräten entsprechende Unterstützung bei der Fehlersuche anzubieten. Panos Papadopoulos und John Vlachoyiannis haben ihr Geld und vor allem ihre Energie zusammen gelegt und etwas Erstaunliches vollbracht: Innerhalb von weniger als zwei Jahren haben sie ein Unternehmen hochgezogen, dass mit den „Großen“ dieser Welt nicht nur konkurriert, sondern ihnen inzwischen auch den Rang abläuft. Mit über 12.000 Entwicklern als Kundenbasis haben sie nicht nur einen „social proof“ durchgeführt (im HipHop würde man vermutlich von „street credibility“ sprechen), sondern sind inzwischen De-facto-Standard bei der App-Entwicklung für Android. Über 3% aller Android-Apps nutzen bugsense bereits. Wenn man bedenkt, dass Google-eigene Werkzeuge wie Google Analytics gerade mal in 7% aller Apps enthalten sind, dann ist das ein enormer Wert (siehe auch appbrain). Wie mir Panos Papadopoulos sagte, ist „bugsense auch gerade dabei, sich als führender Anbieter für das ganz neue Windows 8 von Microsoft zu etablieren“ (Windows Blog).

Richtig beeindruckt war ich von der Referenzliste, die bugsense vorweisen kann. Laut Panos Papadopoulos übrigens „war einer der ersten größeren Kunde das deutsche Unternehmen SoundCloud“. Inzwischen gehören zu den Kunden von bugsense so schillernde Namen wie HBO, VMware, Groupon oder Instagram. Die Liste könnte ich endlos weiter führen. Sogar Microsoft setzt inzwischen bugsense ein, um Fehler in der mobilen Version von Skype zu identifizieren und zu analysieren.

Die Innovation

Bei der ganzen Freude über die Referenzliste sollte ich wohl auch noch kurz erwähnen, was bugsense eigentlich macht. Einfach ausgedrückt ist bugsense eine Cloud-basierte Lösung, die auftretende Fehler in einer App protokolliert und dabei hilft, diese Fehler zu analysieren und zu lokalisieren. Solche Informationen können beispielsweise ausführliche Crashreports sein (bei welchem Gerät, welchem Betriebssystem, welcher Interaktion etc. ist der Fehler aufgetreten), aber auch sogenannte Quality Metrics, also beispielsweise wie viele Nutzer von einem Bug betroffen sind, bis hin zu Benachrichtigung in Echtzeit, Integration in lokale Fehlermeldesysteme wie JIRA, Analysemöglichkeiten zu den einzelnen Fehlern und automatische Benachrichtigung der Nutzer, wenn ein Fehler gefixt wurde.

Startseite von bugsense

Interessant dabei ist auch, wie mit so vielen Daten umgegangen wird, ohne die Performanz und Verfügbarkeit von bugsense selbst zu gefährden. Mit steigender Anzahl der Nutzer wachsen auch die Fehlermeldungen. Am Anfang ein paar hundert, dann ein paar tausend und demnächst 10.000 pro Minute. Dass dies eine Herausforderung für sich ist, kann sich jeder vorstellen. Dem geneigten Leser empfehle ich dazu den Artikel der Gründer im Bugsense-Blog „Indexing BigData with ElasticSearch“.

Viel Spaß bei der Fehlersuche.