Micro2Gen

Molekulardiagnose in wenigen Minuten

Wenn zu einem Krankheitsbild viele mögliche Ursachen in Frage kommen, dann passiert es leider viel zu häufig, dass falsch diagnostiziert wird. Besonders, wenn es umständlich und zeitaufwändig ist, die Ursache festzustellen. So ist das beispielsweise bei Zöliakie und die betrifft immerhin 1% aller Europäer. Bei Zöliakie entstehen Schmerzen durch die Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, dem in vielen Getreidesorten vorkommenden Klebereiweiß.

micro2gen-Startseite

Ähnlich wie Zöliakie gibt es viele Krankheitsbilder, die unter anderem auf genetische Ursachen zurückzuführt werden können. Eine schnelle Untersuchung und dann noch nach unterschiedlichen potentiellen genetischen Ursachen ist heutzutage nur aufwändig und im Labor möglich.

Ein ganzes Labor auf einem Chip

In den letzten Jahren beschäftigen sich immer mehr Forschungseinrichtungen mit dem Thema, wie man beispielsweise Blutanalysen vor Ort, schnell und ohne externe Labore durchführen kann. Allerdings verlässt das Thema die Forschung noch selten. Die beiden griechischen Unternehmer Thanos Demiris und Spyros Blionas haben es gewagt und 2007 ihr Unternehmen Micro2Gen in Athen gegründet. Das Ziel von Micro2Gen ist es, eine Apparatur zu bauen, mit der man in jeder Praxis Blutuntersuchungen direkt vor Ort machen kann.

micro2gen-Prototyp

Beide griechischen Gründer kommen aus der medizinischen Informatik und haben viele Jahre Berufserfahrung in dem Bereich. Nach jahrelanger Forschung steht nun auch ein erster Prototyp, mit dem man solche Untersuchungen machen kann.

micro2gen-SW-Flow-Analysis

Sie spezialisieren sich dabei nicht, wie man zunächst annehmen würde, auf die Chips selbst, sondern auf den technischen Mechanismus, mit dem man mehrere solcher Chips systematisch und kombiniert nutzen kann. Die Chips werden in Zusammenarbeit mit strategischen Partnern in Spanien und Deutschland entworfen und produziert. Finanziert haben sich die beiden Gründer von Micro2Gen über mehrere europäische Forschungsprojekte sowie viel Eigeninvestition. Das Ergebnis: eine ganze Reihe an Patenten im Bereich der Flusskontrolle (Flow-Control) bei den Analysen.

Das Geschäftsmodell: Nespresso für Ärzte

Obwohl ich aus der „Technik“ komme, war es auch für mich nicht ganz einfach zu verstehen, was sie eigentlich genau machen. Thanos Demiris erklärte mir das so: Das System könnten man als Nespresso für Ärzte bezeichnen – nur wesentlich komplexer. Die Apparatur wird mit unterschiedlichen Chips bestückt und es wird ein Tropfen Blut dazugegeben. Das System übernimmt dann die Einzelprüfungen über die konfigurierten Chips und gibt nach einer oder zwei Stunden das Ergebnis aus.

Zukünftige Entwicklung

Noch finanziert sich Micro2Gen vorrangig über Dienstleistungen im Bereich medizinische Informatik mit Kunden in Deutschland, Spanien, aber auch Griechenland. Ihre Vision, ein Labor auf einem Chip zu bauen, verlieren sie dabei nie aus den Augen. Der aktuelle Prototyp ist ungefähr so groß wie ein handelsüblicher Drucker und kann bereits bestimmte Prüfungen beispielsweise für Zöliakie durchführen. Laut Thanos Demiris werden sie jedoch noch 3-4 Jahre Forschung und Entwicklung benötigen, bevor das Produkt marktreif ist.

Thanos Demiris war übrigens mit mir auf der Deutschen Schule Athen (einer der Klassenbesten) und spricht sehr gut Deutsch, da er auch in Heidelberg medizinische Informatik studiert hat. Ich freue mich daher doppelt, dass er das Risiko eingegangen ist, in Griechenland ein Unternehmen mitzugründen. Das Risiko hat sich gelohnt, das Unternehmen hat inzwischen 10 Mitarbeiter.

Ich wünsche den beiden noch viel Erfolg.