Autostop 2.0 oder die Echtzeitmitfahrzentrale
Ich habe die Zeit noch gerade so miterlebt, in der es auf dem Land üblich war, Fremde mit dem Auto ein Stück mitzunehmen, wenn man die gleiche Strecke fuhr. Man hielt ein kurzes Schwätzchen, lernte vielleicht noch jemanden vom Ort kennen und zog seines Weges. Heutzutage ist die spontane Mitnahme Dritter eher unüblich – man hat Angst, will keine Scherereien oder weiß nicht, wie das versicherungstechnisch abgedeckt ist. Auf Langstrecken ist das noch etwas anders. Da gibt es inzwischen organisierte Mitfahrzentralen. Allerdings ist das auch nicht ganz das Selbe. Bei der Dichte an Mobiltelefonen und dem Verkehrskollaps in den Städten zur Rushhour stellt sich jedoch die Frage, wieso es heutzutage nicht möglich ist, ad-hoc Personen, die in die gleiche Richtung wollen, zusammenzubringen – das wäre nicht nur umweltschonender, sondern könnte auch Fahrtkosten reduzieren und man würde vielleicht auch ein paar nette Leute kennenlernen.
Mit Freunden mitfahren – sofort
Die beiden griechischen Unternehmer Nikiforos Doukas und Evangelos Pittas haben erkannt, dass durch die extreme Verkehrsdichte in Großstädten und die Verbreitung von mobilen Endgeräten sowie sozialen Netzen das Thema ganz neu aufgerollt und modernisiert werden kann. Das Ergebnis ist HopIn, eine Plattform zur Verwaltung von Fahrern und Mitfahrern sowie einer App für Smartphones, mit der man angeben kann, wohin man fährt (oder fahren will). Den Rest erledigt HopIn für einen: Es sucht nach geeigneten Teilstrecken, gleicht die Gesuche und Angebote ab und macht Vorschläge. Die Nutzer können sich über die Mitfahrer informieren und einer Fahrt zustimmen oder sie ablehnen. Wenn die Fahrt durchgeführt wurde, errechnet das System im Hintergrund die Kosten und teil sie fair zwischen den Teilnehmern auf.
Das Unternehmen und das Geschäftsmodell
An der Idee von HopIn arbeiten die beiden griechischen Gründer bereits seit fast zwei Jahren. Im letzten Jahr habe sie das Projekt dann konkretisiert und die Software implementiert. Seit ein paar Tagen sind sie in Athen in der Betaphase. „Wir setzen auf zwei zentrale Aspekte“, so Nikiforos und Evangelos im Gespräch in einem Athener Café. „Neben der Möglichkeit einfach Geld zu sparen, wenn man jemanden mitnimmt, setzen wir stark auf den sozialen Aspekt“. Man sieht in HopIn die Profile der Personen, die man mitnimmt und von denen man mitgenommen wird, und in der nächsten Version sollen dann auch die Freunde in der Karte angezeigt werden, die gerade in der Nähe unterwegs sind. Neue Freundschaften nicht ausgeschlossen. „Nach Athen werden planen wir HopIn zunächst in europäischen Großstädten zu lancieren“, so die beiden Gründer.
Vielleicht gibt es die Echtzeitmitfahrzentrale ja bald auch in Berlin, München, Hamburg, Köln und –warum nicht – auch in Karlsruhe.
Ich wünsche den beiden noch viel Erfolg und freue mich bei meinem nächsten Besuch darauf, per HopIn durch die Stadt zu fahren.